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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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selben Revier versetzt, in dem auch Ellen Dienst tat. Die beiden haben sich angefreundet. Und meine Mutter erfuhr nach und nach, dass Ellen in jener Nacht am Unfallort gewesen war und später das kleine Mädchen bei sich aufgenommen hatte. Natürlich hatte Ellen keinen Grund, meine Mutter mit dem UPS-Fahrer in Verbindung zu bringen. Sie war zu diesem Zeitpunkt längst wieder verheiratet und trug einen anderen Familiennamen. Als sich herausstellte, dass sie beide erwachsene Kinder hatten, beschlossen sie, ein Blind Date für uns beide zu arrangieren.«
    Sophies Stimmungslage änderte sich erneut schlagartig. »Du hast es also doch gewusst!«, zischte sie wütend. »Noch bevor wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Du hast gewusst, dass unsere Eltern bei demselben Unfall ums Leben gekommen sind.«
    Er nickte kaum merklich.
    »Interessant! Und warum hast du dich auf die Verabredung mit mir eingelassen? War es für dich so eine Art Wohltätigkeitsveranstaltung? Wolltest du einem armen Waisenmädchen etwas Gutes tun?«
    »Unsinn, Sophie!«
    »Was war dann der Grund?«, verlangte sie zu wissen.
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe dich schon immer bewundert. Die Art, wie du mit deinem Schicksal umgegangen bist, hat mir in einer sehr schwierigen Zeit meines Lebens Hoffnung gegeben. Auch wenn wir uns nie begegnet sind, warst du in gewisser Weise ein Vorbild für mich. ›Wenn dieses Mädchen es schafft, schaffe ich es auch‹, habe ich mir gesagt. Und deshalb war ich neugierig. Neugierig auf die erwachsene Ausgabe des kleinen Mädchens aus der Zeitung von damals. Aber eines schwöre ich: Ich habe nie …« Er verstummte.
    Sophie musterte Garrett eingehend. Er wirkte niedergeschlagen und verzweifelt. Trotz ihrer Wut hatte sie Mitgefühl und Verständnis für ihn. »Was hast du nie?«, griff sie seinen angefangenen Satz auf.
    Seine Antwort war so leise, dass Sophie sie von seinen Lippen ablesen musste. »Ich habe nie damit gerechnet, mich in dich zu verlieben.« Garrett räusperte sich, als Sophie nicht antwortete. »Ich wollte dich ursprünglich nur kennenlernen, sehen, was aus dir geworden war. Aber dann … Du hast mich auf den ersten Blick verzaubert. Später waren meine Gefühle zwiegespalten. Einerseits wollte ich dir die Wahrheit sagen. Andererseits sah ich keinen Grund, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. Für mich gehörten die Gemeinsamkeiten unserer Kindheit der Vergangenheit an. Und als ich überzeugt war, dass wir eine echte Chance auf eine gemeinsame Zukunft hatten, sollte nichts zwischen uns stehen – vor allem kein Verkehrsunfall, der zwanzig Jahre zurücklag.«
    Sophie brachte zuerst kein Wort heraus. Schweigend dachte sie über all das nach, was sie soeben gehört hatte. »Und was hat sich dann geändert? Warum hast du plötzlich entschieden, dass die Vergangenheit doch eine Rolle spielt?«
    »Daran war der Polizeibericht schuld«, antwortete er leise. »Ich wünschte, ich hätte ihn nie zu Gesicht bekommen. Aber nachdem ich erlebt hatte, wie sehr dich unser Besuch am Unfallort aufgewühlt hat, wollte ich so viel wie möglich über den tragischen Vorfall wissen. Ich dachte, je mehr ich weiß, umso leichter wäre es, dir zu helfen – zu verstehen, was dich quälte. Deshalb bin ich zu Ellen gefahren. Sie hatte eine Kopie des Polizeiberichts von damals. Ich habe ihn bei ihr gelesen. Das war der Anfang vom Ende.«
    »Das begreife ich nicht«, sagte sie. »In diesem Bericht steht doch nichts Besonderes.«
    »Wirklich nicht? Hast du denn nicht gelesen, wie man den Kurierfahrer geborgen hat? Dass er noch immer das Mikrofon des Funkgeräts in der Hand hielt?«
    »Stimmt«, bestätigte Sophie nachdenklich. »Aber das hat doch nichts zu bedeuten.«
    »Vielleicht bedeutet es dir nichts. Aber dem Jungen, der unbedingt mit dem Kopf durch die Wand und mit seinem Vater telefonieren wollte, bedeutete es eine ganze Menge. Nachdem ich die Sache mit dem Mikrofon in Ellens Akte gelesen hatte, habe ich die Telefonistin von damals ausfindig gemacht und sie angerufen.« Er machte eine Pause.
    »Und?«
    »Sie hat sich daran erinnert, mit meinem Vater an jenem Abend über Funk gesprochen zu haben. Er war verärgert, hat gefragt, was das für ein Notfall sei, weshalb ich ihn sprechen wollte. Aber genau das hatte ich der Telefonistin natürlich nicht gesagt. Ich wusste ja, dass er sich aufgrund meiner fadenscheinigen Begründung nie auf ein Gespräch eingelassen hätte. Aber diese Telefonistin war selbst Mutter von zwei

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