Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
Vom Netzwerk:
ihr Schweigen, dann der Wutausbruch – und jetzt? Jetzt wollte sie gar nicht
mehr aufhören zu grinsen. Es ging ja auch stetig bergab. Ich konnte natürlich beschleunigen
und sie auffordern, das Tempo ebenfalls zu erhöhen. Dann wäre es bald vorbei mit
dem Grinsen. Aber sie würde nicht darauf eingehen. Der Trainingsplan! Wenn ein Fünferschnitt
vorgegeben war, lief sie den auch. Nicht schneller, nicht langsamer. Es sei denn,
sie wollte einem kurzatmigen Privatermittler mal eben zeigen, wer Herr im Hause
war.
    Oder Frau
im Walde.
    »Der Typ
aus Karlsruhe«, sagte ich nach einer Weile, »passt vom Aussehen her nicht zu der
Beschreibung, die du von dem Stalker gegeben hast.«
    Kein Grinsen
mehr rechts von mir. »Blond, sagtest du?«
    »Blond,
keine Brauen, Läuferfigur. Größer als ich.«
    »Das war
er nicht. Auf keinen Fall. Klein war der Mann hinter unserem Haus auch nicht gerade,
aber ziemlich füllig. Fast dick. Und er trug eine Brille.«
    »Ich weiß.
Womöglich haben die beiden überhaupt nichts miteinander zu tun. Wobei das schon
ein großer Zufall wäre. Hast du eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?«
    »Nein«,
kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Hinter
der Aufforderung zum Startverzicht, meine ich.«
    »Nein! Das
habe ich Eichelscheid doch schon gesagt.«
    »Aber mir
nicht. Eine Konkurrentin vielleicht, die auf deinen Startplatz scharf ist?«
    »Quatsch!
Totaler Blödsinn, Max! Erstens hat keine von den anderen genug Kohle, um mal eben
einen Seychellenurlaub zu finanzieren. Zweitens ist es ja keineswegs klar, wer statt
meiner nachrücken könnte. Die Qualinorm hat noch keine. Und drittens würde keine
von den Frauen, die ich kenne, so etwas tun.«
    »Dein Trainer
faselte etwas von anderen Nationalteams, die Interesse haben könnten, euch zu schwächen.«
    »Dann sollten
die lieber Birthe und Romy aus dem Verkehr ziehen, die sind nämlich besser als ich.«
    »Ehrlich?«
    »Noch«,
murmelte sie. Und schnitt eine Grimasse, die nichts Gutes verhieß. Zumindest nicht
für Hunde und Konkurrentinnen.
     
     
     
     

9
     
    Wenn ich früher geglaubt hatte,
ein Marathonläufer würde zwei, drei Stunden am Tag trainieren, um sich anschließend
auf die faule Läuferhaut zu legen, so hatte ich mich getäuscht. Katinkas Terminplan
war prall gefüllt. Wer wollte, konnte ihn schwanger nennen, so prall war dieser
Plan. Und ich hatte nach der neuesten Order von Harboth und Eichelscheid ständig
den Geburtshelfer zu geben. Gemeinsame Waldläufe, einverstanden. Außerdem Besuche
bei Ärzten und Physiotherapeuten. Auch okay. Aber dann: Wettkämpfe und Benefizveranstaltungen,
Interviews und Fototermine, eine Autogrammstunde in einem Sportgymnasium, diverse
Auftritte bei Sponsoren und sogar eine Buchvorstellung in München. Ende März folgte
noch das Minitrainingslager in Kienbaum, einem Nest in Brandenburg, plus anschließendem
Leistungstest der Kaderathleten. Nur die regelmäßigen Trainingseinheiten am Olympiastützpunkt
absolvierte Katinka ohne meine Aufsicht.
    Wenn es
so weiterging, würde ich den nächsten attraktiven Auftrag aus Zeitmangel ablehnen
müssen!
    Was mich
jedoch wirklich in Panik versetzte, waren die Umfänge, die Katinka im Frühjahr zu
bewältigen hatte. Und ich mit ihr, notgedrungen. Demnächst standen sogar Überdistanzläufe
auf dem Programm, Strecken von 35 bis 45 Kilometern. Ergab eine Trainingszeit von
mehr als drei Stunden. 40 Kilometer auf dem Rad, das klang im ersten Moment nicht
eben furchterregend. Aber Katinka jagte einen ja die Odenwaldgipfel hoch und runter,
viele Wege waren steinig oder durchweicht, von Regen und Kälte ganz zu schweigen.
Und was war das für eine Fahrweise, bei der man in den Steigungen ackerte, um an
ihr dranzubleiben, bergab aber ständig auf der Bremse stand?
    Keine Sekunde
dürfen Sie Frau Glück aus den Augen lassen, Herr Koller. Hören Sie, keine Sekunde!
    Schon klar,
Dr. Eichelscheid.
    Dreieinhalb
Stunden. Plus die Fahrt hoch nach Ziegelhausen und wieder zurück in die Stadt. Christine
schaute mehr als skeptisch, als ich meine alte Rolle vom Dachboden holte, sie unten
in meinem Büro aufbaute und mein Rennrad einspannte.
    »Du trainierst?
Für das Training mit der Dame?«
    Von wegen
Training, meine Ex hatte keine Ahnung. Für mich war jeder Ausflug mit Katinka ein
Wettkampf. Gegen sie, gegen das Wetter, gegen den inneren Schweinehund. Manchmal
auch gegen äußere Hunde. Aber mach das mal einer klar, die Tag für Tag die Vertiefung
in ihrem gepolsterten

Weitere Kostenlose Bücher