Glücksregeln für den Alltag
nicht. Ich beschloss, das Thema seines Berufs für dieses Mal fallen zu lassen und mich umfassenderen Dingen zuzuwenden.
„Nun, auch wenn die Menschen damit beschäftigt sind, sich um sich selbst zu kümmern, so brauchen die meisten doch irgendeine Arbeit. Bei früheren Gelegenheiten hörte ich Sie viele Male sagen, das Ziel des Lebens sei Glück.“
„Das stimmt“, bestätigte er.
„Also müssen wir eine Möglichkeit finden, wie wir sowohl in unserer Arbeit als auch zu Hause glücklich sein können; aber das ist nicht immer leicht. Lassen Sie mich Ihnen von einer Freundin erzählen. Ich schenkte ihr ein Exemplar von Die Regeln des Glücks. Sie vertraute mir an, dass sie es auf ihrem Nachttisch liegen hatte und jeden Abend vor dem Einschlafen darin las. Sie war ungeheuer inspiriert von Ihren Worten und erzählte mir, beim Lesen habe sie das Gefühl, es sei tatsächlich möglich, glücklich zu sein. Aber dann fügte sie hinzu: ,Wenn ich ins Bett gehe, denke ich immer, sofern ich mir nur Mühe gebe, ist das Glück in meiner Reichweite, ja, dort draußen wartet echtes Glück auf mich. Doch am nächsten Morgen muss ich um fünf Uhr aufstehen und bin eine Stunde unterwegs, um zu meiner Arbeit zu kommen. Und in dem Augenblick, wo ich mein Büro betrete, ändert sich alles - ich muss mit Druck und Belastungen fertig werden, den vielen Anforderungen genügen. Mein Chef ist ein richtiger Blödmann und ich kann meine Kollegen nicht ausstehen. Und plötzlich habe ich das Gefühl, dass die bloße Idee von Glück dahinschwindet. Sie löst sich einfach in Nichts auf. Alles verläuft so hektisch, dass ich kaum die Möglichkeit habe, Atem zu schöpfen, geschweige denn, darüber nachzudenken, wie ich an meinem Geist oder meiner inneren Entwicklung arbeiten kann. Und natürlich schert sich die Firma keinen Deut um mein Glück. Aber ich muss arbeiten, ich brauche das Geld. Ich kann nicht einfach kündigen und damit rechnen, dass ich einen anderen Job bekomme. Wie also kann ich Glück in der Arbeit finden?“
„Und natürlich ist meine Freundin kein Einzelfall“, fuhr ich fort. „In vielen Ländern der Erde scheint Unzufriedenheit mit der Arbeit sehr verbreitet zu sein. Kürzlich las ich in einer Studie, dass fast die Hälfte aller amerikanischen Arbeitnehmer mit ihrer Arbeit unzufrieden, in ihrem Job unglücklich ist. Einige Experten, mit denen ich darüber gesprochen habe, meinen, die Zahl könnte sogar noch höher sein. Und die Dinge scheinen immer schlimmer zu werden. Dieselbe Studie zeigt auch, dass die Anzahl der Menschen, die mit ihrem Job zufrieden sind, in den vergangenen fünf oder sechs Jahren um etwa acht Prozent gesunken ist.“
Der Dalai Lama schien überrascht. „Warum ist das so?“, fragte er.
„Nun, dieser Studie zufolge kann es eine ganze Reihe von Gründen dafür geben - von ungenügender Bezahlung oder normaler Langeweile bis hin zu komplexeren Faktoren, die mit der spezifischen Arbeit oder der Situation am Arbeitsplatz Zusammenhängen. Es gibt alle möglichen Dinge, die dazu beitragen können, dass ein Mensch sich in seiner Arbeit unwohl fühlt: schlechtes Arbeitsklima, fehlende Anerkennung, Mangel an Abwechslung und andere Dinge. Und ich würde sehr gerne Ihre Meinung über jeden dieser Faktoren hören. Aber lassen Sie mich Ihnen zuvor ein Beispiel geben: Einige Tage, ehe ich nach Dharamsala aufbrach, aß ich mit zwei Freunden zu Abend, die beide in der Softwareindustrie tätig sind und für Großunternehmen arbeiten. Während des Abendessens klagten sie fast die ganze Zeit über ihre Jobs. Sie arbeiten für verschiedene Unternehmen und beide klagten darüber, dass sie über ihre tägliche Arbeit keine Kontrolle hätten. Sie hatten nicht das Gefühl, autonom zu sein, und sie vermissten die Freiheit, ihre Arbeit nach ihren eigenen Vorstellungen erledigen zu dürfen. Beide kritisierten, dass ihre Vorgesetzten ihnen weder genügend Informationen noch Anweisungen für die zu erledigenden Arbeiten gaben. Wenn sie dann doch einmal eine klar umrissene Aufgabe hatten, wollten sie diese auf ihre Weise erledigen. Doch der Chef scheint dann ständig hinter ihnen zu stehen, ihnen über die Schulter zu schauen und ihnen keinerlei Spielraum für Kreativität oder persönliche Initiative zu lassen. Sie ärgern sich darüber, dass sie nicht nur keine Kontrolle über ihre Arbeit haben, sondern noch nicht einmal darüber bestimmen dürfen, wie sie sie ausführen.
Haben Sie irgendwelche Ideen, was man tun könnte,
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