Glücksspiel der Liebe
sie ihn an. »Haben Sie überhaupt kein Schamgefühl?«
Er dachte einen Augenblick nach und grinste dann. »Nein.«
»Wenn Sie noch einen Schritt näher kommen, schreie ich. Dann kommt der gesamte Haushalt angelaufen, einschließlich Tante Edwina. Das wäre eine höchst kompromittierende Situation, zweifellos würde man von uns verlangen, sofort zu heiraten.« Sie musterte ihn. »Bei näherer Betrachtung...« Sie öffnete den Mund zum Schrei.
Bevor sie einen Ton herausbringen konnte, war er bei ihr, zog sie in seine Arme und legte ihr die Hand über den Mund.
»Aber, aber, Miss Fairchild. Das geht doch nicht.« In seinen Augen lag eine Spur von Belustigung, was ihre Wut neu anstachelte. Sie wehrte sich gegen seine Umklammerung. »Wenn Si e mir versprechen, sich vernünftig zu benehmen, lasse ich Sie los.«
Zornig funkelte sie ihn an, warum konnten nicht wenigstens dieses eine Mal Blicke töten?
»Also? Versprochen?«
Was für eine Wahl hatte sie schon? Seine Hand lag nicht einmal günstig, um h in e in zubeißen. Ein Jammer. Sie nickte.
»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen glauben darf.« Er grinste und sie schwor sich, es ihm heimzuzahlen. Bei der allernächsten Gelegenheit. »Ich muss Ihnen wohl einfach vertrauen.« Er ließ sie los und floh außer Reichweite.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, dann ging sie zur Tür und riss sie auf. »Oliver!«
»Du brauchst nicht zu schreien.« Oliver lehnte direkt neben der Tür. »Ich war die ganze Zeit hier.«
Fragend zog sie die Augenbrauen hoch. »Soll das heißen, du hast alles gehört?«
»Zwischen deinem Satz über das gefangen Sein und dem Unmenschen habe ich etwas verpasst, aber sonst habe ich eigentlich alles mitbekommen.«
»Gut.« Sie wandte sich um und schritt wieder in die Mitte des Raumes. »Dann muss ich ja nichts wiederholen.« Unvermittelt wirbelte sie auf dem Absatz herum und funkelte ihren Cousin an. »Das alles ist beinahe so sehr deine Schuld wie seine, weißt du das?«
»Genau das habe ich auch schon gesagt«, meldete sich Jonathon.
»Meine Schuld?« Oliver zog die Stirn kraus. »Wieso das?«
»Du sagtest mir, ich sei genau, was er sich wünscht. Du sagtest, er würde die Gelegenheit beim Schopf packen, mich zu heiraten...«
»Beim Schopf packen habe ich sicher nicht gesagt«, murmelte Oliver.
»Du sagtest, er sei nett!«
Oliver zuckte die Achseln. »Ich hatte Unrecht.«
»Ich muss doch sehr bitten, ich bin nett.« Jonathon klang entrüstet. »Ihr könnt fragen, wen ihr wollt.«
»Ha!« Fiona verschränkte die Arme vor der Brust und sah beide Männer nacheinander durchdringend an.
Bisher hatte sie gedacht — und dachte das auch jetzt noch bis zu einem gewissen Punkt —, dass Oliver aufrichtig gewesen war, als er Jonathon als Ehemann vorschlug. Inzwischen war allerdings deutlich, dass seine Motive vielleicht nicht gänzlich lauter gewesen waren. Auch wenn er natürlich nicht hatte ahnen können, dass Jonathon ihren Antrag für einen schlechten Scherz halten würde.
Was Jonathon betraf: So sehr sie auch einen Ehemann brauchte, konnte sie doch keinen Mann heiraten, der keinerlei Verlangen nach einer Ehe mit ihr verspürte. Ja, einen Mann, der hartnäckige Einwände dagegen hatte. Was für ein Leben wäre das? Er würde sie für den Rest ihres Lebens verachten. Gleich wie nett er auch sein mochte, er hätte zweifellos eine Schauspielerin in seinem Bett, noch bevor die Hochzeitstorte angeschnitten war.
Dennoch bot Jonathon ihr im Moment die einzige Hoffnung auf Rettung.
Sie blickte ihrem Cousin in die Augen. »Oliver, ich werde zu deinen Gunsten annehmen, dass du aufrichtig Lord Helmsley für einen passenden Ehemann hieltest und ihn in keinster Weise hereinlegen wolltest.«
»Ich gebe dir mein Wort, Fiona. Ich hatte keine Ahnung, dass er deine Lage...«, er warf Jonathon einen vielsagenden Blick zu, »deine sehr missliche Lage für eine List halten würde. Und niemals hätte ich dich zu solchen Zwecken missbraucht. Obwohl ich zugeben muss, dass es ein guter Witz gewesen wäre, wenn es einer gewesen wäre. Ein ausgezeichneter sogar.« Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Als würde ich auf so etwas hereinfallen«, murmelte Jonathon.
»Nein, dafür sind Sie zu schlau«, fauchte Fiona. Dann schloss sie die Augen, zählte bis zehn und richtete dann einen strengen Blick auf Jonathon. »Was Sie betrifft, räume ich bereitwillig ein, dass Ihre Einwilligung in diese Heirat« — sie zog eine Grimasse — » ein Versehen
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