Gluehende Dunkelheit
um Rudelangelegenheiten, und es ist wichtig.«
Dümmlich blinzelte Alexia den Beta hinter dem Oberarm des Earls hervor an. Ihr Herz machte verrückte Dinge, und ihre Knie waren noch immer butterweich, während sie tief Luft holte.
»Guten Abend, Miss Tarabotti«, quittierte Professor Lyall ihre Anwesenheit. Offensichtlich überraschte es ihn nicht, dass sie der Gegenstand der amourösen Aufmerksamkeiten seiner Lordschaft war.
»Habe ich Sie denn nicht erst kürzlich auf eine Rundreise geschickt?« Lord Maccon, wieder ganz in seiner üblichen gereizten Verfassung, schien all seinen beachtlichen Ärger ausnahmsweise einmal gegen seinen Beta anstelle von Miss Tarabotti zu richten.
Alexia entschied auf der Stelle, dass es bei Lord Conall Maccon ganz eindeutig nur zwei Gemütsverfassungen gab: verärgert oder erregt. Sie fragte sich, welche davon sie wohl vorzog. Ihr Körper mischte sich schamlos in diese Diskussion ein, und sie brachte es tatsächlich fertig, sich selbst derart zu schockieren, dass ihr die Worte fehlten.
Professor Lyall schien von Miss Tarabotti keine Erwiderung auf seine Begrüßung zu erwarten. Stattdessen beantwortete er Lord Maccons Frage. »In Canterbury enthüllten sich mir Umstände, die ungewöhnlich genug waren, dass ich mich sogleich zurück nach London begab, statt meine Rundreise fortzusetzen.«
»Nun?«, drängte Lord Maccon ungeduldig.
Alexia kam endlich wieder zu Sinnen und rückte ihren Hut zurecht. Sie zog den Ausschnitt ihres Kleides an der Schulter hoch und schüttelte den Fall ihrer Tournüre auf. Dann wurde ihr bewusst, dass sie sich gerade einem ausgedehnten Akt der Wolllust hingegeben hatte, beinahe schon an eheliche Beziehungen grenzend, auf einer öffentlichen Straße, mit Lord Maccon! Sie hoffte inständig, ebenjene Straße möge sich auftun und sie in einem Stück verschlucken. Ihr wurde sogar noch heißer, als ihr noch vor wenigen Augenblicken gewesen war, diesmal allerdings vor tiefster Scham. Das war, wie sie zugeben musste, ein weit weniger angenehmes Gefühl.
Während Miss Tarabotti darüber nachdachte, ob spontane menschliche Selbstentzündung womöglich auf akute Beschämung zurückzuführen sein könnte, fuhr Professor Lyall fort. »Sie hatten alle Einzelgänger an die Küste um Canterbury geschickt, erinnern Sie sich? Nun, alle bis auf einen sind verschwunden. Und zusätzlich wird auch eine Anzahl von Vampirschwärmern vermisst.«
Lord Maccon zuckte überrascht zusammen, und Alexia wurde bewusst, dass sie immer noch an seinem Rücken klebte. Schnell trat sie einen Schritt zurück und zur Seite. Ihre Knie taten wieder ihren Dienst.
Mit einem besitzergreifenden Knurren schlang Lord Maccon einen langen Arm um sie und riss sie zurück an seine Seite.
»Komisch«, sagte Miss Tarabotti, während sie versuchte, das Knurren und den Arm zu ignorieren.
»Was ist komisch?«, fragte der Earl streng. Trotz seines schroffen Tonfalls benutzte er seine freie Hand dazu, ihr seinen Mantel fester um Hals und Schultern zurechtzurücken.
Miss Tarabotti versetzte ihm und seiner Fürsorglichkeit einen Klaps.
»Lassen Sie das!«, zischte sie.
Mit hellwachen Augen verfolgte Professor Lyall die Interaktion. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, doch Alexia beschlich die Ahnung, dass er innerlich über sie beide lachte.
»Die Drohnenzofe sagte genau dasselbe über die Londoner Schwärmer. Offensichtlich sind mehrere von ihnen seit mehreren Wochen verschwunden.« Sie machte eine kurze Pause. »Was ist mit den Werwolf-Einzelgängern in London? Sind die alle noch vollzählig?«
»Es gibt keine, abgesehen vom Diwan«, sagte Professor Lyall. »Obwohl er eher über den Rudeln steht als außerhalb von ihnen. Woolsey Castle hatte schon immer strenge Vorschriften, was Einzelgänger betrifft, und wir zwingen sie, sich genau daran zu halten.«
»Dem Diwan ist es in dieser Angelegenheit noch ernster als mir«, sagte Lord Maccon. »Nun ja, Sie wissen ja, wie konservativ das Schattenkonzil zu sein pflegt.«
Miss Tarabotti, die das nicht wusste, da sie nur wenig mit Königin Victorias Regierung zu tun hatte, nickte, als wüsste sie genau, wovon sie sprachen. »Also haben wir Werwölfe und Vampire, die verschwinden, und neue Vampire, die auftauchen.« Sie grübelte über dieses Dilemma nach.
»Und jemanden, der versucht, auch Sie verschwinden zu lassen«, fügte Lord Maccon hinzu.
Professor Lyall war offenbar bestürzt, das zu hören. »Was?«
Alexia war gerührt über seine
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