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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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ich weiß ja nicht einmal, worum es geht.«
    »Da kann
ich dir nicht helfen«, brummte der Wirt. »Vergiss es!«
    »Wenn Sie
mir Informationen geben, komme ich für den Schaden auf. Versprochen!«
    »Ich weiß
aber nix!«
    »Dann sagen
Sie mir wenigstens, wo ich Alice finden kann.«
    »Wen?«
    »Alice,
Tietjes Freundin.«
    »Kenne ich
nicht.«
    »Dachte
ich mir fast. Aber vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal. Ich melde mich.«
    Aufatmend
beendete ich das Gespräch. Sonderlich erfolgreich war es nicht gewesen. Aber man
musste die Details sehen: Am Ende hatte der Wirt mich nicht mehr angebrüllt, sondern
zugehört, was ich zu sagen hatte. Das lohnte auf jeden Fall einen zweiten Versuch.
    Gegen einen
Versuch an anderer Stelle war allerdings auch nichts einzuwenden. Ich besaß ja noch
die Visitenkarte von Dr. Klein. Sie selbst war nicht am Arbeitsplatz, ich erreichte
nur ihre Mailbox. Nach kurzem Zögern hinterließ ich eine Nachricht: »Hier Koller.
Frau Klein, mir ist noch etwas eingefallen. Tietje erwähnte mal eine Freundin namens
Alice. Vielleicht kann diese Frau uns weiterhelfen. Nachname und Adresse weiß ich
nicht. Versuchen Sie herauszufinden, um wen es sich handelt. Das Eruieren ist doch
Ihre zweite Natur. Aber bitte unternehmen Sie nichts, ohne mich vorher zu informieren.«
    Dass Madeleine
Klein dieser Bitte nachkommen würde, war zwar höchst fraglich. Ohne Hilfe würde
ich Tietjes Liebschaft allerdings niemals aufspüren. Nicht aus der Entfernung von
500 Kilometern.
    »Hast du
Lust zu kochen, Max?«, empfing mich Christine, als ich wieder oben in der Wohnung
war. »Von mir aus können wir uns auch eine Pizza bestellen.«
    Ich brummte
etwas Unverständliches. Warum war ich eigentlich nach oben gegangen? Noch hatte
ich meine Testbohrungen nicht ganz abgeschlossen. Der Gedanke von vorhin, er drückte
und nagte weiterhin. Mit Madeleine Klein hatte es nichts zu tun, mit dem Wirt des
Leuchtturm auch nicht. Sondern mit dem, was Fischer zwo mir erzählt hatte, der junge
Kommissar. Die Abhörsache.
    »Was jetzt?«,
ließ sich Christine erneut vernehmen. »Pizza oder nicht?«
    »Pizza ist
gut. Ich mache dir gleich eine.« Meine Ex schaute mir überrascht nach, wie ich nachdenklich
den Rückweg antrat. Tapp, tapp, die Treppe wieder hinunter, über den Hof und rein
in mein enges, stickiges Ermittlerbüro. Das außer einem altersschwachen PC und einem
Telefon keinerlei technisches Instrumentarium enthielt. Tietje dagegen hatte eine
komplette Abhöranlage betrieben.
    Wozu eigentlich?
Wen oder was hatte er da abgehört?
    Reflexartig
griff ich in meine Taschen. Wo war der Smart-Schlüssel? Oben natürlich, am Schlüsselbrett.
Also wieder hoch und rein in die Wohnung, mochte mich meine Ex auch für verrückt
halten. Mit dem Schlüssel in der Hand ins Erdgeschoss, aber im 400-Meter-Tempo.
Den Smart hatte ich Montagnacht in der Bergheimer Straße geparkt und seither nicht
mehr angerührt. Ich betätigte die Entriegelung und riss die Beifahrertür auf.
    Wo anfangen?
Warum nicht mit der Tür?
    Es dauerte
keine fünf Minuten, bis ich fündig wurde. Tietje hatte sich keine große Mühe gegeben,
die Wanze zu verstecken. Sie klebte auf der Beifahrerseite unterhalb des Handschuhfachs;
man musste tief in den Fußraum langen, um sie zu ertasten. Es war ein rechteckiges
schwarzes Kästchen, etwas größer als eine Streichholzschachtel, mit einem USB-Anschluss
und einem Fach für die SIM-Card. Im Internet bekam man die Dinger nachgeschmissen,
wobei Tietje bestimmt seine speziellen Bezugsquellen hatte. Um mitzuhören, wählte
man sie einfach per Handy an, und zwar von jedem beliebigen Standort auf der Erde.
Die übliche Betriebsdauer der Akkus war auf ein bis zwei Wochen begrenzt, es gab
aber auch Modelle mit Standby-Betrieb und Geräuscherkennung, die sich erst bei entsprechendem
Lärmpegel einschalteten.
    Tietje konnte
die Wanze also schon vor Wochen hier versteckt haben.
    Scheiße!
Mein Ärger entlud sich in einem Schwall von Flüchen. Anschließend trat ich gegen
einen Vorderreifen des Wagens, obwohl der am wenigsten für die Situation konnte.
Zwei schwarz verpackte Türkinnen, die gerade vorbeikamen, schauten irritiert zu
mir herüber. Irritiert und eingepackt, das muss man sich mal vorstellen. Glotzt
nicht so blöd! Du auch nicht, du Knirps auf deinem albernen Fahrrad. Halt dir die
Ohren zu, wenn ich dir zu unflätig bin! Man wird doch wohl noch fluchen dürfen in
diesem Land!
    Der nächste
Passant war ein uniformierter

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