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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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tatsächlich der dämliche Köter, der mich zur Vernunft kommen ließ. Ich machte
auf dem Absatz kehrt und hetzte hinter der davonradelnden Katinka her. Noch lange
hallten mir die Verwünschungen des Hundebesitzers in den Ohren.
    »He, warte!«,
rief ich. »Ist ja schon vorbei. Bin wieder ganz cool. Alles im grünen Bereich!«
    Keine Reaktion.
Gleichmütig trat die Frau vor mir in die Pedale. Die Pedale meines Rennrads! Und
was tat ich? Lief. Rannte. Japste.
    »Katinka!
Nun halt doch mal an!«
    Verdammt,
war sie schon wieder eingeschnappt? Hatte sie Angst? Bleib stehen, Prinzessin! Die
Gefahr ist vorüber, der Köter holt uns nicht mehr ein.
    Und wenn,
dann mich.
    »Warte auf
mich!«
    So ein Schisser,
dieses Mädchen! Bin doch kein Kind mehr … von wegen! Totaler Fluchtreflex, die pure
Panik. Dreh dich wenigstens einmal um!
    »Ka- … -tinka!«
Atemnot zerriss das Wort in zwei Teile. Ich verspürte Stiche in der Magengegend,
meine Lunge pfiff. Stopp!, signalisierte mein Körper, halt an! Was ich nicht tat.
Katinka ebenso wenig. Allerdings fuhr sie mir auch nicht davon. Als wollte sie mich
an der langen Leine zappeln lassen! Komische Art von Panik war das.
    Und so setzten
wir unsere Waldpartie fort, zu Fuß und per Rad, nur mit vertauschten Rollen. Wenn
das Dr. Eichelscheid wüsste!
    Endlich
hörte sie auf zu treten und ließ mich herankommen. Als ich auf gleicher Höhe mit
ihr war, wandte sie mir ihr Gesicht zu.
    Ich hatte
sie noch nie grinsen gesehen!
    »Hallo,
großer Held!«, feixte sie.
    Keuchend
griff ich ihr in den Lenker und brachte sie zum Halten. Wir sahen uns an. Ihre grünen
Augen funkelten vor Vergnügen, mein Brustkorb hob und senkte sich heftig. Im Mund
schmeckte ich eine bittere Flüssigkeit.
    »Wenn ich
alles …«, begann ich schwer atmend.
    »Ja?«
    »Wenn ich
alles rausließe, was mir gerade an Beleidigungen durchs Hirn schießt, würde ich
bis heute Abend nicht fertig.« Luft holen. »Aber das tue ich nicht.«
    Lächelnd
stieg sie ab. »Sondern?«
    »Ich weiß
etwas viel Besseres: Ich werde Dr. Eichelscheid erzählen, dass du im Wald bloß spaßradelst,
anstatt zu trainieren, und dann kannst du deinen Sponsorenvertrag vergessen.«
    »Spaß? Ich
sage dir was, Max: Spaß macht es wirklich. Vor allem, wenn du nebenher joggst.«
Bevor sie sich wieder in Bewegung setzte, gab sie mir einen Klaps auf den Hintern.
»Mit ein bisschen Training würdest du es zum Langstreckler bringen.«
    »Ja, ja«,
knirschte ich. »Wer den Schaden hat …« Ich zog die Mütze ab, um mir den Schweiß
von der Stirn zu wischen. Dann stieg ich auf und folgte ihr.
    Als ich
auf gleicher Höhe mit ihr war, trafen sich unsere Blicke. Die Hexe grinste ja immer
noch! Musste ihr Monatssoll an guter Laune längst übererfüllt haben. War das nicht
wunderbar? Meine Klientin wurde genötigt, bedroht, schwebte vielleicht in Gefahr
– und lachte sich eins, Max Koller sei Dank. Ich hätte zufrieden sein können. Aber
irgendwie schaffte ich es nicht. Keine Ahnung, warum.
    »Das war
das letzte Mal, dass ich dir das Leben gerettet habe«, schwor ich. »Man erntet ja
doch nur Hohn und Spott. Zwei Speichen sind dabei draufgegangen, mindestens. Und
um ein Haar wäre ich zum Mörder geworden. Zum Doppelmörder! Erst Herr, dann Hund.«
    Sie kicherte
schon wieder.
    »Vom letzten
Hundebesitzer, der mir blöd kam, haben sie immer noch nicht alle Einzelteile gefunden.
Eine Sauerei war das!«
    »Und wenn
ich dir sagte, dass der nur spielen wollte?«
    »Der Alte?«
    »Der vielleicht
auch. Vor allem aber der Hund.«
    »Verdammt
blutiges Spiel, würde ich denken.«
    »Falsch
gedacht. Der ist harmlos, auch wenn er Radau macht. Ich kenne die beiden, wir sind
uns schon mehrfach begegnet.«
    »Und du
hast es überlebt?«
    »Sieht so
aus. Der Mann wohnt in Ziegelhausen, weshalb ich ihm noch öfter über den Weg laufen
werde. Handgreiflichkeiten kann ich also nicht gebrauchen.«
    »So.« Ich
schwieg verstimmt. Erst kein Dank für meinen heroischen Auftritt und nun auch noch
Kritik. Bloß keine Handgreiflichkeiten, Max! Selbst wenn ein gefletschtes Raubtiergebiss
auf dich zuschießt. Immer schön diplomatisch. Camp David und Auftritt vor der UN-Vollversammlung.
Sämtliche friedliebenden Odenwaldbewohner klatschen höflich Beifall.
    »Also nee,
wirklich«, moserte ich.
    »Ja?«
    »Ich glaube
nicht, dass der nur spielen wollte.«
    »Der Alte?«,
grinste sie.
    Eine Entgegnung
sparte ich mir. Irgendwie verlief die Unterhaltung mit Katinka anders als geplant.
Erst

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