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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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Aber ich besorg uns gern auf dem Rückweg etwas zu essen. Mir knurrt der Magen. Ich betäube meinen Kummer am liebsten mit einem Teller voll Zwiebelringen und einem großen Schokoshake.«
    Evalynn nickte. »Klingt verlockend. Gehen wir jetzt zum Grab deiner Eltern?«
    Der Weg führte zu einem schlichten Grabstein, der hinter einer Hecke unter den überhängenden Zweigen einer alten Zeder lag. Er markierte die letzte Ruhestätte von Thomas und Cecilia Jones. Die Grabinschrift lautete:
    Ehemann und Vater
    Ehefrau und Mutter
    liebten ihre Tochter und einander auf ewig
    und von ganzem Herzen.
    »Ein schöner Spruch«, flüsterte Evalynn, nachdem sie die Inschrift gelesen hatte. Dann schweifte ihr Blick über die umliegenden Grabsteine. »Ist deine Großmutter ebenfalls hier begraben?«
    »Nein. Sie wurde neben ihrem Mann bestattet – neben meinem Großvater. Die beiden liegen auf einem Friedhof in der Nähe von Camas. Bin nie dort gewesen.«
    Evalynn nickte. »Ich gehe ein Stück, damit du mit deinen Gedanken allein sein kannst.« Sie machte einen Schritt rückwärts.
    »Nicht nötig«, wehrte Sophie ab und bedeutete ihr, an ihrer Seite zu bleiben. »Egal, was du denkst, ich bleibe immer nur kurz hier.«
    Evalynn beobachtete neugierig, wie Sophie in ihre Handtasche griff und aus deren Tiefen eine kleine Schachtel zutage förderte. Sie öffnete die Schachtel, nahm eine Praline heraus und legte sie auf den Grabstein direkt zwischen die Namen ihrer Eltern. Dann steckte sie erneut die Hand in die Tasche, zog einen schmalen Papierstreifen und eine Stecknadel heraus. Sie kniete vor dem Grabstein nieder, stach die Nadel vorsichtig durch das Papier und danach mitten in die Praline.
    Sophie erhob sich und stand einen Augenblick lang still da. Ein flacher, glatter Stein, ungefähr fünf Zentimeter im Durchmesser, lag an einer Ecke des Grabsteins. Jemand hatte ihn offenbar absichtlich dort abgelegt. Der Stein besaß burgunderrote, silbrige und weiße Adern und zahlreiche durchsichtige und undurchsichtige Einschlüsse, die an einen Achat erinnerten. Sophie betrachtete ihn einen Moment lang bewundernd. Dann, ohne Vorankündigung, nahm sie ihn auf, ließ ihn in ihre Tasche gleiten und sprang auf. »Gehen wir«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Evalynn überrascht. »Das ist alles?«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich immer nur ganz kurz hierbleibe. Und jetzt bin ich fertig.« Sophie ging ein paar Schritte den Weg entlang, den sie gekommen waren.
    Evalynn stand wie angewurzelt da. »Aber Soph! Es ist der zwanzigste Jahrestag. Möchtest du Ihnen nicht etwas … etwas sagen? Oder zumindest länger bleiben?«
    »Warum?«
    »Weil …«, und Evalynns Stimme wurde rau, »… sie deine Eltern sind!«
    »Das ist schon in Ordnung so, Ev. Ich habe getan, wofür ich hergekommen bin. Ich habe für dieses Jahr Frieden geschlossen.«
    Evalynn sah auf den Grabstein herab. »Die Schokolade … Legst du jedes Jahr hier eine Praline ab?«
    Sophie nickte.
    »Was ist mit dem Zettel, den du hineingesteckt hast? Machst du das auch jedes Jahr?«
    Sophie schüttelte den Kopf. »Das ist in diesem Jahr was Neues. Nach …« Sie verstummte, kaute nervös auf ihrer Lippe. Sie hatte die Worte klar im Kopf, aber sie vor Evalynn laut auszusprechen, fiel ihr schwer. »Nach der Geschichte mit Garrett hat sich irgendetwas verändert. Der Zettel drückt nur aus, was ich fühle, ohne dass ich es aussprechen muss.«
    Evalynn lächelte mitfühlend. »Das ist gut! So etwas muss man rauslassen. Auf welche Art auch immer. Hast du was dagegen, wenn ich …?« Ihr Blick wanderte bedeutungsvoll zu dem Papierstreifen.
    Sophie zuckte die Schultern. »Dies ist ein öffentlicher Ort. Tu, was du nicht lassen kannst!«
    Evalynn machte kehrt und kniete nieder. Im schwindenden Licht war es mühsam, die Schrift auf dem Zettel zu entziffern, vor allem durch die dunklen Gläser der Sonnenbrille hindurch. Es wäre einfacher gewesen, die Praline aufzunehmen und sie aus der Nähe zu betrachten. Evalynn wollte jedoch nicht zerstören, was Sophie so sorgfältig arrangiert hatte. Deshalb ließ sie sich auf alle viere nieder, neigte den Kopf, schob die Sonnenbrille über die Stirn zurück, blinzelte und las die zierlich geschriebenen Worte laut vor: »Schon bald wirst du deine Chance nutzen und gewinnen.«
    Evalynn drehte sich zu Sophie um, die zufrieden lächelte. »Sophia Maria Jones! Du bist den weiten Weg zum Grab deiner Eltern gefahren, nur um ihnen einen Spruch aus deinen dämlichen Keksen zu

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