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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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werden?«, rief Eichelscheid, und Steffen
nickte heftig. »Denken Sie an den Vorfall in Frankfurt! Und was ist mit dem Stalker,
den Frau Glück hinter ihrem Haus gesehen hat?«
    »Wie oft
hat sie ihn denn gesehen? Zum Stalker wird man erst durch Wiederholung. Und diese
Graffitigeschichte hat mit alledem nichts zu tun. Bei keinem dieser Ereignisse wurde
Frau Glück bedroht, also ist sie akut auch nicht gefährdet. Kein Staatsanwalt der
Welt wird mich in diesem Fall mit Ermittlungen beauftragen. Es gibt wahrlich Dringenderes
zu tun.«
    »Dringender?
Auch wenn es hier um öffentliche Interessen geht? Das wird dem Oberbürgermeister
aber gar nicht gefallen.«
    »Mir gefällt
der Oberbürgermeister auch nicht«, murmelte Fischer, aber so, dass nur ich es hörte.
Laut fügte er hinzu: »Sprechen Sie mit Frau Glück. Erzählen Sie ihr, was passiert
ist. Sollte sie sich bedroht fühlen, kann sie Anzeige erstatten. An der Sachlage
wird das nicht viel ändern.«
    Damit ging
er. Die Sekretärin verließ ihren Protokollantenplatz, um ihn hinauszubegleiten.
Ich hörte, wie er sich bei ihr für den extra bereiteten koffeinfreien Kaffee bedankte.
Auf uns Zurückgebliebenen lastete Stille, die Dr. Eichelscheid nach einer Weile
durchbrach.
    »In einem
hat der Kommissar recht«, sagte er. »Wir sollten Frau Glück nun über den Vorfall
in Kenntnis setzen. Oder was meinen Sie?«
    Steffen
fingerte an seiner Krawatte herum, bevor er sich zu einem Nicken durchrang. Grothe
schnarrte: »Das verkraftet sie. Die ist stark, unser Katinkamädchen.«
    Und ich?
    Ich meinte
gar nichts. Natürlich musste Katinka irgendwann von dem Unbekannten erfahren. Besser
heute als morgen. Man ging ja auch besser heute als morgen zum Zahnarzt, wenn man
Schmerzen hatte. Nur Lust hatte man keine darauf.
    »Stellen
Sie mir Frau Glück durch«, wies Eichelscheid seine zurückgekehrte Sekretärin an.
    »Ich bin
nicht da«, murmelte ich.
     
     
     
     

8
     
    »Was hast du dir eigentlich dabei
gedacht?«, platzte es aus Katinka heraus. »Diese verdammte Geheimniskrämerei! Hast
du geglaubt, ich würde nie von dem Kerl erfahren? Damit ihr das intern regeln könnt?
Schön diskret unter Männern? Hauptsache, die kleine Katinka kriegt nichts mit? Hast
du das gedacht?«
    »Nö«, brummte
ich.
    Im Grunde
war ich froh, dass es endlich losging. Eine halbe Stunde lang hatte sie mich schmoren
lassen. Eine halbe Stunde lang waren wir schweigend durch den Wald gejoggt und geradelt,
einem Wald, der uns wie zum Hohn jegliches Anzeichen auf den nahenden Frühling vorenthielt.
Die Wege waren halb gefroren und halb aufgeweicht, Nebelschleier hingen in den Ästen.
Ich trug Handschuhe und Mütze, aber so richtig warm war mir trotz der vielen Steigungen
nicht, die mich Katinka hochgejagt hatte. Mittlerweile ging es sanft bergab, wir
hatten also Luft genug, uns gegenseitig anzupflaumen.
    »Wie ich
das hasse, wenn man mich nicht für voll nimmt«, schimpfte sie weiter. »Sehe ich
so aus, als könnte ich die Wahrheit nicht ertragen? Ich bin doch kein Kind mehr!
Aber ihr mit eurer Klüngelei, die reinste Männerverschwörung!«
    »War keine
Verschwörung.«
    »Was dann?
Ich hab euch im Hintergrund quatschen gehört, als Eichelscheid anrief. Dich, den
Grothe, Harboths Schoßhündchen – lauter Typen, die glauben, Frauen müsste man in
Watte packen, damit sie durchs Leben kommen. Ihr wart doch nur Männer, oder?«
    Schweigend
rollte ich neben ihr her. Auf so eine Diskussion hatte ich keine Lust. Ich hätte
Eichelscheids Sekretärin erwähnen können, die nicht zählte, und Kommissar Fischer,
der kurz vor dem Anruf gegangen war. Was interessierte mich, wer welches Geschlecht
hatte oder wer zu welcher Gruppe gehörte? Für Grothe waren wir allesamt Wessis und
Nichtsportler, für Katinka Männer. Eine Zuordnung fand sich immer. Nur bedeuten
tat sie nicht viel.
    »Ich habe
verdammt noch mal ein Recht darauf zu erfahren, was in meinem Umfeld passiert«,
fuhr Katinka fort, als ich nicht antwortete. »Die Sache betrifft schließlich in
erster Linie mich, oder siehst du das anders?«
    »Nein.«
    »Na, also.
Und warum dann diese Heimlichtuerei?«
    »War es
auch nicht. Weder Verschwörung noch Heimlichtuerei.«
    »Sondern?«
    Ich seufzte.
»Woher sollte ich wissen, wie du reagieren würdest? Bin doch kein Hellseher. Darum
habe ich beschlossen, mich zuerst mit Dr. Eichelscheid in Verbindung zu setzen,
um mit ihm das weitere Vorgehen zu beraten.«
    »Aber gerade
das ist es ja, was mich ankotzt!«,

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