Glueckstreffer - Roman
schnell waren Sie unterwegs? Sie wissen, dass bei Regen ein anderes Tempolimit gilt, oder?«
»Ja, natürlich.«
»Und dann ist ein anderer Verkehrsteilnehmer von hinten auf Ihren Wagen aufgefahren? Ist das richtig?«
Sophie nickte.
»In diesem Fall sind Sie gemäß Straßenverkehrsordnung nicht schuld.«
»Aber …«
»Aber«, unterbrach die Polizistin Sophie hastig, »für sinnlose Diskussionen ist es jetzt zu kalt und zu nass. Falls Sie irgendwelche Wertgegenstände im Wagen haben, nehmen Sie diese bitte an sich. Kann Sie jemand hier abholen?«
Sophie wollte schon den Kopf schütteln, als sich Garrett einmischte: »Ich kann dich mitnehmen, Sophie. Ich habe ein Taxi bestellt.«
Sophie nickte ergeben.
Die Polizeibeamtin ging zum nächsten Auto weiter, und Garrett stellte sich zu Sophie unter den Schirm.
Vom Straßenrand aus sahen sie schweigend zu, wie der Abschleppwagen Sophies Ford wieder in Fahrtrichtung drehte, anhob und auf seine Ladefläche hievte. Der Abschleppwagen fuhr bereits an, als Sophie einfiel, dass sie noch etwas im Wagen vergessen hatte.
»Der Brief!«, rief sie, drückte Garrett den Schirm in die Hand und rannte hinter dem Abschleppwagen her. »Anhalten!«
Der Fahrer konnte sie zwar nicht hören, sah sie aber in seinem Rückspiegel und bremste. Aus Sicherheitsgründen durfte er Sophie nicht mehr in ihren Wagen steigen lassen, war jedoch bereit, den Brief für sie aus dem Handschuhfach des Fords zu holen.
Sophie bedankte sich und lief zu Garrett zurück.
»Was sollte das denn?«, fragte er verwundert.
Sophie spielte kurz mit dem Gedanken, Garrett die Sache mit dem Brief zu erklären, entschied sich dann aber dagegen. Sie hatte keine Lust auf eine weitere verworrene Diskussion mit Garrett, solange die vorangegangene noch nicht einmal abgeschlossen war.
»Nicht wichtig«, antwortete sie. »Wann kommt das Taxi?«
»Keine Ahnung. Schätze, in einer Viertelstunde. Bei diesem Verkehr vielleicht auch etwas später.«
Sophie nickte. »Gut. Das sollte genügen. Wie wäre es, wenn du beendest, was du vorhin angefangen hast?«
Garrett grinste. »Das tue ich gern. Aber zuvor möchte ich dich noch etwas fragen.«
»Lass hören.« Sophie war skeptisch.
»Wie hast du herausgefunden, dass mein Dad in denselben Unfall verwickelt war wie deine Familie?«
Seit Sophie ihren Laden verlassen hatte, huschte zum ersten Mal der Anflug eines Lächelns über ihr Gesicht. »Das ist mir nach einem sonntäglichen Besuch bei deiner Großmutter klargeworden.«
Garrett starrte sie ungläubig an. »Dein Sonntagsausflug? Du bist bei ihr gewesen? Aber wie … Wie hast du sie gefunden?«
»Durch die Anzeige.« Sophie machte eine Kunstpause. Sie überlegte, wie sie ihre Bekanntschaft mit Alex erwähnen konnte, ohne zu viel zu verraten. »Da war eine Zuschrift von jemandem aus der näheren Umgebung. Und was dieser Jemand geschrieben hatte, war sehr bewegend. Also habe ich beschlossen, diese Person kennenzulernen.«
»Und du bist einfach hingefahren?«
»Ja. Mit Ellen und Evi. Dabei hat sich herausgestellt, dass wir einiges gemeinsam haben. Aber das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, die Begegnung war sehr informativ.«
»Und derjenige ist dieser …«
»Alex? Ja.« Sophie registrierte mit Genugtuung Garretts enttäuschten Gesichtsausdruck. »Jedenfalls haben wir uns gut verstanden. Er hat mich irgendwie … motiviert, und nach dem Treffen wollte ich hinter meine Vergangenheit ein für alle Mal einen Schlusspunkt setzen. Und zu diesem Zweck hielt ich es für das Beste, Kontakt zu der Familie aufzunehmen, die in jener Nacht ebenfalls ein Opfer zu beklagen hatte.« Sophie hielt inne und fing Garretts wachsamen Blick auf. »Ich habe nicht gewusst, dass du den Mädchennamen deiner Mutter trägst. Allerdings wurde mir sofort klar, wer dein Vater war, als Lucy McDonald sagte, dass sie deine Großmutter väterlicherseits ist.«
Garrett fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkles Haar und seufzte. »Ich bin ein Idiot! Wenn ich die Zeit nur zurückdrehen könnte … Ich hätte dir das alles bereits in der Nacht sagen müssen, in der ich unsere Verlobung gelöst habe. Aber ich hatte mich in die Idee verrannt, dass die Wahrheit schlimmer für dich wäre als die Trennung.« Er zuckte die Achseln. »Ich war überzeugt, dich in jedem Fall zu verlieren. Also habe ich den Weg des geringsten Widerstandes gewählt, bei dem ich nichts erklären musste und du nicht die bittere Wahrheit zu erfahren
Weitere Kostenlose Bücher