Glücksregeln für den Alltag
anderer Menschen dienen sollte, kann uns viele neue Quellen der Befriedigung eröffnen, die unseren Stolz und unser Leistungsbewusstsein auch in den unvermeidlichen mühsamen Zeiten unserer Berufslaufbahn aufrechterhält.
N achdem wir zu einer gemeinsamen Definition der produktiven Aktivität gekommen waren, waren wir bereit, den letzten Schritt zu tun, der darin bestand, die Verbindung zwischen produktiver Aktivität und unserer fundamentalen Sehnsucht nach Glück herauszuarbeiten. Die Frage blieb: Hat jeder Mensch von Natur aus das Potenzial, um eine tief gehende Befriedigung aus seiner Arbeit zu ziehen, und wenn ja, welche Rolle spielt dann diese Befriedigung für sein allgemeines Lebensglück?
Wie über die meisten anderen Facetten des menschlichen Verhaltens haben Evolutionstheoretiker natürlich auch ihre eigene Theorie darüber aufgestellt, warum Menschen die natürliche Fähigkeit haben, Vergnügen und Befriedigung aus harter Arbeit zu ziehen.
In den Savannen und Ebenen eines urgeschichtlichen Landes wanderte in ferner Vergangenheit eine kleine Schar frühgeschichtlicher Menschen umher. Unter dieser Schar prähistorischer Jäger und Sammler waren zwei Brüder, Jim und Lemarr. Da sie dieselbe Herkunft und gemeinsame Wesenszüge hatten, waren sich die Brüder in vieler Hinsicht ähnlich. Beide liebten es, in kalten Nächten an einem warmen Feuer zu sitzen und aßen sehr gerne eine schmackhafte Antilopenkeule. Aber wie bei allen Menschen gab es subtile Unterschiede in ihrer jeweiligen genetischen Zusammensetzung, was leichte Abweichungen zur Folge hatte, und zwar nicht nur im Äußeren, sondern auch in der Intelligenz, im Temperament und in den Veranlagungen. Lemarr liebte es, Dinge herzustellen, neue Fertigkeiten zu entwickeln und sich darin zu üben, und empfand Freude und Befriedigung, in langen Stunden Werkzeuge anzufertigen, die er zum Jagen und zur Kontrolle seines Umfelds benutzen konnte. Jim dagegen war weniger geneigt zu arbeiten; er war damit zufrieden, herumzusitzen, Walnüsse zu kauen und den Sonnenuntergang zu betrachten. Als Jim eines schönen Nachmittags gerade einer Raupe zusah, die über ein Blatt kroch, wurde sein Naturburschenleben jäh beendet, da er dem Hunger eines Säbelzahntigers zum Opfer fiel. Lemarr überlebte ihn und hatte sieben Kinder, die unsere Vorfahren wurden; und seine Vorliebe für harte Arbeit wurde an uns weitervererbt.
So oder ähnlich lautet die Evolutionstheorie. Aber ungeachtet dieser Ursachenforschung deutet alles darauf hin, dass alle Menschen mit der Fähigkeit auf die Welt kommen, ein Gefühl der Befriedigung aus der Arbeit zu ziehen, die sie tun. Zudem gibt es einen wohlbekannten Zusammenhang zwischen dem Glücksempfm-den bei der Arbeit und dem allgemeinen Lebensglück. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts begannen Psychologen und Sozialwissenschaftler die Beziehung zwischen dem Glücksgefühl in der Arbeit und im sonstigen Leben zu erkunden, und seither haben Forscher eine Unmenge Daten angehäuft, die bestätigen, dass es diese Verbindung gibt. 1989 sichteten die Psychologen Marianne Tait, Margaret Youtz Padgett und Timothy T. Baldwin die Literatur der letzten dreißig Jahre und wiesen die Verbindung zwischen der Zufriedenheit im Leben und in der Arbeit eindeutig nach. Diese Verbindung gilt für alle Menschen gleichermaßen, egal, ob jemand männlichen oder weiblichen Geschlechts ist, Arbeiter oder Angestellter, ob er oder sie an der Wall Street tätig ist oder in einem entlegenen Kohlebergbaugebiet in Australien arbeitet (wie aus einer kürzlich erschienenen Studie von Roderick Iverson und Catherine Maguire, beide an der Universität von Melbourne, hervorging). Seit der Studie von 1989 haben Organisationspsychologen, Sozialwissenschaftler und führende Experten wie Robert Rice, Timothy Judge und Shinichiro Watanabe die Beziehung zwischen Arbeit und Glück weiter untersucht und uns damit neue Einblicke in die Natur dieser Beziehung eröffnet.
Wie man intuitiv vermuten kann, haben viele Forscher ein „bidirektionales Auswirkungs-Modell“ der Job-/Lebensbefriedigung erarbeitet. Mit anderen Worten, empfindet ein Mensch Befriedigung in seiner Arbeit, so wirkt sich dies auch positiv auf sein übriges Leben aus; und Menschen, die glücklich in ihrem Leben sind, sind in der Regel auch glücklicher in ihrer Arbeit. Wie in den meisten Forschungsgebieten gibt es natürlich auch hier gewisse Meinungsverschiedenheiten darüber, in welchem Maß die Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher