Glücksspiel der Liebe
ihre unschicklichen Worte Lügen gestraft wurde.
»Fiona, Sie haben das nicht durchdacht.«
»Ich gebe zu, das Meiste davon kam mir gerade erst in den Sinn. Aber es traf mich wie... eine Inspiration. Ja, das ist das richtige Wort. Als Schriftsteller sollten Sie doch wissen, was Inspiration ist.«
»Natürlich, aber das ist... das ist...«
»Wundervoll? «
»Unmoralisch!« Nun war er entrüstet.
»Vielleicht. Aber es kümmert mich nicht.«
»Wie soll das möglich sein?« Er fürchtete sich beinahe vor ihrer Antwort.
»Die Sache ist doch ganz einfach, Jonathon.« Sie sah ihn an, als wäre er der einfachsten Sprache nicht mächtig. »Wenn Ihr Plan aufgeht, habe ich genug Geld, um für mich und meine Schwestern zu sorgen.
Dann kann ich ein unabhängiges Leben führen und tun, was ich will. Ich kann so viele Gefährten haben, wie ich wünsche.«
Schockiert schnappte er nach Luft. » Aber.. .«
»Andernfalls hege ich keinen Zweifel, dass ich trotz meines gefallenen Zustandes jemanden finde, der mich heiraten wird. Vielleicht sogar Wieheißternoch. Nicht unbedingt meine erste Wahl, aber immerhin ein annehmbarer Kandidat.« Ihr Blick war nüchtern. »Es geht um eine ganze Menge Geld, müssen Sie wissen, und ich bin ja nicht unattraktiv. Geld und Schönheit überwinden unwichtige Details wie Tugend, besser gesagt, den Mangel daran. Außerdem, wenn ich schon zu einer Zweckheirat verdammt bin, möchte ich vorher wenigstens etwas anders als eheliche Pflichten kennengelernt haben.« Sie strahlte ihn an und dieses eine Mal vernebelte ihm das nicht sofort die Sinne. »Lust, gewissermaßen.«
Ihre Worte flößten ihm eine Furcht ein, die bis tief in seine Seele reichte. Ungläubig blickte er sie an, und plötzlich begriff er, dass sie es ernst meinte. Sie meinte das tatsächlich ernst. Trotz all seiner Hilfestellung hatte er Fionas Zwangslage bis zu diesem Augenblick nicht als so ernst betrachtet, wie sie es war. Um ehrlich zu sein hatte er die ganze Sache doch mehr als einen Jux behandelt, wie so viele Dinge in seinem Leben.
Und jetzt bot sich ihm diese kluge, wunderschöne Frau an, eine Frau, die alles in sich vereinte, was er sich immer gewünscht hatte. Ja, sie hatte ihn auserwählt, ohne Bedingungen, ohne Forderungen. Das war der Stoff, aus dem Männerträume waren. Ein Himmel auf Erden. Oder die Hölle.
»Also?« Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Sie können mir nicht erzählen, dass das nicht genau das ist, was Sie wollten.«
Selbstverständlich wollte er sie. Vom ersten Moment an hatte er sie gewollt. Er müsste begeistert von ihrem Angebot sein. Warum nur verspürte er dann etwas, das eher an Panik gemahnte? Darüber würde er sich später Gedanken machen; jetzt musste er erst einmal Fiona vor ihm und — Gott steh ihm bei — vor sich selbst beschützten.
»Ich muss gehen. Jetzt sofort... ich... ich habe eine geschäftliche Verabredung. Genau, das ist es.« Jonathon nahm die Zeichenmappe an sich und stürmte mit krampfhaft abgewandtem Blick Richtung Tür. Er traute sich selbst nicht zu, das Verlangen in ihren Augen flackern sehen und dennoch standhaft bleiben zu können. »Den Rest der Geschichte kann ich allein fertig stellen. Die Zeichnungen habe ich ja. Wirklich, es besteht eigentlich keine Notwendigkeit, dass wir... Eigentlich töricht, wenn man mal darüber nachdenkt. Damit haben wir den Ärger geradezu herausgefordert«, murmelte er. »Ich habe erst kürzlich ein Stadthaus von dem Mann erworben, der meine Schwester heiraten wird — morgen übrigens; das ist ein schönes ruhiges Plätzchen, um ungestört weiterzuschreiben.«
»Jonathon, Sie faseln vor sich hin.« Fiona klang amüsiert.
»Seien Sie nicht albern. Ich bin kein Mann, der vor sich hin faselt, war ich noch nie.« In dem Bewusstsein, dass er in der Tat sinnlos daher faselte, schritt er weiter zur rettenden Tür. Er musste hier weg, und zwar umgehend, bevor die Versuchung zu stark wurde. Selbst ein Heiliger würde es kaum über sich bringen, die willige, bezaubernde Fiona Fairchild abzuweisen; und er war mit Sicherheit kein Heiliger.
»Wann werden Sie wiederkehren?«, rief sie ihm nach.
»Wenn das Buch abgeschlossen ist«, gab er zurück, während er an der Klinke herumfummelte. »Und wenn ich alles bezüglich des Drucks und der Lithographien arrangiert habe.« Du lieber Himmel, wovon sprach er überhaupt?
»Bitte vergessen Sie nicht, dass wir nicht mehr viel Zeit haben.«
»Ich weiß. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um die
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