Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
Tarabotti mutmaßte, dass er wirklich sehr müde sein musste. Ältere Werwölfe konnten selbst mehrere Tage im Sonnenlicht überstehen. Der Professor musste seine Zeit überschritten haben oder an irgendeiner anderen Unpässlichkeit leiden.
    Miss Tarabotti und Miss Hisselpenny sahen mit höflicher Neugier zu, während der kultivierte Werwolf im Zimmer umherwanderte. Er sah hinter Felicitys geschmacklosen Aquarellen und unter dem berüchtigten Armsessel nach. Alexia errötete innerlich, als sie an diesen Sessel dachte und dabei versuchte, sich nicht daran zu erinnern, was dort so kürzlich vorgefallen war. War sie tatsächlich so ungeniert gewesen? Wie schändlich.
    Als die Stille unerträglich wurde, sagte Miss Tarabotti: »Bitte setzen Sie sich doch, Professor. Sie sehen ja wie der wandelnde Tod aus. Uns wird ganz unheimlich, wenn Sie so durchs Zimmer wandern.«
    Professor Lyall stieß ein freudloses Lachen aus, tat aber wie ihm geheißen. Er setzte sich auf einen kleinen Chippendale-Stuhl, den er in den dunkelsten Winkel des Zimmers rückte, eine kleine Nische neben dem Klavier.
    »Sollen wir etwas Tee bringen lassen?«, fragte Miss Hisselpenny, deren Sorge sowohl seiner ausgezehrten Erscheinung als auch Alexias fiebrigem Befinden galt und jedes Gefühl für Schicklichkeit überwog.
    Miss Tarabotti war beeindruckt von dem hilfreichen Einfall ihrer Freundin. »Was für eine ausgezeichnete Idee.«
    Ivy ging zur Tür, um Floote Bescheid zu geben, der auf wundersame Weise auftauchte, ohne dass man ihn herbeigerufen hätte. »Miss Alexia fühlt sich nicht ganz auf der Höhe, und dieser Gentleman hier …«
    Alexia war bestürzt über ihren eigenen Mangel an Manieren. »Ivy! Soll das bedeuten, dass ihr einander nicht vorgestellt wurdet?«
    Miss Hisselpenny wandte sich ihrer Freundin zu. »Nein, wir wurden offiziell noch nicht miteinander bekannt gemacht.« Sie wandte sich wieder an den Butler. »Es tut mir leid, Floote. Was sagte ich gerade?«
    »Tee, Miss?«, bot der stets findige Floote hilfreich an. »Sonst noch etwas, Miss?«
    »Haben wir etwas Leber?«, fragte Alexia vom Sofa aus.
    »Leber, Miss? Ich werde einmal bei der Köchin nachfragen.«
    »Wenn wir welche haben, soll sie sie einfach kleinhacken und roh servieren.« Zur Bestätigung sah Miss Tarabotti fragend zu Professor Lyall hinüber, der dankbar nickte.
    Sowohl Ivy als auch Floote wirkten entgeistert, brachten aber keine Einwände gegen Alexias Bitte vor. Immerhin war in Abwesenheit der Loontwills Miss Tarabotti die Hausherrin.
    »Und ein paar Marmeladenbrötchen«, sagte Miss Tarabotti nachdrücklich. Sie fühlte sich ein wenig ausgeglichener, nun, da Lord Maccon das Haus verlassen hatte. Und ausgeglichen neigte Miss Tarabotti üblicherweise dazu, hungrig zu sein.
    »Sehr wohl, Miss«, antwortete Floote und glitt davon.
    Alexia nahm die offizielle Vorstellung vor. »Professor Lyall, dies hier ist Miss Ivy Hisselpenny, meine engste Freundin. Ivy, das ist Professor Randolph Lyall, Lord Maccons Stellvertreter und Protokollberater, so weit ich es beurteilen kann.«
    Lyall erhob sich und machte eine Verbeugung. Ivy knickste, noch im Türrahmen stehend. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, nahmen beide wieder ihre Plätze ein.
    »Professor, können Sie mir sagen, was vorgefallen ist? Warum hat sich Lord Maccon mit solcher Eile verabschiedet?« Gespannt beugte sich Miss Tarabotti vor und spähte in die dunklen Schatten. Es war schwer, den Gesichtsausdruck des Professors im schwachen Dämmerlicht zu deuten, was ihm einen entscheidenden Vorteil verschaffte.
    »Ich fürchte, nein, Miss Tarabotti. BUR-Angelegenheiten.« Er schloss sie schamlos aus. »Machen Sie sich keine Sorgen, der Earl dürfte alles in Kürze geklärt haben.«
    Alexia lehnte sich auf dem Sofa zurück. Müßig nahm sie eines der vielen mit Bändern bestickten rosa Kissen, um an einer der Quasten herumzuzupfen. »Dann erlauben Sie mir, Sir, dass ich Ihnen ein paar Fragen über das Rudel-Protokoll stelle.«
    Miss Hisselpennys Augen wurden riesengroß, und sie griff nach ihrem Fächer. Wenn Alexia diesen Ausdruck in den Augen hatte, lag ihr zumeist etwas sehr Schockierendes auf der Zunge. Hatte Alexia wieder in den Büchern ihres Vaters gelesen? Ivy erschauderte schon bei dem bloßen Gedanken. Sie hatte immer gewusst, dass von diesen verwerflichen Werken nichts Gutes ausging.
    Verblüfft über diesen plötzlichen Themenwechsel sah Professor Lyall Miss Tarabotti unbehaglich an.
    »Ach, ist das

Weitere Kostenlose Bücher