Glücksspiel der Liebe
Erbin eines bedeutenden Vermögens. Zumindest war ich das. Als Vater klar wurde, dass er sich nicht mehr erholen würde...« Eine Welle der Traurigkeit schwappte über sie hinweg. Seit seinem Tod vor vier Monaten trauerte sie um ihren Vater und sie wusste, sie würde ihn bis ans Ende ihrer Tage vermissen. Doch im Moment hatte sie keine Zeit für Sentimentalitäten, sie musste sich aus der von ihm verursachten Zwangslage befreien. »Da nahm er die Dinge selbst in die Hand.
Trotz seiner Ermahnungen glaubte Vater, es sei auch seine Schuld, dass ich noch ledig war. Das stimmte natürlich nicht. Ich traf nur einfach nie einen Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte.« Sie zuckte die Achseln. »Nachdem meine Stiefmutter gestorben war, übernahm ich ihre Pflichten im Haushalt und auch die Rolle der Gastgeberin. Außerdem kümmerte ich mich um meine Stiefschwestern.«
»Es sind drei an der Zahl, richtig? Und zwei davon sind Zwillinge?«
Fiona nickte. »Und ich könnte sie nicht inniger lieben, wären sie mein eigen Fleisch und Blut. Was meine Kalamität noch verschärft. Vater wusste genau, ginge es nur um mich selbst, würde ich niemals einen mir vollkommen fremden Mann heiraten.«
»Was würdest du dann mit deinem Leben anfangen?«, fragte Oliver sanft. »Als Gouvernante kann ich mir dich nur schwer vorstellen.«
»Allerdings nicht.« Sie zog die Nase kraus. »Auch nicht als Gesellschaftsdame oder dergleichen. Ich würde wahrscheinlich genau dasselbe tun, was ich jetzt getan habe.«
»Dich auf Gnade und Ungnade deinen nächsten lebenden Verwandten ausliefern?« Er grinste.
»Allerdings.« Sie schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln. »Du und meine liebe Tante Edwina, ihr würdet mich niemals verlassen und auf die Straße setzen. Dennoch, kann ich — oder besser: können wir — nicht ewig eure Gastfreundschaft strapazieren.«
»Doch, das könnt ihr sehr gerne. Ich wage zu behaupten, dass meine Mutter außer sich vor Glück ist, vier junge Damen unter ihren Fittichen zu haben. Sie hat immer beklagt, keine eigenen Töchter zu haben und nur einen einzigen Sohn; der darüber hinaus immer noch nicht seine Pflicht erfüllt und ihr eine Schwiegertochter ins Haus gebracht hat.«
Fiona lachte. »Das schien mir tatsächlich eine beständige Sorge in ihren Briefen zu sein.« Sie wurde wieder ernst und schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei, wir können nicht den Rest unseres Lebens hier verbringen... als die armen Verwandten.«
»O doch, das könnt ihr«, widersprach Oliver mit Bestimmtheit. »Für mich bist du die Schwester, die ich nie hatte.«
»Oliver...«
Er hielt die Hand hoch. »Nichtsdestoweniger kann ich gut verstehen, dass du so nicht leben möchtest. Als arme Verwandte. Mutter und ich würden euch selbstredend niemals als solche betrachten.« Oliver kniff die Augenbrauen zusammen. »Lass uns sehen, ob ich das alles bisher richtig verstanden habe. Onkel Alfred hat den Großteil seines Vermögens dir vermacht, und zwar überwiegend in Form einer Mitgift. Zudem wurden auch beträchtliche Summen als Mitgiften für jede deiner Stiefschwestern beiseite gelegt.«
Fiona nickte.
Oliver sah sie zweifelnd an. »Er hat euch nichts hinterlassen, um euren Lebensunterhalt zu bestreiten? Um einen Haushalt zu führen?«
»Eine minimale Summe wurde für Haushaltsausgaben bereitgestellt, das Meiste davon wird von seinem Anwalt verwaltet. Es reicht gerade, um die Ausgaben zu bestreiten, bis mein« — das Wort blieb ihr beinahe im Halse stecken — » Zukünftiger aus Amerika eintreffen wird. Vater befürchtete, würde er mir eine allzu große Summe zur Verfügung stellen, fände ich einen Weg, dieser von ihm arrangierten Heirat zu entkommen. Womit er natürlich absolut Recht hatte.« Sie nahm wieder ihre Wanderung durch den Salon auf. »Als ich von den Bedingungen des Testaments erfuhr, sammelte ich alles zusammen, was ich besaß, um unsere Reise hierher zu bezahlen. Ich kann dir versichern, ab jetzt werde ich immer ein kleines Polster unter meiner Matratze versteckt halten, nur für den Fall.«
»Für den Fall, dass du wieder einmal aus einem fremden Land fliehen musst, um einer unerwünschten Heirat zu entkommen?« Olivers Stimme war ernst, aber seine Augen zwinkerten amüsiert.
Sie überging seine Belustigung. »Ganz genau. Apropos.« Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sagte betont beiläufig: »Ich sollte vielleicht erwähnen, dass möglicherweise noch nicht alle Rechnungen
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