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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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brauchtest.«
    »Garrett«, drängte Sophie sanft. »Komm zur Sache, wie deine Großmutter zu sagen pflegt. Was ist die Quintessenz der Geschichte?«
    Er räusperte sich. »Die Quintessenz, Sophia Maria Jones, ist, dass nicht du den Unfall in jener Nacht verschuldet hast, sondern ich .«
    Sophie fühlte sich, als hätte er sie geohrfeigt. »Was soll das, Garrett? Willst du dich über mich lustig machen?«
    »Ich meine das sehr ernst, Sophie. Ich wusste einfach nicht, wie ich es dir erklären sollte. Immerhin habe ich mitbekommen, wie sehr dieser Unfall dein Leben beeinträchtigt hat. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, für all den Schmerz verantwortlich zu sein, und ich wusste, die Wahrheit würde dir das Herz brechen. Aber ebenso wenig war ich in der Lage, die Wahrheit ein Leben lang vor dir geheim zu halten. Also habe ich mich lieber aus deinem Leben geschlichen.«
    »Du musst verrückt sein! Du bist nicht mal am Unfallort gewesen.«
    Er seufzte erneut. »Stimmt. Aber dennoch näher, als du denkst.«
    Sophie senkte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das musst du mir erklären.«
    »Mein Vater hatte mir verboten, ihn während der Arbeitszeit anzurufen.« Garrett behielt Sophie fest im Blick. »Es gab nur eine Ausnahme. Bei einem Notfall sollte ich die Zentrale von UPS anrufen. Die würde mich dann über Funk mit ihm verbinden.« Garrett schloss kurz die Augen. »Ich habe meinen Vater in jener Nacht angerufen. Der Anlass war allerdings kein Notfall, sondern ein Streit mit meiner Mutter, bei dem ich ein paar Dinge zu ihr gesagt hatte, die mir später leidtaten. Dazu gehörte auch, dass ich bei ihr ausziehen und bei meinem Dad leben wollte. Er hatte bis dahin kaum eine Rolle in meinem Leben gespielt. Doch ich wurde älter und wollte wie alle anderen schrecklich gern einen Vater haben. Also habe ich in der Zentrale von UPS angerufen und verlangt, mit meinem Vater verbunden zu werden. Seine Schicht war fast beendet, aber ich wollte nicht warten. Die Telefonistin hielt mich hin, sprach zuerst mit meinem Vater. Eine Minute später meldete sie sich und erklärte, sie könne meinen Vater nicht erreichen. Also habe ich eben behauptet, es handle sich um einen Notfall, und habe die Telefonistin bedrängt und verlangt, dass mein Vater mich sofort anrufen sollte.« Garrett hielt inne und sah Sophie erwartungsvoll an.
    »Und?«, fragte sie. Sie hatte das Gefühl, die Geschichte nicht ganz zu verstehen. »Und inwiefern sollte das etwas mit dem Unfall zu tun haben?«
    »Hast du den Unfallbericht nicht gelesen?«
    »Doch, natürlich!«, erwiderte sie. »Und nur zu deiner Information: Ich weiß, dass du ihn ebenfalls gelesen hast. Und zwar eine Woche, bevor du dich aus meinem Leben verabschiedet hast.«
    »Nun, offenbar sind dir dabei einige wichtige Details entgangen. Was ich von mir nicht behaupten kann.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Garrett seufzte und verzog das Gesicht. »Sophie, bevor ich dir erzähle, was in diesem Bericht steht, solltest du noch etwas wissen.«
    Sophie spürte einen vertrauten, eisigen Druck in der Magengegend. »Also wenn du mir jetzt auch noch eröffnen willst, dass wir miteinander verwandt sind oder etwas Ähnliches, springe ich gleich von der Brücke!«
    Garrett lächelte gequält, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Nichts dergleichen. Trotzdem wird’s dir nicht gefallen.«
    »Schlimmer kann’s nicht mehr werden«, bemerkte sie lakonisch. »Schieß endlich los!«
    Garrett holte tief Luft. »Auch wenn ich kein enges Verhältnis zu meinem Vater hatte, hat mich sein Tod damals schwer getroffen. Aber das brauche ich dir nicht zu erzählen. Meine Mutter hat sämtliche Zeitungsausschnitte über den Unfall aufbewahrt. Und wann immer ich deprimiert war, hat sie gesagt: ›Ja, du hast deinen Vater verloren. Aber lies das hier, und sei dankbar für das, was du hast.‹ Dann hat sie mir die Zeitungsausschnitte gegeben und …« Garrett versagte die Stimme. Er kämpfte mit den Tränen. »… und das Foto eines kleinen Mädchens gezeigt, das in jener Nacht seine gesamte Familie verloren hatte. ›Sei dankbar, Garrett‹, hieß es dann. ›Du hast wenigstens noch eine Mutter, die dich liebt.‹«
    Nun liefen Sophie ebenfalls die Tränen über die Wangen, aber Garrett fuhr mit seiner Erzählung fort. »Ich habe oft an dieses kleine Mädchen gedacht, mir überlegt, was wohl nach dem Unfall mit ihm geschehen ist, was aus ihm geworden ist. Und dann wurde meine Mutter vor zwei Jahren zum

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