Glueckstreffer - Roman
herzensguter Mensch. Aber er war auch Anwalt. Hätte er jemanden für den Unfall verantwortlich gemacht, hätte er ihn verklagt.«
»Aber weshalb hat er dann all die Jahre diesen Zettel aufbewahrt? Und warum hat er meinen Namen auf die Rückseite geschrieben?« Sophie wandte sich an Alex. »Und vor allem wer hat mir vergangene Woche den Brief mit dem Sinnspruch geschickt?«
Alex hob die Hand und schob die Sonnenbrille auf die Nasenspitze, sodass seine Augen wieder für alle sichtbar waren. »Ich war das. Ich habe das Video über die Zeitungsanzeige auf YouTube gesehen. Meredith hat es aufgezeichnet. Ich wollte helfen. Dad hat immer gesagt, Glück sei ein Geschenk. Und ich dachte, das Stück Papier könnte jemandem … Ihnen helfen. Entschuldigung.«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen«, versicherte Sophie. »Ich möchte nur verstehen, wie es dazu kam.« Sie lächelte Alex zu. »Ich bin froh, dass Sie es mir geschickt haben. Von all den Zuschriften ist Ihre bisher die beste. Denn dadurch habe ich Sie beide kennengelernt.«
Alex rückte erneut die Sonnenbrille zurecht. Sein glückliches Lächeln allerdings konnten die dunklen Gläser nicht verbergen.
»Und was den Grund betrifft, warum er diesen Spruch all die Jahre aufbewahrt hat«, warf Meredith ein. »Ich glaube, das muss Sie nicht beunruhigen. Vermutlich hat ihm der Spruch gefallen. Vielleicht schöpfte er Hoffnung und Zuversicht daraus. Aber er ist sicher nie böse auf Sie gewesen, Miss Jones.«
»Darf ich etwas fragen?«, meldete sich Evalynn zu Wort. »Die Steine auf dem Grab interessieren mich. Haben sie einen religiösen Hintergrund?«
Meredith lachte. »Jacob Barnes war kein religiöser Mensch. Aber er war gläubig. Er glaubte an ein Wiedersehen mit Katherine und an ein Leben nach dem Tod. Die Steine waren für ihn angeblich eine Art Grabschmuck. ›Weil Blumen welken‹, wie er zu sagen pflegte. Und er liebte schöne Steine. Einmal hat er etwas gesagt, das der Wahrheit vielleicht am nächsten kommt: ›Steine und Erinnerungen sind für die Ewigkeit.‹ Ich glaube, die Steine waren ein Andenken an seine geliebte Frau.«
Evalynn nickte, Sophie war jedoch verwirrt. »Aber warum hat er sie dann auch auf das Grab meiner Eltern gelegt?«
Meredith zuckte die Schultern. »Aus Respekt vor den Toten? Keine Ahnung. Was meinst du, Alex?«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wir haben die Steine nur abgelegt, und Dad hat mir von Sophia Maria Jones erzählt. Das war alles.« Alex sah Sophie an. »Und manchmal hat er gesagt, er wünscht sich, dass ich sie kennenlernte und …« Er verstummte und schien angestrengt nachzudenken.
»Alex?«, fragte Meredith. »Ist alles in Ordnung?«
Mit einem Mal riss sich Alex die Sonnenbrille von der Nase. Seine Augen leuchteten vor Aufregung. »Bin gleich wieder da!« Damit sprang er auf, rannte den Korridor entlang und kehrte kurz darauf niedergeschlagen zurück. »Ich kann’s nicht finden.«
»Wonach suchst du denn?«, wollte Meredith wissen.
Alex setzte sich wieder. »Mir ist was eingefallen. Als Dad krank war, hat er gesagt, er würde Sophia Maria Jones schreiben. Den Brief wollte er an meinen Lieblingsplatz legen. Ich sollte ihn, wenn er … also, wenn er …«
»… gestorben war«, half Meredith ihm sanft.
Alex runzelte die Stirn. »Also danach sollte ich ihn aus dem Versteck holen und ihn ihr schicken. Dann würde sie vielleicht eines Tages vor der Tür stehen.«
Sophie wartete. Als Alex jedoch schwieg, bemerkte sie: »In dem Fall bin ich wohl zu früh gekommen.«
Meredith rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Schließlich fragte sie Alex, wo er nach dem Brief gesucht habe.
»In meinem Zimmer«, antwortete Alex. »Mein Schlafzimmer ist mein Lieblingsplatz. Ich schlafe gern. Habe unter dem Bett, unter der Matratze – sogar unter dem Kopfkissen nachgesehen. Aber ich hab ihn nicht gefunden.« Er sah Sophie an. »Tut mir leid, Sophia. Weiß nicht, wo er ist. Aber ich suche weiter.«
»Danke, Alex. Nett von Ihnen. Darf ich Ihnen meine Telefonnummer geben? Für den Fall, dass der Brief noch auftaucht?«
Alex strahlte. »Ja. Ich telefoniere gern. Kann ich Sie anrufen? Und können wir Du sagen?«
»Natürlich«, erwiderte sie lächelnd. Alle anderen nickten ebenfalls. »Ruf einfach an, wann immer du Lust hast.«
Sophie schrieb ihre Handynummer auf einen Zettel und gab ihn Alex.
Alex wandte sich übers ganze Gesicht grinsend an Meredith: »Jetzt können mich deine Söhne nicht mehr
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