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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Dennoch scheint es so, als stünde ich vor einem Dilemma. Entweder muss ich reagieren, wie es Ihr Rudel-Protokoll vorschreibt …« Sie hielt kurz inne, als sie sah, wie sich Ivys Augen weiteten, und fuhr dann fort: »… und dabei meinen Ruf aufs Spiel setzen und gesellschaftlichen Ruin und Ächtung riskieren. Oder meine Gefühle verleugnen und mein Leben fortsetzen wie bisher.«
    Miss Hisselpenny nahm Miss Tarabottis Hand und drückte sie mitfühlend. Alexia erwiderte den Händedruck und fügte hinzu, als versuche sie, sich selbst zu überzeugen: »Mein Leben ist ja auch nicht unbedingt das Schlechteste. Ich verfüge über materiellen Wohlstand und eine gute Gesundheit. Vielleicht bin ich nicht nützlich oder werde von meiner Familie geliebt, aber ich habe auch nie über Gebühr gelitten. Und ich habe meine Bücher.« Sie brach ab, als sie feststellte, dass sie sich gefährlich nah in Richtung Selbstmitleid bewegte.
    Professor Lyall und Miss Hisselpenny tauschten einen Blick aus, und irgendetwas entstand zwischen ihnen. Ein stillschweigender Pakt, ein Zweckbündnis, um zu … Ivy wusste nicht, was. Aber was auch immer in der Zukunft zu tun sein mochte, Miss Hisselpenny war jedenfalls froh, Professor Lyall auf ihrer Seite zu haben.
    Floote erschien in der Tür. »Ein Mr Haverbink ist hier für Sie, Miss Tarabotti.«
    Mr Haverbink betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Vergeben Sie mir, dass ich nicht aufstehe, Haverbink«, bat Professor Lyall. »Zu viele Tage unterwegs.«
    »Kein Problem, Sir, überhaupt kein Problem.« Mr Haverbink war ein außerordentlich großer und grobschlächtig wirkender Mann aus der Arbeiterschicht. Was seine kultivierte Ausdrucksweise hinsichtlich seiner Herkunft verschleierte, wurde durch seine äußere Erscheinung deutlich. Er war der Typ eines tatkräftigen, zupackenden Farmers, der, wenn der Ochse vor Erschöpfung zusammenbrach, den Pflug nahm, sich selbst davorspannte und die Felder fertig pflügte.
    Miss Tarabotti und Miss Hisselpenny hatten nie zuvor so viele Muskeln an einem einzigen Individuum gesehen. Sein Hals hatte den Durchmesser eines Baumstamms. Beide Damen waren angemessen beeindruckt.
    Professor Lyall übernahm die offizielle Vorstellung. »Meine Damen, Mr Haverbink. Mr Haverbink, das hier ist Miss Hisselpenny, und dies ist Miss Tarabotti, Ihr Schützling.«
    »Oh!«, rief Ivy. »Sie sind von BUR?«
    Mr Haverbink nickte freundlich. » Aye , Miss.«
    »Aber Sie sind kein …?« Miss Tarabotti konnte nicht sagen, woher sie das wusste. Vielleicht weil er so entspannt schien, trotz des hellen Sonnenlichts draußen, oder weil er so geerdet und bodenständig wirkte. Da war nichts von diesem theatralischen Gehabe, das jene mit einem Übermaß an Seele für gewöhnlich zeigten.
    »Ein Werwolf? Nein, Miss. Auch nicht daran interessiert, ein Claviger zu sein, also werd ich auch nie einer werden. Hab schon ein- oder zweimal gegen welche im Boxring gestanden, also brauchen Sie sich deshalb keine Sorgen machen. Außerdem glaubt der Boss anscheinend nicht, dass wir aus dieser Richtung Schwierigkeiten bekommen werden, jedenfalls nicht tagsüber.«
    Professor Lyall erhob sich langsam. Er wirkte alt und gebeugt, und sein Gesicht wirkte schmal und ausgezehrt.
    Mr Haverbink wandte sich ihm fürsorglich zu. »Bitte um Vergebung, Sir, aber seine Lordschaft hat mir strikte Anweisungen gegeben, Sie zur Kutsche zu begleiten, die Sie zurück nach Woolsey Castle bringen wird. Er hat die Situation im Büro im Griff.«
    Professor Lyall, der kurz vor der völligen Erschöpfung stand, schlurfte auf die Tür zu.
    Der muskelbepackte junge Mann machte ganz den Eindruck, als hätte er den Beta am liebsten einfach hochgehoben und ihn hinausgetragen, um dem Werwolf seine offensichtlichen Qualen zu erleichtern. Aber er stellte unter Beweis, dass er tatsächlich Erfahrung darin hatte, mit Übernatürlichen zusammenzuarbeiten, indem er den Stolz seines Höhergestellten respektierte und ihm nicht einmal den Arm als Stütze anbot.
    Höflich bis zum Letzten nahm Professor Lyall Hut und Mantel, zog beides an und verbeugte sich zum Abschied an der Türschwelle des Empfangszimmers. Alexia und Ivy befürchteten schon, er würde vornüberkippen, doch er richtete sich wieder auf und schaffte es aus der Eingangstür und in die Woolsey-Castle-Kutsche, mit nur ein paar Stolperern zwischendurch.
    Mr Haverbink brachte ihn sicher auf den Weg und kam dann zurück ins Empfangszimmer. »Ich stehe gleich

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