Glücksspiel der Liebe
wir stehen geblieben?«
»Wo wir stehen geblieben waren?«, wiederholte er vorsichtig. Er wusste ganz genau, wo.
»Wir wurden doch vorhin unterbrochen, wenn ich mich nicht irre.«
»Und wir müssen unbedingt weitermachen.« Eilig trat er zum Tisch und öffnete die Mappe. »Ich glaube mich zu entsinnen, dass wir uns gerade auf einen Buchtitel geeinigt hatten.«
Sie lachte. »Das stimmt, aber das meinte ich nicht.«
»Ich weiß sehr wohl, was Sie meinten, Miss Fairchild .« Er richtete sich auf und nahm eine ernsthafte Haltung an. »Dennoch liegt es in Ihrem ureigensten Interesse, dass sich diese Art von Vorkommnis nicht wiederholt.«
»Vorkommnis?« Sie zog die Brauen hoch. »In meinem ureigensten Interesse?«
»Dann eben in unserem.« Er stieß die Luft aus. »Miss Fairchild — Fiona — unseren niederen Instinkten freien Lauf zu lassen, kann nur zum Ruin führen.«
»Ruin?« Es klang beinahe, als hätte sie das Wort noch nie gehört.
»Ganz genau.«
»Meinem Ruin?«
»Zu meinem ja wohl sicher nicht.«
»Ich verstehe.« Sie zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn einen Moment lang. »Da Sie ja offensichtlich bereits ruiniert sind...«
»So würde ich das nicht bezeichnen. Immerhin bin ich ein Mann und unterliege anderen Anforderungen. Männer kann man nicht ruinieren.«
»Aber natürlich nicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wie gesagt, da es hier um meinen Ruin geht, sollte ich doch wohl auch entscheiden dürfen, ob diese Art von >Vorkommnis< — wie Sie es so schön auszudrücken pflegen — sich noch einmal wiederholt.« Sie sah ihn herausfordernd an. »Würden Sie mir da zustimmen?«
»Absolut.« Er nickte erleichtert. Was für eine Wahl hatte er denn schon? Diese Frau wünschte sich eine Heirat und er nicht. Es würde schwierig sein, den Abstand zu wahren, solange sie zusammen arbeiteten; aber er würde schon dafür sorgen.
»Hervorragend.« Sie lächelte ihn an. »Ich habe entschieden, dass wir da weitermachen, wo wir abgebrochen haben.«
Er starrte sie verständnislos an.
Ohne zu zögern ging sie auf ihn zu. »Ich glaube wir waren da stehen geblieben, wo ich in Ihren Armen lag und wir uns küssten. Und zwar gegenseitig, wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt. Und beide Seiten gaben sich viel Mühe.«
»Miss Fairchild!« Er klang schockiert.
»Haben Sie das anders empfunden?«
»Ja. Nein!« Er stöhnte. »Sie haben Recht. Obwohl ich es etwas anders formulieren würde. Trotzdem ...«
»Wie würden Sie es denn formulieren?« Sie kam näher.
Er trat einen Schritt zurück. »Das spielt doch wohl kaum eine Rolle, denn wir werden es nicht wiederholen.«
»Was? Das Küssen?«
»Genau.«
»Dann hat es Ihnen nicht gefallen?«
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Aber doch, genau darum geht es. Mir hat es gefallen. Sogar sehr. Um ehrlich zu sein, hat mir das Küssen noch nie so gut gefallen und bislang hat es in mir noch nie Lust auf, wie soll ich sagen, auf mehr geweckt.« Sie lächelte ihn kokett an. »Aber dieses Mal schon.«
Ihm stockte der Atem. »Mehr? Was soll das denn nun wieder heißen?«
»Sie wissen doch ganz genau, was das heißen soll.«
»Aber Sie waren es doch, die darauf bestand, dass nicht mehr geküsst würde. Sie sind diejenige, die einen möglichen Ruin und gebrochene Herzen und derlei ins Gespräch brachte.« Wider Willen konnte er den Schrecken in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Ich stimme Ihnen doch nur zu.«
»Ich habe es mir anders überlegt.«
»Aber...«
»Sie haben sich das mit dem Heiraten anders überlegt und ich mir das mit dem mehr und den schwer wiegenden Folgen eines Mehr.«
»Aber Sie hatten vollkommen Recht, Miss Fairchild, und ich hatte Unrecht.« »Moralisch betrachtet vielleicht. Dennoch bin ich bereit, die Unsittlichkeit zu wagen.«
Seine Augen weiteten sich. »Aber das können Sie doch nicht ernst meinen.«
»O doch, das kann ich. Sie sind der Mann, den ich will — und ich habe noch nie zuvor einen Mann gewollt. Es fühlt sich anders an, als ich erwartet hatte. Obwohl ich keine sehr genauen Erwartungen hatte.« Sie sprach beinahe wie zu sich selbst. Dann sah sie ihm in die Augen. »Wenn ich Sie nicht als Ehemann haben kann...« Ein neugieriges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Dann bin ich bereit zu nehmen, was ich bekomme.«
»Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Was das für den Rest Ihres Lebens bedeuten würde?«
»Ja, ich glaube schon.« Sie verschränkte die Hände auf eine sittsame Weise, die durch
Weitere Kostenlose Bücher