Glueckstreffer - Roman
aufgegeben hast? Meinst du, deinen Patienten gefällt es, dass ihr Arzt von Lori Acres als die unglücklichste Person auf unserem Planeten beschrieben wird?«
»Das hat sie nicht gesagt«, konterte Garrett.
»Es hat aber so geklungen. Im Ernst, Garrett – was, wenn die Geschichte bis zu mir zurückverfolgt werden kann?«
Garrett ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ist vielleicht gut fürs Geschäft«, schlug er vor.
»Du bist einfach unmöglich!«
»Das war ein Scherz, Sophie. Niemand wird je herausfinden, dass du und ich etwas damit zu tun haben. Ich habe schon bei der Zeitung angerufen und die Anzeige storniert. Außerdem habe ich klargemacht, dass sie mit einem peinlichen Gerichtsverfahren rechnen müssen, falls Informationen über den Inserenten durchsickern.«
Sophie ging noch immer in Evalynns und Justins Wohnzimmer auf und ab. Sie atmete tief ein und aus – versuchte, sich zu beruhigen. »Ich bin nur … Ich kann es einfach nicht fassen, dass du das getan hast! Unser Deal ist geplatzt, Garrett. Keine Verabredung! Nicht nach dieser Geschichte!«
Als Garrett am anderen Ende die Sprache wiederfand, wurde seine Stimme ganz ruhig, als ob er damit rechnete, Sophie auf diese Weise dazu zu bringen, ihm zuzuhören. »Sophie«, begann er sanft. »Ich wiederhole es so lange, bis du es verstanden hast: Ich habe damit nichts zu tun. Obwohl ich zugeben muss, dass es ein kluger Schachzug meinerseits gewesen wäre. Hinterhältig, aber schlau. Trotzdem: Ich schwöre, dass das nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Es gibt eben tatsächlich Leute, die Zeitung lesen. Und zwar eine ganze Menge. Praktisch könnte jeder auf das Glücks-Inserat gestoßen sein und die Medien darauf aufmerksam gemacht haben. Ich war es jedenfalls nicht.«
Sophie war unentschlossen. Einerseits wollte sie in Garrett den Schuldigen sehen. Sie brauchte ihn als Sündenbock, den sie für alles verantwortlich machen konnte. Nach allem, was er ihr angetan hatte, war diese Geschichte nur ein weiterer Vorwand, ihn zu hassen. Doch insgeheim wusste sie, dass er die Wahrheit sagte.
Als Garrett geendet hatte, schwieg sie beharrlich.
»Sophie?«
»Ich bin noch da«, antwortete sie schließlich.
»Glaubst du mir?«
»Warum sollte ich?«
»Weil es die Wahrheit ist.«
»Na ja … Ich will einfach nicht«, antwortete sie ehrlich.
»Aber?«
»Bin noch unschlüssig.«
»Dann … Dann gilt unsere Abmachung also noch?«, wollte Garrett wissen.
»Na gut«, lenkte sie widerwillig ein. »Aber nur, weil ich jemand bin, der seine Versprechen hält. Ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Personen.«
»Autsch. Das hat gesessen!«
»Schade«, entgegnete Sophie. Zum ersten Mal seit Lori Acres’ Reportage entspannte sie sich leicht. »Es sollte eigentlich richtig wehtun.«
»Trotzdem danke, dass du mich angerufen hast. Auch wenn du wütend auf mich bist, höre ich deine Stimme gern.«
Sophie bedauerte, dass er nicht sehen konnte, wie sie die Augen verdrehte. »Gute Nacht, Garrett.«
»Nacht, Sophie.«
Kapitel 21
Tu Dinge, die du normalerweise nie tun würdest, denn was du normalerweise tust, scheint nichts zu bewirken.
Warst du in letzter Zeit im Internet?
Garretts Kurzmitteilung tauchte am Samstagabend im Display von Sophies Handy auf. Sie war gerade ins Bett gegangen. Ihr letztes Telefonat mit Garrett nach dem Debakel auf Channel 2 lag mittlerweile vier Tage zurück.
Sophie zog die Bettdecke unters Kinn und starrte auf die Mitteilung. Dann entschied sie, im Augenblick keine Lust zu haben, eine SMS zu schreiben – zumindest nicht an Garrett. Sie legte das Handy auf den Nachttisch. Doch in diesem Moment traf eine weitere Nachricht ein. Gereizt griff sie nach dem Handy.
Wieder Garrett.
Breitet sich aus wie eine Seuche .
Die seltsame Nachricht beschäftigte sie. Sie tippte hastig eine Antwort ein. Wer oder was breitet sich aus?
Die Suchanzeige. Sie ist überall .
Sophies Atem ging schneller, als sie tippen konnte. Machst du Witze?
Geh ins Internet! Hab dir gerade eine E-Mail mit ein paar Links geschickt.
Sophie klappte ihr Handy zu, sprang aus dem Bett und lief die Treppe hinunter zu ihrem Computer. Ihr Posteingang war voll mit Spam-Post, doch es dauerte nicht lange, bis sie Garretts E-Mail darunter fand. Er hatte »Bin unschuldig!« in die Betreffzeile geschrieben, ansonsten enthielt die Mail keinen Text, sondern lediglich einige Links zu unterschiedlichen Internetadressen.
Der erste Link führte zu YouTube, wo Lori Acres’ Reportage bereits
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