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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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überlegte er sich
gerade eine Gesprächstaktik?
    »Sie hatten
doch Kontakt zu Tietje?«, beharrte ich.
    »Na, logo!«,
rief er. »Klar hatte ich. Im Auftrag des Instituts. Tietje arbeitete für uns. Letztes
Jahr und Anfang dieses Jahres. Was genau, darf ich Ihnen leider nicht verraten,
Sie kennen das. Ich habe ihn ein paar Mal getroffen, das letzte Mal vor …«, er überlegte,
»vor sechs Wochen, glaube ich. Mindestens!«
    »Und worum
ging es bei dem Auftrag? Geben Sie mir wenigstens ein Stichwort.«
    »Tut mir
leid.«
    »Ging es
um Sport?«
    »Um Sport?«
Er schaute überrascht. »Wie kommen Sie darauf? Nein, es war eine völlig harmlose
Geschichte, die nichts mit seinem Tod … Glauben Sie mir, ich war völlig vor den
Kopf gestoßen, als ich hörte, was passiert ist. Tietje muss noch an einer anderen
Sache dran gewesen sein.« Er kniff sich ins Ohrläppchen, ließ ein verlegenes Lachen
hören, um dann fortzufahren: »Okay, es war so: Unser Institut brauchte Informationen
über einen Kunden, mit dem wir zusammenarbeiten wollten. Und weil wir diese Informationen
nicht auf normalem Wege beschaffen konnten, wandten wir uns an Herrn Tietje. So
weit, Herr Koller. Mehr ist nicht. Keine Chance.«
    »Sie meinen,
er sollte für Sie diesen Kunden ausspionieren?«
    »Informationen
beschaffen. Über gewisse ökonomische Details. Und wenn ich Kunde sage, sollten Sie
nicht an Lies-chen Müller aus Iserlohn-Nord denken, sondern an gestandene Unternehmen.
An Investoren, verstehen Sie?«
    »Und Sport
war dabei kein Thema? Leichtathletik?«
    »Überhaupt
nicht.« Er schüttelte den Kopf, dass die dunklen Locken flogen. »Ich hasse Sport!
Meine Eltern steckten mich in den Fußballverein, das hat mir fast den Glauben an
die Menschheit geraubt. Ein einziger Skikurs, aber ein doppelter Wadenbeinbruch.
Seit ich arbeite, gehe ich regelmäßig joggen, das war’s. Ansonsten halte ich es
mit Churchill: no sports!«
    »Soso.«
Während ich einen Schluck Kaffee nahm, beobachtete ich ihn verstohlen. Churchill
war doch so ein fetter britischer Ochse gewesen. Dagegen wirkte Ben Brose regelrecht
durchtrainiert. Entweder er lief deutlich mehr, als er zugeben wollte, oder er hatte
von Natur aus einen athletischen Körper.
    »Im Übrigen«,
setzte er hinzu, »war unsere Zusammenarbeit mit Tietje beendet, falls es Sie interessiert.«
    »Dann frage
ich mich, wer ihn ermordet hat.«
    Er lachte
auf. »Hey, das wüsste ich auch gern! Wenn Sie es herauskriegen: Bitte sagen Sie
es mir! Ich meine, ich war nicht gerade ein Fan von dem Herrn, aber er hat ordentliche
Arbeit abgeliefert, und wir wären gegebenenfalls wieder auf ihn zugekommen.« Er
hob die Tasse, nur um sie gleich wieder zurückzustellen. »Oder waren Sie es, Herr
Koller? Na klar, Sie wollten an Tietjes Aufträge kommen, geben Sie es zu! Deshalb
sitzen wir zwei jetzt hier!« Jetzt erst nahm er einen Schluck, schnalzte mit der
Zunge und nickte nachdenklich. »Aber deswegen gleich einen Menschen umzubringen
…«
    Wortlos
zog ich den DIN-A4-Ausdruck des Dartscheiben-Fotos aus meinem Rucksack und legte
ihn so auf den Tisch, dass er ihn betrachten konnte. Brose kratzte sich am Kopf.
    »Versteh
ich nicht«, sagte er.
    »Das hing
in Tietjes Wohnung. Mit einem Pfeil in Ihrem Gesicht.«
    »Sieht aus
wie eine Voodoo-Beschwörung.«
    »Richtig.
Warum hatte Tietje so einen Hass auf Sie?«
    Schweigend
betrachtete Brose den Ausdruck. Schließlich zuckte er die Achseln und sagte: »Geld.«
    »Geld? Wessen
Geld?«
    »Sein Honorar.
Es gab da ein paar Differenzen. Leute wie Tietje kommen immer noch mit Zusatzkosten
und Extraspesen angeeiert, wenn die Sache längst erledigt ist. Und das war sie.
Wir haben ihn genau so bezahlt wie zuvor abgesprochen. Wenn er das anders sah, kann
ich auch nichts dafür.«
    »Sie müssen
zugeben, dass das komisch wirkt: Er malträtiert Sie mit Dartpfeilen, weil er sich
ungerecht entlohnt fühlt, und kurz danach ist er tot.«
    Wieder lachte
er. Ein jungenhaft schallendes, immer ein wenig verblüfft klingendes Lachen. »Hey,
Mann, was soll das? Es ging ja nicht um mein Geld. Sondern um das des Instituts.
Wir hätten ihm auch die zehnfache Summe gezahlt, wenn es das wert gewesen wäre.
Aber irgendwo muss man ja glaubhaft bleiben.«
    »Glaubhaft«,
nickte ich und begann, mit dem Kaffeelöffel herumzuspielen. Ihr Wort in Gottes Ohr,
Herr Brose! War es vielleicht glaubhaft, was mir der Kerl da erzählte? Ja – wenn
die Erde eine Scheibe war und der Papst unfehlbar.
    »Was machen
Sie da

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