Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
hatte sich von Anfang an gegen die Übernahme von Smythe Industries gesträubt. Auch wenn er seit seinem Rückzug aus dem Unternehmen vor ein paar Monaten bei Case Consolidated keinerlei Stimmrecht mehr besaß. Was ihn nicht davon abhielt, regelmäßig im Büro aufzukreuzen und seinen Kommentar dazu abzugeben, wie seine Söhne die Firma führten.
Sebastian trat näher, um Lucas die Hand zu schütteln, wobei er sich vor Missy stellte, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich diskret zurückzuziehen.
„Ich freue mich, dass Sie diese Woche hier sind.“
„Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Lucas, der versuchte, hinter Sebastian einen Blick auf Missy zu erheischen. „Ich wollte doch mal sehen, wie Sie die Dinge so handhaben. Wollte nur sicher sein, dass meine Firma bei Ihnen in gute Hände kommt, bevor ich den Vertrag unterschreibe.“
Normalerweise stand Professionalität beruflich für ihn an erster Stelle, deshalb fühlte sich Sebastian ziemlich unbehaglich. Dass Missy gekündigt hatte, bevor sie miteinander geschlafen hatten, machte auch keinen Unterschied. Auf keinen Fall wollte Sebastian den Eindruck erwecken, er hätte eine Angestellte verführt.
„Schon gefrühstückt?“, fragte er, als der Kellner mit einem Servierwagen das Zimmer betrat. „Wir haben alles Mögliche da.“
„Danke, nichts für mich“, sagte Lucas und sah Missy nach, wie sie durch die Verbindungstür in ihr eigenes Zimmer schlüpfte.
Als wenn gar nichts weiter wäre, ging Brandon auf den Kellner zu. „Ich hätte gerne einen Kaffee.“
Sebastian war ernüchtert. Auch wenn es nicht seinem Charakter entsprach, hätte er gerne eine Erklärung vorgebracht, was Missy in seiner Suite zu suchen hatte. Aber das Grinsen seines Vaters und Lucas’ versteinerte Miene zeigten allzu deutlich, dass sie sich ohnehin schon eine Meinung gebildet hatten.
Er musste Missy endlich aus seinen Gedanken verbannen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
„Schade, dass Ihr keinen Hunger mitgebracht habt.“ Er wies auf den Servierwagen voller Speisen. „Scheint, als hätte Missy so gut wie alles von der Karte bestellt.“
Brandon fragte verschmitzt: „Wir kommen doch nicht etwa ungelegen?“
„Ganz und gar nicht.“
Er schaufelte Rührei, Schinken, Toast und Pfannkuchen auf seinen Teller, nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete Lucas. Dem Mann war anzusehen, dass er sich seinen Teil dachte. Sebastian wollte sich nicht für die letzte Nacht verantwortlich fühlen. Und schon gar nicht würde er sich dafür bei irgendjemandem rechtfertigen.
„Ich bin sicher, unsere Führungskräfte werden Ihren Zuspruch finden. Wir halten unsere Mitarbeiter für unsere wichtigsten Aktivposten.“
„Er hat durchaus gesehen, wie aktiv deine Mitarbeiter sind“, bemerkte Brandon trocken, während er in seinem Kaffee rührte.
Sebastian ignorierte die Spitze. Seinem Vater stand es nicht zu, ihn zu verurteilen. Schließlich hatte sich Brandon in der Vergangenheit auch ein paar Fehltritte geleistet.
„Was machst du hier eigentlich?“, fragte er seinen Vater.
„Dieses Jahr leitest du die Konferenz zum ersten Mal. Und wo deine Brüder doch gerade auswärts beschäftigt sind, dachte ich, dass ich dir vielleicht ein wenig unter die Arme greifen könnte.“
Wahrscheinlicher war, dass er den Vorsitz der Konferenz übernehmen und Sebastians Autorität als amtierender Firmenchef von Case Consolidated untergraben wollte. Nach seiner Herzoperation vor neun Monaten hatte Brandon eigentlich nicht vorgehabt, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Dass er kürzertrat, tat er lediglich seiner weitaus jüngeren Frau zuliebe, die sich um ihn Sorgen machte.
„Ich weiß deine Hilfe zu schätzen“, log Sebastian. „Aber ich habe alles im Griff.“
Missy schloss die Tür ihres Zimmers hinter sich und lehnte sich dagegen. Ihr Herz schlug schnell angesichts ihrer Bestürzung, wie wütend Sebastian gewesen war. Er konnte sehr einschüchternd sein, wenn man ihn reizte. In den ersten sechs Monaten, nachdem sie bei ihm angefangen hatte, hatte sie eine Horrorgeschichte nach der anderen über ihn gehört. Wie er ihre Vorgängerinnen fertiggemacht hatte. So hatte sie erwartet, auch irgendwann mit ihm aneinanderzugeraten. Aber das war nicht geschehen. Vielleicht hatte sie alles ja so gemacht, wie es seinen Vorstellungen entsprach, und ihm daher keinen Anlass für Verdruss gegeben.
Aber verdiente sie nicht etwas Besseres? Einen Job, in dem man sie zu schätzen
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