Glücksregeln für den Alltag
einen Einfluss auf das allgemeine Glücksempfinden hat und in welchem Maß sich die allgemeine Lebenszufriedenheit eines Menschen auf seinen Job überträgt.
Einige Forscher haben bei der Untersuchung der Verbindung zwischen Arbeit und Lebenszufriedenheit sogar versucht, diese Beziehung quantitativ zu bestimmen. Eine Studie über die Lebensqualität der Amerikaner, die von der Russell Sage Foundation finanziert wurde, ergab, dass die Arbeitszufriedenheit quantitativ gut zwanzig Prozent der allgemeinen Lebenszufriedenheit ausmacht. James Harter, Frank Schmidt und Corey Keyes fassen wie folgt zusammen: „Ein Fünftel bis ein Viertel der Zufriedenheit im Leben eines Erwachsenen erklärt sich aus seiner Zufriedenheit in der Arbeit.“ Diese Zahl mag auf den ersten Blick nicht besonders hoch erscheinen; doch wird man, wenn man alle Faktoren berücksichtigt, die einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben - darunter der Familienstand, soziale Kontakte außerhalb der Arbeit, Gesundheit und andere Lebensumstände -, besser verstehen, welche immens wichtige Rolle die Arbeit für das Glück und die Zufriedenheit im Leben spielt.
Menschen haben also die angeborene Fähigkeit, Befriedigung durch Arbeit zu erfahren, und überdies gibt es eine Verbindung zwischen Zufriedenheit in der Arbeit und Zufriedenheit im sonstigen Leben. Das ist ein Glück für uns, denn wir verbringen einen Großteil unserer Zeit mit Arbeiten. Doch es mag einige Anstrengung kosten, um die Hindernisse zu erkennen und zu beseitigen, die uns daran hindern, diese Freude zu empfinden. In unseren Gesprächen hatte der Dalai Lama erklärt, wie man damit beginnen könnte. Aber da war noch immer etwas, was mich störte, was mir fehlte. Ich hatte bemerkt, dass der Dalai Lama immer glücklich wirkt, egal, womit er gerade beschäftigt ist. Und deshalb hatte ich ihn gleich zu Anfang unserer Gespräche gefragt, wie er seine eigene Arbeit betrachten würde. Ich wollte herausfinden, welche Rolle die Arbeit in seiner eigenen Auffassung von Erfüllung und Glück spielt. Meine anfänglichen Versuche, ihn dazu zu bringen, über seine eigene Tätigkeit zu sprechen, hatten sich als fruchtlos erwiesen, aber jetzt fand ich, es sei der Mühe wert, noch einmal auf das Thema zurückzukommen. Die Frage war: Gab es eine Möglichkeit, das Thema so anzugehen, dass ich ihm eine ausführlichere Antwort entlocken konnte? Plötzlich - ich weiß nicht recht, warum - musste ich an ein kurzes Gespräch denken, dessen Zeuge ich ein Jahr zuvor gewesen war, während der Dalai Lama sich auf einer dreiwöchigen Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten befand...
Ein anstrengender Tag ging zu Ende. Es waren die letzten Momente einer öffentlichen Ansprache, die der Dalai Lama in einer großen Stadt im Mittleren Westen hielt. Wie gewöhnlich blockte er in den letzten Minuten seines Vortrags die üblichen Fragen aus dem Publikum ab, die von „Wie sieht die gegenwärtige politische Situation in Tibet aus?“ bis hin zu „Haben Sie eine Freundin?“ reichten. Ich saß auf einem Klappstuhl hinter den Kulissen und war drauf und dran einzunicken, als ich plötzlich hellwach wurde, aufgerüttelt von einer Frage, die ich noch nie zuvor gehört hatte, einer einfachen, ja fundamentalen Frage, die ich ihm trotz unserer vielen Treffen im Laufe der Jahre noch nie gestellt hatte.
„Sie sprechen oft über Glück“, wurde er gefragt, „und Sie behaupten sogar, dass das Ziel unseres Lebens das Glück ist. Deshalb würde ich gerne wissen, wann erlebten Sie Ihren glücklichsten Moment?“
Der Dalai Lama beeilte sich nicht mit der Antwort, so als habe er alle Zeit der Welt. Und als er schließlich antwortete, war es, als würde er mit einer Gruppe von Freunden plaudern und dabei Tee auf der Veranda seines Hauses trinken und nicht vor Tausenden von Menschen in einer öffentlichen Arena sprechen, die alle gespannt auf seine Antwort warteten.
„Ich weiß nicht“, sinnierte er ruhig, fast vor sich hin sprechend. „Es gab so viele glückliche Momente, so viele.“ Dann lachte er. „Vielleicht war es, nachdem ich meine Geshe-Prüfungen bestanden hatte. Ich weiß noch genau, dass ich ungeheuer erleichtert war, als sie zu Ende waren. Ich war so glücklich!“ Sein fröhliches Lachen, das durch die Lautsprecher dröhnte, hallte durch die ganze Arena und im Herzen jedes einzelnen Zuhörers wider.
Ich erinnerte mich daran, wie heiter der Dalai Lama auf diese Frage geantwortet und das Thema dann so schnell
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