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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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herumgespielt haben.«
    »Mit einem
Dartpfeil?«
    »Ja.« Ich
grinste. »Kann also gut sein, dass Sie darauf Fingerabdrücke von mir finden.«
    Fischer
bedachte mich mit einem finsteren Blick, hatte sich aber gleich wieder im Griff.
»Schön«, sagte er leichthin. »Dann ist es ja gut, dass wir Bescheid wissen. Sonst
hätten wir uns noch gewundert, wie Ihre Fingerabdrücke in Tietjes Wohnung kommen.«
    »Deshalb
sage ich es ja.«
    »Eben.«
    Ich nahm
einen Schluck Kaffee. Tolle Maschine, wirklich. Fischer steckte das Foto zurück.
Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, zeigte ich ihm die Wanze, die ich in Katinkas
Wagen entdeckt hatte. Tatsächlich stieg er sofort darauf ein.
    »Wer saß
denn gewöhnlich in dem Auto?«
    »Frau Glück
und ich. Tietje wird sie an dem Abend, als er im Garten der Glücks auftauchte, eingebaut
haben. Vielleicht wollte er sie zuerst am Haus selbst anbringen und entschied sich
dann um.«
    »Oder es
gibt noch eine zweite Wanze.«
    »Möglich.«
    »Über Ihre
Rolle war Tietje also im Bilde. Und er wusste immer genau, wo Sie und Frau Glück
sich befanden. In Kienbaum, in Leipzig, zu Hause.«
    »Apropos
Leipzig: Wie geht es de Weert denn nun?«
    »Schlecht.
Die Ärzte haben den Daumen gesenkt. Wir checken gerade sein Umfeld. Aber zurück
zu Ihrer Wanze. Sollte Tietje sie tatsächlich an jenem Abend eingebaut haben, als
er hinterm Haus gesehen wurde, ging es ihm ausschließlich um Frau Glück. Denn Sie
waren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in die Sache involviert.«
    »Korrekt.«
    »Die Überwachung«,
fuhr Fischer zwo fort, »galt also einzig und allein ihr. Er wollte im Bilde sein,
wo sie sich gerade befand, mit wem sie unterwegs telefonierte, wer bei ihr im Wagen
saß.«
    »Witzigerweise
hat er sich dazu den falschesten Platz von allen ausgesucht. Katinka Glück hat eine
ausgewachsene Autophobie. Sie hasst es, selbst zu fahren.«
    »Aber warum
Frau Glück? Was interessierte ihn so sehr an ihr?«
    »Das wüsste
ich auch zu gern.«
    Er nickte
nachdenklich. Keine Ahnung, ob er mir glaubte. Ich traute ihm ja auch nicht über
den Weg! Fischer war in Ordnung, mit ihm konnte man reden, genau wie mit seinem
Namensvetter in Heidelberg. Und doch blieb er Polizist und ich Privater. Ein gesundes
Misstrauen gehörte auf beiden Seiten einfach dazu. Kaffee hin oder her. Sollte Madeleine
Klein mit ihrer Dopingtheorie ins Schwarze treffen, hatte der Kommissar diese Witterung
bestimmt längst aufgenommen. Da mochte Tietjes Hütte noch so heruntergebrannt sein
und seine Wohnung steril bis in den hintersten Winkel – etwas fand sich immer. Und
wenn es das städtische Büchereikonto des Detektivs war, das ungewöhnlich viele Titel
zum Thema Doping aufwies. Oder die Telefonnummer eines Labors in Köln, die Tietje
vor vier Wochen gewählt hatte. Fischer zwo und seine Leute hatten ganz andere Möglichkeiten
als ich, dem Kerl auf die Spur zu kommen.
    Fragte sich
bloß, wer als Erster am Ziel war.
    Und deshalb
lotste ich das Taxi, das mich zurück zum Flughafen bringen sollte, um nach Lichtenberg.
Dem Fahrer nannte ich die Adresse des Alten Leuchtturms, die ich mir am Mittwoch,
zusammen mit der Telefonnummer, notiert hatte.
    Als ich
eintrat, war die Happy Hour noch nicht angebrochen. Kein Problem, ich war ja nicht
zum Saufen hier. Der Wirt stand mit dem Rücken zum Eingang hinterm Tresen und sortierte
CDs. Die fidelen Moabiter wahrscheinlich. Es gab noch zwei weitere Gäste, die dem
Seehund und seinem Kompagnon aber nicht einmal entfernt ähnlich sahen. Die Häkelvorhänge
hingen strack bodenwärts, unter meinen Schuhen knarzten die Dielen. Mir fiel das
Löwenweib ein, das mir mit seinem spektakulären Auftritt die Flucht ermöglicht hatte.
    Dann drehte
sich der Wirt um und machte ein Gesicht wie Heinrich de Weert in dem Moment, als
sein Herzmuskel den Dienst quittierte.
    »Du?«, röchelte
er. »Du traust dich …?«
    »Warum können
wir uns nicht normal unterhalten?«, fuhr ich ihm in die Parade. »Herrgott, ich bin
gekommen, um meine Schulden zu begleichen, geht das nicht in Ihren Schädel rein?
Ralf Tietje wurde ermordet, und Sie regen sich wegen eines umgestürzten Tisches
auf! Hier, reicht das?« Ich zückte mein Portemonnaie und legte drei Hunderter auf
den Tresen.
    Die Gäste
glotzten, der Wirt ebenfalls. Er schob sich sein graues Haar, das dringend geschnitten
und noch dringender gewaschen gehörte, aus der Stirn und murmelte etwas Unverständliches.
    »Ein Bier
würde ich auch nehmen«, sagte

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