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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Seufzend legte er das Seychellenprospekt auf den Tisch zurück und schaute
zum Fenster hinaus, gegen das der Märzregen pladderte.
    »Bitte«,
ermahnte ihn Dr. Eichelscheid. »Für Sie mag das ein Anlass zur Heiterkeit sein.
Für unsere Athletin ist es bitterer Ernst.«
    Fischer
zog die Brauen zusammen und schwieg. Wenn mich nicht alles täuschte, hatte mein
alter Polizistenfreund sein Urteil über den Herrn mit dem Haarkranz bereits gefällt.
Und es war nicht günstig ausgefallen. Fischer hasste es, zurechtgewiesen zu werden.
    Oder bereitete
ihm die sportive Aura unseres Gesprächs Kopfschmerzen?
    Ich hatte
keine Gelegenheit, darüber nachzugrübeln, denn irgendwo am Tisch war mein Name gefallen.
Alle Augen richteten sich auf mich.
    »Vielleicht
berichten Sie den anwesenden Herren noch einmal ausführlich von Ihrer Karlsruher
Begegnung«, sagte Dr. Eichelscheid, zu mir gewandt. »Damit wir alle auf dem gleichen
Informationsstand sind.«
    Dass der
Banker ausschließlich von Herren sprach, war insofern nicht korrekt, als unter uns
auch eine Frau saß. Allerdings handelte es sich bei ihr um eine von Eichelscheids
Sekretärinnen, die in seinen Augen anscheinend nicht zählte. Bei unserem Eintreffen
hatte sie uns mit Getränken versorgt. Nun wartete sie als Protokollantin vor einem
Laptop auf unsere Wortmeldungen.
    Katinka
dagegen war nicht zu dem Krisentreffen geladen. Sie saß zu Hause bei ihren Kindern
und wusste nichts von meinem Gespräch mit dem Blonden. Bei der Heimfahrt hatte sie
zwar gemerkt, dass ich wortkarger war als sonst, aber nicht weiter nachgefragt.
Auch ihr Begleiter konnte ja mal einen grummeligen Tag haben.
    Ich holte
Luft. »Er hatte keine Brauen«, sagte ich.
    Niemand
reagierte. Zumindest nicht auf die übliche Art. Eichelscheid stierte mich bloß an,
neben ihm verschränkte der kantige Typ, der mir als Katinkas Trainer vorgestellt
worden war, seine Arme vor der Brust, Kommissar Fischer kratzte sich hinterm Ohr.
Und Harboths Vertreter, ein Jungspund namens Steffen, sah irritiert von einem zum
anderen, als warte er auf eine Übersetzung meines kryptischen Satzes ins Hochdeutsche.
    »Er war
blond, hatte aber keine Brauen«, wiederholte ich. »Hier oben, über den Augen: nix.
Tabula rasa. Das fiel mir auf, und so können wir ihn am ehesten wiedererkennen.«
    Fischer
verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Katinkas Trainer schüttelte den Kopf.
Eichelscheid versuchte höflich zu bleiben, als er sagte: »Ja, sicher, Herr Koller,
aber könnten Sie die Geschichte nicht von Anfang an erzählen?«
    »Natürlich
kann ich das. Sofort. Wollte bloß das wichtigste Detail als Erstes erwähnt haben.«
Ich sah, wie sich der junge Herr Steffen mit skeptisch gespitztem Mund zurücklehnte.
Bangte wohl um den Ruf der Metropolregion.
    Und dann
berichtete ich. Von A bis Z, vom Startschuss des 3000m-Laufs bis zum Verschwinden
des Unbekannten in der Menge. Das hurtige Tippen der Sekretärin war das einzige
Geräusch, das meinen Vortrag begleitete. Ich erzählte minutiös und wahrheitsgetreu,
nur bei der Anzahl der Zuschauer, die mich an der Verfolgung hinderten, schummelte
ich ein bisschen.
    »Die reinsten
Menschenmassen«, sagte ich. »Regelrechte Klumpen. Unmöglich, sich durchzuwurschteln.
Treibsand ist Kinderkram dagegen.«
    »Schön,
das zu hören«, meinte der Trainer. »Früher interessierte sich kein Schwein für diese
Hallenmeetings.«
    »Und Frau
Glück bekam nichts von Ihrer Unterredung mit?« Das war Eichelscheid.
    »Sie lief
ihre Runden«, antwortete ich. »15 Stück.«
    »Danach
auch nicht?«
    »Nichts.«
    »Gut.« Er
nickte. »Wirklich, das haben Sie gut gemacht, Herr Koller.«
    Das sah
ich längst anders, doch ich schwieg. Früher oder später würde es Katinka ohnehin
erfahren. Eher früher.
    »Nun, dann
stellt sich …«
    »Aber wer
kann ein Interesse daran haben, Katinka Glück am Start in London zu hindern?«, preschte
der junge Steffen vor. Im Vergleich zu seinem Chef hatte er regelrechte Mausezähnchen.
Obwohl er noch ein junger Kerl war, ließ sein lichter Blondschopf bereits die Kopfhaut
durchschimmern.
    »Das ist
die Frage«, erwiderte Eichelscheid gedankenschwer. »Das ist die Frage, Herr Steffen.«
    Herr Steffen
blickte ihn erwartungsvoll an. Die Sekretärin ebenso. Sie hatte die Frage protokolliert,
nun wartete sie auf eine notierenswerte Antwort.
    »Wer?«,
wiederholte der junge Mann. Mit Nachdruck und mindestens drei Fragezeichen.
    »Die Russen.«
    Na, da schnellte
sogar mein Kopf

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