Glücksregeln für den Alltag
materiellen Güter produziert, die Menschen verwenden können. Normalerweise wird Produktion mit einem Ergebnis gleichgesetzt. Und zweitens denken viele Menschen, es sollte etwas Positives implizieren. Ich glaube, selbst im konventionellen Gebrauch des Wortes ,produktiv’ steckt oft die Bedeutung, dass da ein positiver Zweck ist; und sagt man von jemandem, er sei kein produktiver Mensch, so hat das einen negativen Beiklang. Aber man kann auch nicht behaupten, dass mit dem Wort immer ein positiver Zweck oder ein positives Ziel verbunden wäre. Schließlich kann man zum Beispiel auch Gift produzieren - das ist produktiv, aber negativ. Es gibt also destruktive Handlungen, destruktive Arbeit - sie gelten als Arbeit und in gewisser Weise kann man auch sie als produktiv ansehen. Destruktives Arbeiten hat mit Bewegung zu tun, einer Bewegung, die gegen etwas gerichtet ist; es impliziert das Schaffen neuer Dinge. In diesem Sinne ist es produktiv - produktiv, weil es etwas produziert, hervorbringt.
Das Wort ‚produktiv’ ist vermutlich im Grunde neutral, wie das Wort ,Arbeit’ - es kann positiv oder negativ sein. Es ähnelt darin dem Wort ,Freiheit’. Ich glaube, Freiheit an sich ist nicht unbedingt positiv. Denn schließlich steht es Ihnen frei, negative Dinge zu tun, oder etwa nicht? Aber gewöhnlich wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Freiheit etwas Gutes ist. Und entsprechend dazu ist das Wort ,produktiv’ genau genommen neutral: Es kann destruktiv oder konstruktiv, positiv oder negativ sein, aber in der Regel finden wir es selbstverständlich, dass etwas ‚Produktives’ nichts Schädliches ist. Obwohl... ich weiß nicht... ganz sicher bin ich mir nicht.“ Er lachte. „Ich glaube, auch hier hängt es davon ab, was mit diesem Wort genau gemeint ist.
Ja, das ist kompliziert, komplex. Und die Produktion von Dingen wie Waffen oder giftigen Erzeugnissen ist eine sehr ernste Angelegenheit. Natürlich bekommt derjenige Arbeiter, der diese Dinge mit seiner Arbeit herstellt, ein Gehalt, manchmal sogar ein recht hohes; aber wenn wir diese Aktivitäten als produktiv bezeichnen, muss uns bewusst sein, in welchem Sinne wir das Wort Produktivität verwenden. Auch hier wiederum sehen wir, wie kompliziert dieses Problem ist. Nehmen wir zum Beispiel all die Aktivitäten der Nazis, die mit dem Völkermord an den Juden und anderen Menschen zu tun hatten, und die detaillierte Planungen, Strategien und deren Durchführung umfassten; wir können nicht behaupten, diese Aktivitäten seien produktiv. Analog dazu ist es denkbar, dass auch Verbrecher hart arbeiten, aber wir würden ihre Arbeit doch wohl nicht als produktiv bezeichnen wollen. All das legt meiner Ansicht nach nahe, dass zu unserer Vorstellung von dem, was eine produktive Aktivität ist, Nicht-Verletzen, Nicht-schädigen - ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, die gute Wirkung für andere - gehört. Verglichen mit diesen kriminellen Aktivitäten kann man sagen: Selbst wenn spirituelle Übungen wie Meditation keine unmittelbaren materiellen Auswirkungen haben mögen, so fügen solche Aktivitäten doch zumindest keinen Schaden zu - man kann sie daher als produktiver betrachten. Sie sehen, ich bin mir also selbst nicht ganz sicher. Konventionell ausgedrückt, können wir vielleicht produktive Arbeit als eine Aktivität definieren, die mit dem Hervorbringen von etwas verbunden ist, sei es materiell oder spirituell, das andere Menschen benutzen können, und dadurch Gutes aus den Aktivitäten, die zu dieser Hervorbringung führen, generiert. Aber, wie gesagt, so ganz sicher bin ich mir selbst nicht.“
Plötzlich begann er zu lachen. „Hier sitzen wir und prüfen die unterschiedlichen Gesichtspunkte und Aspekte der produktiven Aktivität - produktiv, unproduktiv, positiv, negativ; verschiedene Arten und Definitionen von produktiver Arbeit, je nachdem, welchen Blickwinkel man hat. Es scheint sehr kompliziert zu sein! Wie verwirrend! Ich frage mich, ob wir nach all dem zu irgendeiner Schlussfolgerung kommen.“
„Ich habe mich eben dasselbe gefragt“, erwiderte ich und musste lächeln. „Ich hatte nicht erwartet, dass wir mit einem scheinbar so einfachen Begriff ringen und versuchen würden, unsere unterschiedlichen Perspektiven miteinander in Einklang zu bringen. Aber dennoch glaube ich, dass mir die Dinge durch unser Gespräch klarer geworden sind, weil es mein Denken in einer Hinsicht geändert hat. Sie fragten mich, ob ich meinte, dass Meditieren als
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