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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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Tageslicht-Gesellschaft. Es gab Gerüchte darüber, wie er den letzten Woolsey-Alpha besiegt hatte. Es hieß, er wäre viel zu grob vorgegangen für moderne Begriffe, doch es hätte gerade noch eben dem Rudel-Protokoll entsprochen. Wie dem auch sein mochte, der vorherige Earl war allgemein dafür bekannt gewesen, ein verkommenes Individuum zu sein, das in jeglichen Aspekten von Anstand und Sitte zu wünschen übrig gelassen hatte. Dass Lord Maccon praktisch aus dem Nichts aufgetaucht war und ihn beseitigt hatte, wie rüde seine Methoden auch gewesen sein mochten, hatte die Londoner Gesellschaft einerseits schockiert, andererseits war man froh darüber gewesen.
    In der Regel übten die meisten Alphas und Vampirköniginnen ihre Macht in diesem modernen Zeitalter auf dieselbe zivilisierte Art und Weise aus wie jeder andere auch: mit Geld, mittels ihrer gesellschaftlichen Stellung und mithilfe der Politik. Lord Maccon mochte in dieser Art Machtspiel ein Neuling sein, aber nach zwanzig Jahren beherrschte er es besser als die meisten anderen. Ivy war jung genug, um beeindruckt zu sein, und klug genug, sich nicht näher mit seiner nördlichen Herkunft zu befassen.
    »Ich glaube wirklich, dass du schrecklich hart über den Earl urteilst, Alexia«, sagte sie, während sie beide in einen Seitenweg bogen, der von der Hauptpromenade abzweigte.
    »Daran ist nichts zu ändern«, entgegnete Miss Tarabotti. »Ich konnte den Mann noch nie leiden.«
    »Wenn du das sagst«, seufzte Miss Hisselpenny.
    Sie umrundeten ein kleines Birkenwäldchen und verharrten am Rand einer weiten Rasenfläche. Seit Kurzem wurde diese spezielle Wiese, unter weitem, freiem Himmel und abseits der üblichen Wege gelegen, von einer Luftschifffahrtsgesellschaft genutzt. Sie betrieb dampfbetriebene Luftschiffe nach dem Giffard-Modell mit de-Lome-Propellern. Das war der letzte Schrei. Besonders die Oberschicht hatte mit Begeisterung den Himmel erobert. Beinahe hatte die Luftfahrt schon die Jagd als bevorzugten Zeitvertreib des Adels übertrumpft.
    Die Luftschiffe waren ein beeindruckender Anblick, und besonders war Alexia von ihnen angetan. Sie hoffte, eines Tages in einem davon fahren zu können. Die Aussicht sollte angeblich atemberaubend sein, und gerüchteweise servierte man dort ausgezeichneten Tee.
    Die beiden Damen sahen zu, wie sich eines der Luftschiffe näherte und zur Landung ansetzte. Aus der Entfernung sah es wie ein ungeheuer langer, dünner Ballon aus, an dem ein Korb hing. Bei näherer Betrachtung wurde allerdings deutlich, dass der Ballon teilweise zur Halbstarre verstärkt war und der Korb eher einem übergroßen Frachtkahn glich. Der frachtkahnähnliche Teil war in leuchtendem Schwarz und Weiß mit dem Logo der Giffard Company bemalt und hing von tausend Drahtseilen gehalten unter dem Ballon herab.
    Das Schiff wurde zur Wiese manövriert, und während die beiden Damen zusahen, stoppten die Propeller und schwenkten nach unten, bevor das Schiff sanft aufsetzte.
    »In was für bemerkenswerten Zeiten wir leben«, kommentierte Alexia, während ihre Augen bei dem spektakulären Anblick funkelten.
    Ivy war nicht so beeindruckt. »Es ist nicht natürlich, dass sich der Mensch in die Lüfte erhebt.«
    Gereizt schnalzte Alexia mit der Zunge. »Ivy, warum musst du nur so ein altmodischer Kauz sein? Das ist das Zeitalter der wunderbaren Erfindungen und außergewöhnlichen Wissenschaften. Die Wirkungsweise dieser Apparate ist wirklich ziemlich faszinierend. Die Berechnungen für den Start allein sind …«
    Sie wurde von einer sanften weiblichen Stimme unterbrochen.
    Ivy stieß mit einem erleichterten Seufzer den Atem aus; Hauptsache, Alexia wurde von all diesem verrückten intellektuellen Hokuspokus abgelenkt.
    Die beiden Damen wandten sich von dem Luftschiff und all seinen Wundern ab, Alexia zögerlich und Ivy mit großer Bereitwilligkeit, und fanden sich einer gänzlich anderen Art von Schauspiel gegenüber.
    Die Stimme war vom Kutschbock eines absolut fabelhaften Phaeton gekommen, der hinter ihnen angehalten hatte, ohne dass eine der beiden Frauen es bemerkt hatte. Die Kutsche war ein High-Flyer: ein gefährliches offenes Gefährt, das selten von einer Frau gelenkt wurde. Und dennoch saß dort hinter einem Gespann perfekt aufeinander abgestimmter Rappen eine leicht pummelige Dame mit blondem Haar und einem freundlichen Lächeln. Nichts an dem Arrangement schien zusammenzupassen, von der Lady, die ein Nachmittagskleid in schmeichelndem Altrosa mit
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