Glueckstreffer - Roman
Garrett mit Sophie einen Ausflug nach Cannon Beach – ein Städtchen, das unmittelbar südlich der Staatsgrenze Washingtons malerisch eingebettet an der nördlichen Pazifikküste Oregons lag. Im Sommer konnte man hier im Pazifik baden, doch in dieser Jahreszeit vergnügten sich Sophie und Garrett einfach nur damit, in den Felsbecken nach Seesternen und Einsiedlerkrebsen zu suchen. Eine köstliche Muschelsuppe in Mo’s Restaurant machte den Tag perfekt.
Danach konnte es Sophie auf der dreistündigen Autofahrt allerdings wieder einmal nicht lassen, die Vertrauensfrage zu stellen, und argwöhnte zum wiederholten Mal, wie lange es wohl noch dauere, bis Garrett sich in eine andere, in eine hübschere Frau verlieben würde.
Garrett quittierte dieses inzwischen fast schon leidige Thema mit einem tiefen Seufzer und ließ sich Zeit nachzudenken, bevor er antwortete. Sophies ständige Zweifel an seiner Zuneigung und Loyalität stellten seine Geduld allmählich auf eine harte Probe. Und insgeheim begann er sich zu fragen, ob Sophie wohl jemals die nötige Selbstsicherheit gewinnen würde, um ihm vorbehaltlos zu vertrauen.
Als er schließlich reagierte, geschah dies daher ohne jene Zuversicht und Überzeugung, die er normalerweise an den Tag legte. »Ach, komm schon, Soph«, sagte er und starrte angestrengt auf die Fahrbahn. »Müssen wir das schon wieder diskutieren?«
Sophie registrierte den veränderten Klang seiner Stimme sofort. Sie hatte genug gescheiterte Freundschaften hinter sich, um sofort hellhörig zu werden. Sie wusste, dass dieser Tonfall den Anfang vom Ende signalisierte. »Ich bin einfach nur realistisch«, entgegnete sie lakonisch. »Alles Gute hat einmal ein Ende. Stimmt doch, oder?«
Erst in diesem Moment wandte Garrett den Blick von der Straße und flüchtig zu Sophie auf dem Beifahrersitz. Dann griff er nach ihrer Hand. »Nein. Das stimmt ganz und gar nicht. Was, glaubst du, versuche ich dir seit Monaten klarzumachen? Nicht alle guten Dinge müssen enden! Warum kannst du nicht akzeptieren, dass ich keine andere will? Ich will nur dich!«
Sophie sah ihn unbewegt an. Dann wandte sie sich schulterzuckend ab. »Ich weiß nicht …«
Garrett versuchte ein Lächeln. »Aber genau das müssen wir herausfinden. So einfach wirst du mich nicht los.«
Sie drückte seine Hand. »Ich glaube ja, dass du meinst, was du sagst. Es ist nur … Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass das, was uns verbindet, von Dauer sein soll. Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein.«
Garrett lächelte. »Nur weil deine Exfreunde es mit dir nicht so lange ausgehalten haben wie ich? Ist das der Grund?«
»Du bist gemein!« Sophie versetzte ihm einen sanften Rippenstoß. Aber obwohl seine Frage scherzhaft gemeint gewesen war, gab sie ihr zu denken. »Ich glaube, mit meinen Exfreunden hängt das nicht unbedingt zusammen. Das sitzt tiefer.«
»Was sitzt tiefer?«
»Die Angst. Das nagende Gefühl, dass alles Gute im Leben nicht von Bestand ist. Mit den Männern, die ich vor dir gekannt habe, hat das nur am Rande zu tun.«
Garretts Blick schweifte kurz von den Rücklichtern des vorausfahrenden Wagens ab und wieder zu Sophie. Ihr Gesichtsausdruck war genauso traurig wie der Klang ihrer Stimme. Sie hatte dieses Thema in ihrer gemeinsamen Zeit schon mehrfach vorsichtig umkreist, ohne aber je auf den Kern zu kommen.
»Hat es mit deinen Eltern zu tun?«
Sophie nickte kaum merklich.
»Möchtest du darüber sprechen?«
Sophie ließ seine Hand los und rückte ihren Sicherheitsgurt zurecht. Sie fühlte sich plötzlich beengt. »Nicht wirklich.«
Garretts Stimme hatte erneut den gewohnten beruhigenden, zuversichtlichen Ton. »Deine Gefühle sind ganz natürlich. Du must sie einfach nur einmal aussprechen.«
Sophie lachte hilflos. »Jetzt klingst du schon wie der Psychologe, zu dem ich als Teenager gehen musste. Weißt du, was er mir gesagt hat? Er hat mir recht gegeben. Er meinte, ich sollte mich an die Tatsache gewöhnen, dass alles vergänglich ist, und stattdessen das Gute im Leben genießen, solange es dauert – und, wenn es zu Ende ist, klaglos zum Alltag übergehen.«
»Harter Stoff für ein junges Mädchen«, bemerkte Garrett.
»Ja, das kann man wohl sagen«, bekräftigte sie. »Danach habe ich die Therapie abgebrochen.«
»Weil du deine Eltern auf tragische Weise verloren hast, glaubst du, dass alle menschlichen Beziehungen so enden müssen?«
Sophie sah Garrett an. Ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
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