Glücksregeln für den Alltag
Gewahrsein.“
Er hielt inne und fügte dann hinzu: „Aber was i c h hier vorschlage, ist im Grunde nichts Neues, nicht wahr?“
„In welcher Hinsicht neu?“
„Mir scheint so, als seien alle diese Dinge eine Sache des gesunden Menschenverstandes. Benutzt jemand seinen gesunden Menschenverstand, werden alle diese Antworten von alleine kommen.“
„Das mag stimmen“, räumte ich ein, „aber manchmal kommt es mir so vor, als würde es in unserer Gesellschaft gerade an gesundem Menschenverstand mangeln. Man sollte ihn häufiger anwenden.“
„Ich weiß nicht recht, ob das stimmt“, sagte er, „denn ich glaube, dass gesunder Menschenverstand notwenig ist, um Fortschritte zu machen, um Leistungen zu erbringen. Ohne gesunden Menschenverstand sind Sie nicht in der Lage, große Dinge zu erreichen. Und ich glaube, dass man in Amerika viele große Dinge geleistet hat. Daher nehme ich an, dass es dort zumindest etwas gesunden Menschenverstand gibt.“
„Wenn man es so sieht, haben Sie wahrscheinlich Recht. Aber die Menschen nehmen sich nicht immer die Zeit, innezuhalten, einfach nachzudenken und sich selbst an diese einfachen Vernunft- und verstandesmäßigen Dinge zu erinnern. Und noch etwas möchte ich anmerken: Sie können durchaus eine Menge Dinge hören, die dem gesunden Menschenverstand entspringen -doch wenn diese Dinge von Ihrer Mutter oder einem nervigen Onkel kommen, werden Sie sie vermutlich ignorieren; äußern Sie jedoch diese Worte, so schenken die Leute ihnen vielleicht Beachtung.“
Der Dalai Lama lachte herzhaft. „Weil ich der Dalai Lama bin? Howard, eben haben wir über Übertreibung gesprochen, und ich fürchte, jetzt übertreiben Sie!
Dennoch denke ich, dass die Selbstachtung - das Entwickeln eines genauen und realistischen Selbstgefühls durch sorgfältige Beobachtung - zu besserer Selbsterkenntnis führt. Und ich glaube, diese Selbsterkenntnis ist ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit bei der Arbeit. Es kann sogar noch andere vorteilhafte Nebeneffekte haben.“
„Welche?“, fragte ich.
„Würden Sie beispielsweise zustimmen, dass eines der Probleme, mit denen Menschen in ihrer Arbeit konfrontiert sind, darin besteht, sich schlecht zu fühlen und sehr negativ zu reagieren, wenn sie kritisiert werden? Oder auch, was ihre Zufriedenheit oder ihr Selbstwertgefühl betrifft, sich allzu sehr vom Lob anderer abhängig zu machen und den Mut zu verlieren, wenn sie nicht genug Anerkennung erhalten?“
„Auf jeden Fall. Dieses Merkmal ist allen Arbeitenden auf der ganzen Welt gemeinsam. Eine Studie, die von International Survey Research durchgeführt wurde, fand heraus, dass englische Arbeitnehmer drei Prioritäten in der Arbeit hatten, wovon zwei darin bestanden, Anerkennung für ihre Leistung zu erhalten und mit Respekt behandelt zu werden.“
„Natürlich ist es so, dass Selbsterkenntnis und ein realistischer Blick auf die eigenen Fähigkeiten keinen Einfluss darauf haben, ob und inwieweit Sie kritisiert werden“, fuhr der Dalai Lama fort, „aber sie können einen Einfluss darauf haben, wie man auf diese Kritik reagiert. Denn der eigene realistische Blick auf sich selbst verleiht ein gewisses Selbstvertrauen, eine gewisse innere Stärke. Man weiß, wozu man wirklich fähig ist und wo die eigenen Grenzen liegen. Und daher wird man sich weniger von dem beeinflussen lassen, was andere Leute sagen. Wenn man kritisiert wird und es sich dabei um eine berechtigte Kritik handelt, wird man sie leichter akzeptieren und als Chance nutzen können, um etwas über sich selbst zu lernen. Wird man jedoch fälschlicherweise für etwas beschuldigt, so reagiert man nicht so heftig, da man tief in seinem Inneren weiß, dass die Kritik unberechtigt ist; man kennt sich selbst. Und wenn ein Mensch so viel Selbstvertrauen hat, dass er seine eigenen positiven inneren Qualitäten und Talente erkennt, dann ist er nicht so sehr auf das Lob anderer angewiesen, um dieses Bewusstsein von der eigenen Leistung zu nähren.“
Der Dalai Lama beendete seine Ausführungen, indem er erklärte: „Wenn Sie den hohen Wert der Selbsterkenntnis erkennen, dann werden Sie, falls Sie eine noch ungewohnte Arbeit oder einen neuen Job in Angriff nehmen und damit scheitern, nicht so furchtbar enttäuscht sein. Wenn Sie auch diese negative Erfahrung als eine Gelegenheit begreifen, sich besser zu verstehen, als eine Möglichkeit, besser herauszufinden, welche Fähigkeiten Sie haben und nicht haben - dann ist es fast so, als
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