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Glücksspiel der Liebe

Glücksspiel der Liebe

Titel: Glücksspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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ihnen, für ihn ging nichts über einen guten Witz oder eine gute Wette
oder ein gutes Geschäft. Was Oliver selbst anging, so war er sich nicht ganz sicher, wie er sich beschreiben würde. Außer, dass er auf merkwürdige Art und Weise jeweils einige Charakterzüge jedes seiner Freunde in sich zu vereinen glaubte — im Guten wie im Schlechten.
    Die Männer waren zusammen zur Schule gegangen, doch echte Freunde waren sie erst vor einigen Jahren geworden, als sie mehr und mehr dieselben Gentlemen's Clubs und gesellschaftlichen Ereignisse besuchten. Olivers Freundschaft mit Helmsley hatte damit begonnen, dass er ebenso überschwänglich wie vergeblich Helmsleys jüngerer Schwester den Hof gemacht hatte. Wie eine solch enge und unerschütterliche Freundschaft zwischen den vier Männern hatte entstehen können, war nach wie vor nicht zufrieden stellend geklärt.
    Und es gab immer wieder Augenblicke, in denen nichts als Ehrlichkeit unter ihnen half. Es hatte eine Reihe von Anlässen über die Jahre gegeben, die die Gruppe gezwungen hatten einem ihrer Mitglieder meist Cavendish — zu seinem eigenen Besten unangenehme Wahrheiten über sich selbst vor Augen zu halten. In der Regel ging es dabei um das schöne Geschlecht, einen Hang zur größtmöglichen Blamage und große Mengen Alkohol.
    Im Augenblick fragte sich Oliver, ob dies nicht ganz im Sinne der Jahreszeit, die doch ein gewisses Maß an Ehrlichkeit zu fordern schien — einer jener Anlässe war.
    »Du, Jonathon Effington, Lord Helmsley, Erbe des Duke of Roxborough« — Oliver zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn — »bist ein netter Mann.«
    »Die Frauen mögen dich«, fügte Cavendish hinzu.
    »Ja, ich weiß. Es läuft alles recht zufriedenstellend, wie ich finde.« Helmsley grinste. »Was spricht dagegen, nett zu sein?«
    »Zum einen lässt es jeden anderen Mann im Vergleich schlecht aussehen. Und darüber hinaus«, Wartons Augen verengten sich, »treibt es den Rest von uns in den Wahnsinn.«
    Helmsley lachte. »Sei nicht albern.«
    Oliver beugte sich vor. »Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die jungen Damen, mit denen du eine Liaison oder eine Liebelei hattest, dir hinterher niemals böse sind?«
    »Aber natürlich nicht. Warum sollten...« Jonathon stockte. »Worauf willst du hinaus?«
    Oliver senkte die Stimme bedeutungsvoll. »Hast du jemals eine Frau so wütend gemacht, dass sie dir eine Vase an den Kopf geworfen hat?«
    »Oder dir eine Ohrfeige gegeben hat?«, fragte Warton. »So fest sie kann?«
    »Oder deine Kleider ins Feuer geworfen hat, so dass du mit nichts außer einem dünnen Damenmorgenrock am Leib zu deiner diskret wartenden Kutsche schleichen musstest?«, fragte Cavendish.
    Alle Augen und die dazugehörigen hochgezogenen Brauen wandten sich ruckartig ihm zu.
    »Na gut, das ist dann wohl nur mir passiert«, brummelte Cavendish. »Wie dem auch sei, Helmsley, du verstehst, worum es geht, oder nicht?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich betrachte mich als Gentleman«, entgegnete Helmsley entschieden. »Und ja, ich bin offenbar nett. Daran kann ich nichts Schlimmes finden.«
    »Außer dem Opfer, das man bringen muss, um nett zu sein.« Warton nippte mit weiser Miene an seinem Brandy.
    »Opfer?« Helmsleys Stirn kräuselte sich misstrauisch. »Was für ein Opfer?«
    »Die Leidenschaft.« Warton klang selbstgefällig.
    Helmsley schnaubte. »Unsinn, ich...«
    »In keiner deiner Beziehungen lag echte Leidenschaft, alter Junge«, stellte Oliver fest. »Also, über die offensichtliche Art von Leidenschaft hinaus.«
    »Das ist doch lächerlich.« Entrüstung schwang in Helmsleys Stimme. »Ich habe ungeheure Leidenschaft erlebt. Ich verströme förmlich Leidenschaft. Und es gab nie Klagen über mangelnde Leidenschaft.« Er stürzte den restlichen Brandy hinunter. »Mangel an Leidenschaft, ha!«
    »Nicht diese Art von Leidenschaft«, wandte Oliver ein. »Wir sprechen von der Leidenschaft der Seele. Des Herzens.«
    Warton nickte. »Liebe, wenn man so will.«
    Cavendish erhob sein Glas. »Liebe.«
    »Liebe, Jonathon.« Oliver beäugte ihn. »Oder Leidenschaft. Wie auch immer du es nennen willst: Du verlierst nie die Kontrolle. Bist nie wahrhaftig berührt. Und genau das ist der Grund, warum du und die jeweilige Dame, die deine Aufmerksamkeit für eine Weile erregt hat, danach wieder eurer Wege gehen könnt. Ohne gegenseitige Schuldzuweisungen.«
    »Oder Beteuerungen unsterblicher Liebe.«
    »Oder gar Drohungen...«
    »Oder Familienmitglieder, die

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