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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Akeldama war kein gewöhnlicher Vampir. »Du denkst doch nicht etwa tatsächlich darüber nach, eine Drohne zu werden, oder? Das ist eine sehr schwerwiegende Entscheidung.«
    Nicht zum ersten Mal wünschte sich Alexia, sie könnte Ivy von ihrer wahren Natur erzählen. Es war nicht so, dass sie Miss Hisselpenny nicht vertraute; sie vertraute nur nicht Miss Hisselpennys Zunge, die sich in einem ungünstigen Moment Ivys Kontrolle entziehen könnte.
    Deshalb antwortete sie nur: »Du hast ja gar keine Ahnung, wie unmöglich das ist, meine Liebe. Mach dir keine Sorgen. Mir wird schon nichts passieren.«
    Miss Hisselpenny sah nicht überzeugt aus. Kurz drückte sie ihrer Freundin die Hand, dann ging sie mit einem leichten Kopfschütteln die Straße hinunter. Die lange, geringelte gelbe Straußenfeder pendelte wie der Schwanz einer wütenden Katze hin und her – der bewegte Ausdruck ihrer Missbilligung.
    Nur Ivy brachte es fertig, dachte Alexia bei sich, auf so sonnige und flaumige Art einen Tadel auszudrücken.
    Miss Tarabotti drehte sich um und kehrte zu der mitfühlenden Gnade ihrer Halbschwestern zurück und wappnete sich für einen Abend familiärer Glückseligkeit.
    In den frühen Morgenstunden wurde Miss Tarabotti durch einen gewaltigen Radau aus dem Schlaf gerissen, der seinen Ursprung anscheinend direkt unter ihrem Schlafzimmerfenster hatte. Sie kroch aus dem Bett, warf sich eine weiße Musselin-Pelisse über ihr Nachthemd und ging nachsehen, was dort unten vor sich ging.
    Ihr Fenster, da es zu einem der weniger repräsentativen Zimmer des Hauses gehörte, blickte über dem Dienstboteneingang der Küche auf eine rückwärtig gelegene Gasse hinaus, wo die Kaufleute ihre Waren anlieferten.
    Der Mond, nur noch eine Nacht von seiner vollen Pracht entfernt, erhellte mit silbernem Schein die miteinander ringenden Gestalten von mehreren Männern, die offensichtlich in einen heftigen Faustkampf verwickelt waren. Alexia war fasziniert. Sie schienen einander ebenbürtige Gegner zu sein und kämpften größtenteils lautlos, was dem ganzen Vorgang eine entschieden bedrohliche Aura verlieh. Der Lärm, der sie geweckt hatte, war augenscheinlich von einer umgestürzten Mülltonne verursacht worden. Ansonsten durchdrang nur das Geräusch von Fleisch, das auf Fleisch traf, und ein gelegentliches unterdrücktes Ächzen die Nachtluft.
    Alexia beobachtete, wie ein Mann hart zuschlug und seine Faust mitten im Gesicht des anderen versenkte. Es war ein harter Schlag, der den zweiten Mann eigentlich zu Boden hätte schicken müssen. Stattdessen schwang er sich herum und schlug zurück, wobei er den Schwung seiner eigenen Drehung nutzte. Das Geräusch einer Faust, die auf Fleisch traf, hallte durch die Gasse, ein unangenehm dumpfer, schmatzender Laut.
    Nur ein Übernatürlicher konnte einen solchen Hieb einstecken und davon unbeeindruckt bleiben. Miss Tarabotti erinnerte sich daran, dass Professor Lyall erwähnt hatte, dass sie in dieser Nacht von Vampiren bewacht werden würde. Wurde sie gerade Zeuge eines Kampfes unter Vampiren? Trotz der Gefahr faszinierte sie dieser Gedanke. So etwas beobachten zu können kam selten vor, denn während Werwölfe oft miteinander kämpften, bevorzugten Vampire in der Regel subtilere Methoden der Konfrontation.
    Sie lehnte sich aus dem Fenster, um einen besseren Blick erhaschen zu können. Einer der Männer riss sich los, sah hoch und steuerte in ihre Richtung. Als der Blick seiner ausdruckslosen Augen die ihren traf, wusste Alexia, dass er kein Vampir war.
    Sie erstickte einen Schrei des Entsetzens, nicht länger fasziniert von dem Kampf unter ihr. Diese Visage hatte sie schon einmal gesehen: Es war die des wachsgesichtigen Mannes, der versucht hatte, sie zu entführen. Im Mondlicht hatte seine Haut einen matten, metallischen Schimmer wie Zinn, so glatt und leblos, dass sie vor tiefstem Ekel erschauderte. Seine Stirn war immer noch mit den rußartigen Buchstaben gezeichnet: VIXI.
    Er sah sie in ihrem hellen Nachthemd, das sich vor dem dunklen Innern des schlummernden Hauses abhob, und grinste, sodass sein Mund zu einem breiten, unnatürlichen Schlitz voll perfekt quadratischer weißer Zähne wurde, der seinen Kopf spaltete, als wäre er eine aufgeplatzte Tomate, die man in kochendes Wasser geworfen hatte.
    Er rannte in ihre Richtung. Zwischen ihnen lagen glatte zwei Stockwerke aus Backstein, und dennoch wusste Alexia, dass ihr das keine Sicherheit bot.
    Einer der anderen Männer riss sich aus dem

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