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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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etwa ein Geheimnis?«, fragte Alexia. Bei den Übernatürlichen konnte man so etwas nie genau wissen. Ihr war bekannt, dass es so etwas wie Rudel-Protokoll oder Rudel-Etikette gab, wie sie durch ihre scharfe kulturelle Beobachtungsgabe in Erfahrung gebracht hatte, ohne dass allerdings darüber offen gesprochen worden wäre. Werwölfe waren stärker in die allgemeine Gesellschaft integriert als Vampire, dennoch erfuhr man nichts von diesen Dingen, außer, man war selbst ein Werwolf. Ihre Traditionen waren immerhin viel älter als jene des Tageslichtvolkes.
    Professor Lyall zuckte elegant mit den Schultern. »Nicht unbedingt ein Geheimnis. Ich sollte Sie allerdings warnend darauf hinweisen, dass die Rudelregeln oftmals recht derb und nicht unbedingt etwas für eine Dame von Miss Hisselpennys Zartgefühl sind.«
    Alexia lächelte ihn an. »Im Gegensatz zu mir?«, fragte sie, um ihn in Verlegenheit zu bringen.
    Der Professor ging auf ihr Spielchen nicht ein. »Meine liebe Miss Tarabotti, wenn Sie etwas sind, dann robust.«
    Ivy errötete zutiefst, klappte den Fächer auf und fächerte sich damit Luft zu, um ihr erhitztes Gesicht zu kühlen. Er war aus leuchtend roter chinesischer Seide mit gelber Spitze am Rand, damit er zu dem Schäferinnenhut passte. Alexia verdrehte die Augen. Ivys zweifelhafter Geschmack erstreckte sich mittlerweile auf all ihre Accessoires.
    Der Fächer schien Miss Hisselpenny ein wenig Mut zu verleihen. »Bitte«, forderte sie, »halten Sie sich meinetwegen nicht zurück.«
    Miss Tarabotti lächelte zustimmend und tätschelte ihrer Freundin den Oberarm, bevor sie sich wieder erwartungsvoll Professor Lyall in seiner dunklen Ecke zuwandte. »Soll ich gleich auf den Punkt kommen, Professor? Lord Maccons Verhalten war in letzter Zeit höchst irreführend. Er erlaubte sich einige …« Sie hielt kurz inne. »… Übergriffe in meine Richtung. Diese nahmen, wie Sie zweifellos beobachtet haben, vorgestern Abend auf der Straße ihren Anfang.«
    »O du meine Güte, Alexia!«, hauchte Miss Hisselpenny aufrichtig erschüttert. »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass Du beobachtet wurdest!«
    Miss Tarabotti besänftigte die Besorgnis ihrer Freundin, indem sie antwortete: »Nur von Professor Lyall hier, und soweit mir bekannt ist, ist er die Diskretion in Person.«
    Professor Lyall war über ihr Lob eindeutig erfreut, dennoch fragte er zögerlich: »Ohne unhöflich erscheinen zu wollen, Miss Tarabotti, aber welchen Aspekt des Rudel-Protokolls meinen Sie genau?«
    Alexia schnaubte leicht. »Professor Lyall, das hier ist ein klein wenig beschämend für mich, von daher verzeihen Sie mir bitte, wenn ich das Thema in einer etwas indirekten Weise anschneide.«
    »Nichts liegt mir ferner, als von Ihnen , Miss Tarabotti, Direktheit zu fordern«, entgegnete der Werwolf in einem Tonfall, der nach Alexias Ansicht beinahe unverschämt an Sarkasmus grenzte.
    »Ja, nun, wie dem auch sei …«, fuhr sie gereizt fort. »Erst gestern Abend bei einer Dinnerveranstaltung, an der wir beide teilnahmen, signalisierte mir Lord Maccons Verhalten, dass er die Verwicklungen der vorangegangenen Nacht für einen … Fehler hielt.«
    Miss Hisselpenny gab einen kleinen keuchenden Laut des Erstaunens von sich. »Oh!«, rief sie aus. »Wie konnte er nur!«
    »Ivy«, sagte Miss Tarabotti mit einem Hauch Strenge im Tonfall, »bitte, lass mich meine Geschichte zu Ende erzählen, bevor du Lord Maccon zu hart verurteilst. Das steht schließlich mir zu.« Irgendwie konnte Alexia die Vorstellung nicht ertragen, dass ihre Freundin möglicherweise schlecht von dem Earl dachte.
    Alexia nahm den Faden wieder auf. »Diesen Nachmittag kam ich nach Hause, um festzustellen, dass er hier in ebendiesem Empfangszimmer auf mich wartete. Er scheint seine Meinung erneut geändert zu haben. Dies verwirrt mich in zunehmendem Maße.« Finster starrte Miss Tarabotti den unglücklichen Beta an. »Und ich schätze diese Art von Unsicherheit nicht!« Sie legte das Schleifenkissen zur Seite.
    »Hat er es etwa schon wieder vermasselt?«, fragte der Professor.
    Floote kam mit dem Teetablett ins Zimmer. Da der Butler nicht wusste, was die Etikette in diesem Fall verlangte, servierte er die rohe Leber in einer Eiscremeschale aus geschliffenem Glas. Professor Lyall schien es nicht zu kümmern, in welcher Form sie angerichtet wurde. Er aß sie schnell, aber kultiviert mit einem kleinen kupfernen Eiscremelöffel.
    Floote servierte den Tee und verschwand dann

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