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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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Zeit für einen Spaziergang zu finden! Was für ein grässliches Hütchen! Ich hoffe, du hast nicht allzu viel dafür bezahlt.«
    »Alexia! Wie überaus abscheulich von dir, meinen Hut zu kritisieren«, entgegnete Miss Hisselpenny. »Warum sollte ich denn heute Vormittag keine Zeit für einen Spaziergang haben? Du weißt, dass ich donnerstags nie etwas Besseres zu tun habe. Donnerstage sind immer so lästig, findest du nicht auch?«
    »Wirklich«, sagte Miss Tarabotti, »ich wünschte, du würdest mich mitnehmen, wenn du einkaufen gehst, Ivy. So manches Grauen könnte dadurch verhindert werden. Warum sollten Donnerstage sich irgendwie von anderen Wochentagen unterscheiden?«
    Und so fort.
    Es war ein recht schöner Tag, und die beiden Damen gingen Arm in Arm, ihre voluminösen Röcke raschelten, und die kleineren, bequemeren Tournüren, die erst letzte Saison in Mode gekommen waren, machten es vergleichsweise leicht, sich darin zu bewegen. Gerüchte besagten, dass in Frankreich gewisse Damen völlig darauf verzichteten, doch diese skandalöse Mode hatte London noch nicht erreicht.
    Ivy und Alexia hatten ihre Parasols zum Schutz gegen die Sonne aufgespannt, obwohl dieser Aufwand, wie Alexia gern zu sagen pflegte, bei ihrem Teint vergebene Liebesmüh war. Warum, oh, warum nur wurde die modische Welt so völlig von vampirhafter Blässe regiert?
    Sie gaben ein reizendes Bild ab, wie sie so dahinschlenderten: Ivy in cremefarbenem Musselin mit rosa Blümchen und Alexia in ihrem blauen Lieblings-Promenadenkleid mit Samtbesatz. Beide Ensembles waren mit jenen zahlreichen Reihen aus Spitze, stark gefältelten Volants und Biesen verziert, die nur die modebewusstesten Damen trugen.
    Der Hydepark war ausgesprochen gut besucht, was zum einen am angenehmen Wetter und zum anderen an dem neuesten Modewahn für aufwändige Promenadenkleider lag. So mancher Gentleman lüpfte leicht den Hut in ihre unbestimmte Richtung, was Alexia als ständige Unterbrechung empfand, während sich Ivy geschmeichelt fühlte.
    »Also wirklich«, grummelte Miss Tarabotti. »Was ist heute Morgen nur in alle gefahren? Man könnte meinen, wir wären tatsächlich verlockende Heiratskandidatinnen.«
    »Alexia, von dir selbst magst du ja glauben, dass du vom Markt bist«, tadelte ihre Freundin, wobei sie schüchtern einem respektabel aussehenden Gentleman auf einem hübschen braunen Wallach zulächelte, »aber ich weigere mich, so ein ungerechtes Los zu akzeptieren.«
    Miss Tarabotti schnaufte verächtlich.
    »Wo wir schon davon sprechen – wie war der Ball der Duchess gestern Abend?« Ivy hatte immer etwas für Klatsch und Tratsch übrig. Da ihre Familie fast schon der Mittelschicht angehörte, um abgesehen von den größten Bällen zu irgendeiner anderen Veranstaltung eingeladen zu werden, musste sie sich hinsichtlich der Details, die in der Morning Post nicht erwähnt wurden, auf Alexia verlassen. Zu Ivys Pech war ihre liebe Freundin diesbezüglich nicht gerade die sprudelndste Quelle. »War es recht schrecklich? Wer war alles dort? Was hatten sie an?«
    Alexia verdrehte die Augen. »Ivy, bitte, immer eine Frage nach der anderen.«
    »Nun, war es eine angenehme Veranstaltung?«
    »Kein bisschen. Würdest du es glauben, wenn ich dir verrate, dass nicht mal etwas zu essen angeboten wurde? Nichts als Punsch! Ich musste mir Tee bestellen und in die Bibliothek gehen, um ihn zu trinken.« Aufgewühlt drehte Alexia ihren Sonnenschirm am Stiel hin und her.
    Ivy war schockiert. »Das hast du nicht!«
    Miss Tarabotti zog die schwarzen Augenbrauen hoch. »Das habe ich sehr wohl. Du würdest nicht glauben, welchen Aufruhr das nach sich gezogen hat. Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, musste auch noch Lord Maccon in Person dort auftauchen.«
    Miss Hisselpenny blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihrer Freundin direkt ins Gesicht. Alexias Miene ließ nichts als Verärgerung erkennen, doch die knappe Art, wie sie immer vom Earl of Woolsey sprach, weckte in Ivy einen Verdacht.
    Dennoch spielte sie die Mitleidskarte aus. »Ach du liebe Güte, war er recht abscheulich?« Im Stillen war Ivy der Ansicht, dass Lord Maccon für einen Werwolf durchaus respektabel war, allerdings war er ein bisschen zu … nun ja, zu viel für ihren Geschmack. Er war so besonders groß und besonders unwirsch, dass er ihr ein wenig Angst einjagte. Doch in der Öffentlichkeit benahm er sich stets korrekt, und einem Mann, der so gut geschnittene Jacketts trug, musste man
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