Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
Vom Netzwerk:
bringen?«
    Sophie lächelte gelassen. »Das ist keiner meiner Sprüche. So etwas Positives würde ich nie schreiben. Ich bin gestern nach der Arbeit beim Chinesen gewesen. In meinem Glückskeks steckten zwei Orakelsprüche. Die Wahl ist mir schwergefallen. Der andere Spruch lautete: Eine g ünstige Gelegenheit klopft an die Tür. Öffnest du? «
    Evalynn stand auf und säuberte Knie und Hände. »Mein Gott, Sophie! Ist mir egal, woher der Spruch stammt. Ich dachte, du wolltest damit deine Gefühle ausdrücken. Was bitte soll dieser Text mit deinen Eltern zu tun haben?«
    »Ich habe gesagt, er drückt meine Gefühle aus. Nicht meine Gefühle für meine Eltern .«
    »Was soll das heißen?«
    Sophie sah sich um und blinzelte in die untergehende Sonne. »Denk doch mal nach. Heute, in diesem Augenblick, ist es hier draußen herrlich sonnig und warm. Aber was ist morgen? Schätze, bis dahin regnet es, der Wind bläst, und das Orakel ist futsch. Weggeweht. Unlesbar geworden. Und die Praline? Ein hungriges Eichhörnchen oder ein Waschbär hat sie bis zum Morgengrauen sicher vertilgt. Der Glückskeksspruch und die Schokolade erinnern lediglich – meine Eltern, mich und jedermann – daran, dass sich letztendlich alle Hoffnungen und Träume in Luft auflösen.« Sie senkte erneut den Blick und las noch einmal stumm die Inschrift unter den Namen ihrer Eltern. »Das ist die Geschichte meines Lebens. Alles vergeht.«
    Evalynn betrachtete sie stumm.
    Sophie vermied es einen Moment, ihre beste Freundin anzusehen. Stattdessen starrte sie zu Boden und massierte ihre Arme. Sie fröstelte. Schließlich blickte sie auf und entdeckte Besorgnis in Evalynns Miene. Und Verwirrung. Vielleicht sogar ein wenig Enttäuschung.
    Sie seufzte. »Siehst du, das ist der Grund, weshalb ich allein herkommen wollte. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Ev. Sicher hältst du mich jetzt für verrückt – vorausgesetzt, dass du das nicht sowieso schon immer tust.«
    Evalynn schwieg.
    »Hör mal«, fuhr Sophie fort. »Ich weiß, du würdest vermutlich ganz anders reagieren. Aber für mich ist es genau richtig so. In Ordnung?«
    Evalynn war hin- und hergerissen. Am liebsten hätte sie Sophie geschüttelt und zur Vernunft gebracht. Andererseits verspürte sie große Lust, Garrett Black für das büßen zu lassen, was er Sophie angetan hatte. Aber Evalynn war realistisch genug zu wissen, dass sie weder das eine noch das andere tun würde.
    Sie nickte und lächelte flüchtig. »Okay, Sophie.«
    Gemeinsam gingen sie den Hang hinab zur Straße. Sie sprachen kein Wort.
    Mit dem Grab der Familie Jones im Rücken übersahen sie die einsame Männergestalt hinter der hohen Hecke neben der Zeder. Sie hörten nicht, wie ein Zweig unter ihrem Fuß knackte, als sie ihr Versteck verließ und vor dem Grabstein von Thomas und Cecilia Jones stehen blieb.
    Nach etlichen Minuten bückte sich der Mann und legte einen kleinen, runden Stein in die untere Ecke der Grabplatte. Mit der anderen Hand nahm er vorsichtig die Praline auf. Dann zog er die Nadel und den schmalen Papierstreifen mit dem Sinnspruch heraus und steckte die Schokolade in den Mund. Anschließend verschwand er wieder lautlos zwischen den länger werdenden Schatten der Bäume.

Kapitel 6

    Ist es Liebe oder Mitleid?
Denk besser nicht darüber nach .
    FÜNF TAGE UND ELF STUNDEN später vibrierte das Handy auf Sophies Nachttisch und riss sie, lange bevor sie hatte aufstehen wollen, aus unruhigem Schlaf. Sie starrte blinzelnd auf das Display – 6:26 –, dann auf die Nummer des Anrufers. Sie rang mit sich, ob sie abheben sollte.
    »Das ist mein einziger freier Tag«, stöhnte Sophie, als sie den Anruf schließlich entgegennahm. »Du bist gemein. Warum rufst du so früh an?«
    »Musste sein«, erwiderte Evalynn gut gelaunt. »Du brauchst keinen Schönheitsschlaf. Du siehst blendend aus, schlichtweg fantastisch«, fügte sie übertrieben hinzu.
    Sophie zögerte. »Danke für die Blumen. Trotzdem bin ich sauer. Außerdem ist es noch zu früh am Morgen für Schmeicheleien.« Sie rieb sich die Augen. »Also, was willst du, Mrs. Mason-Mack?«
    »Als Erstes möchte ich nie mehr so von dir genannt werden. Das klingt, als wäre ich steinalt. Zweitens sind Justin und ich sozusagen auf dem Absprung. Aber vorher wollte ich dir unbedingt noch sagen, dass du dir die Sonntagsausgabe der Times besorgen sollest. Auf Seite G4 wirst du fündig.«
    »Was gibt’s denn auf Seite G4?«, fragte Sophie schlaftrunken.
    »Soll ich

Weitere Kostenlose Bücher