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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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leid. Das war das Krankenhaus. Die haben einen Notfall ...“
    „Aber kannst du nicht wenigstens für eine Minute her kommen?“, flehe ich sie an. „Ich habe auch einen Notfall!“
    „Sara, Schatz. Ich weiß, aber im Krankenhaus brauchen sie mich. Das sind wirkliche Notfälle! Ich komme, sobald ich fertig bin, zu dir. Du, ich muss los. Küsschen, bis nachher.“
    Klick. Anna hat aufgelegt.
    Warum? Warum müssen diese komischen Sachen immer mir passieren? Ich weiß nicht, wie oft ich mir schon gewünscht habe, ich könne mich in Luft auflösen, um aus einer Situation zu entkommen. Dabei möchte ich einfach nur ein stinknormales Leben führen – unauffällig und zufrieden. Eines ohne peinliche Zwischenfälle, bei denen ich der Auslöser bin. Wenn man eine Mutter wie ich hat, hat man genug Probleme am Hals, da braucht man keine eigenen mehr.
    Meine Mutter ist, seit ich denken kann, damit beschäftigt, sich mit der Schöpfung und dem Universum in Einklang zu bringen und hat wahrscheinlich jedes spirituelle Buch gelesen, das es auf dem Markt so gibt. Dabei hat sie leider vergessen , mich und meinen Vater mit einzubeziehen.
    Für meine Mutter war es absolut selbstverständlich, dass sie ihr Kind zu Hause, unter optimalen Bedingungen, auf die Welt brachte. Das erste Licht, das meine Augen erblickten, war das einer Kristalllampe, die meine Mutter neben dem Bett angebracht hatte, um die negativen Energien zu vertreiben. Den Duft von Räucherstäbchen habe ich mit der Muttermilch eingesogen. Während meine Mutter ein Selbstfindungsseminar nach dem anderen besuchte, spielte mein Vater mit mir, überwachte die Hausaufgaben und hörte sich meine kleinen und großen Sorgen an. Trotz all ihrer kleinen Defizite in Sachen Kindererziehung liebe ich meine Mutter.
    „Sara?“, ertönt Jims melodische Stimme aus dem Wohnzimmer.
    „Ich komme“, rufe ich gedehnt. Hastig stecke ich das Handy in meine Hosentasche und gehe zurück ins Wohnzimmer.
     
     
    Jim hat sich mittlerweile die Fernbedienung für den Fernseher geschnappt.
    „Ich habe nur mit einer Freundin telefoniert“, erkläre ich und bleibe in sicherem Abstand stehen.
    Jim antwortet nicht, sondern dreht und wendet die Fernbedienung in seiner Hand.
    „Was ist das?“ Er runzelt die Stirn.
    „Was?“, frage ich irritiert.
    Er hebt die Hand mit der Fernbedienung. „Na, das!“
    „Äh, willst du mich auf den Arm nehmen?“ Ein Hinterwäldler! So viel ist sicher.
    Jim schüttelt den Kopf. „Keineswegs. Ich würde es nicht wagen , meine Meisterin zu erzürnen.“
    Eigenartig. Und dieses Gefasel von wegen Meisterin und so geht mir langsam auf den Wecker. Es wird Zeit, dass ich den Typen rausschmeiße.
    „Das ist eine Fernbedienung“, erkläre ich trotzdem. „Aber das ist jetzt wirklich unwichtig.“
    Jim nickt stumm und legt die Fernbedienung beiseite.
    „Jim“, fange ich an. „Ich denke, wir sollten reden.“ Ich lächele freundlich und mache eine einladende Geste. Ehrlich gesagt fällt mir nichts Besseres ein.
    „Setzt dich doch zu mir.“ Er klopft auf den freien Platz neben sich auf dem Sofa.
    „Äh, vielleicht ist es besser, ich bleibe stehen ...“
    Jim mustert mich belustigt.
    Mist! Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen, also setze ich mich neben ihn. Sofort habe ich wieder diesen Duft nach wilden Beeren und Zimt in der Nase. Er riecht irgendwie – lecker. Seine Augen mustern mich intensiv. Mein Gott!, wenn er mich weiterhin so ansieht, dann gewinnen meine Hormone, und ich rede nur noch Unsinn. Reiß dich zusammen, Sara!
    „Also, Jim ...“, beginne ich meine kleine Rede. „Wieso bist du hier?“ Ich finde die se Frage angesichts der Situation absolut berechtigt. „Ich meine noch hier.“
    Jim legt den Kopf leicht schräg. Eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht. Mit einer eleganten Bewegung schiebt er die Strähne hinter sein Ohr.
    „Ich bin hier, weil du mich befreit hast.“ Aus seinem Mund klingt es wie die selbstverständlichste Sache auf der Welt. „Du bist jetzt meine Meisterin.“
    Ich lache laut. „Das ist echt komisch! Guter Witz.“
    Jim lacht nicht. Stattdessen sieht er mich nur mit seinen großen braunen Augen an.
    „Ha, ha ...“ Ich stocke. Immer noch keine Reaktion meines Gegenübers. „Das ist kein Witz, oder?“
    Jim schüttelt den Kopf.
    Mein Mund ist staubtrocken. Ich schlucke. „So geht das nicht“, sage ich kopfschüttelnd. „Ich glaube, ich brauche jetzt was zu trinken“, krächze ich und stehe auf.
    Jim folgt mir lautlos

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