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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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kämpfenden Pulk los und hetzte ihm hinterher. Alexia bezweifelte, dass er ihn rechtzeitig erreichen würde. Der wachsgesichtige Mann bewegte sich mit höchster Effizienz und Sparsamkeit in seinen Bewegungen, weniger wie ein Mann, der rannte, als wie eine gleitende Wasserschlange.
    Doch sein Verfolger war eindeutig ein Vampir, und während Miss Tarabotti ihn beobachtete, wurde ihr bewusst, dass sie noch nie zuvor einen Vampir mit voller Geschwindigkeit hatte laufen sehen. Er war reinste fließende Anmut. Seine feinen Hessenstiefel erzeugten auf dem Kopfsteinpflaster nur ein surrendes, flüsterndes Geräusch.
    Der wachsgesichtige Mann erreichte das Haus der Loontwills und begann, die Backsteinfassade hinaufzuklettern, krabbelte wie eine Spinne geschmeidig die Mauer hoch, das völlig ausdruckslose Gesicht unablässig zu Alexia hochgewandt. Es war, als wäre er von ihrem Gesicht hypnotisiert, als wäre er auf sie – und nur auf sie – fixiert. VIXI. Wieder und immer wieder las sie die Buchstaben. VIXI.
    Ich will noch nicht sterben , dachte Alexia. Ich habe Lord Maccon noch gar nicht wegen seines jüngsten haarsträubenden Benehmens angebrüllt! In Panik wollte sie gerade die Fensterläden zuschlagen, obwohl sie wusste, dass sie nur ein erbärmlicher Schutz gegen eine solche Kreatur waren, als der Vampir zuschlug.
    Ihr übernatürlicher Beschützer sprang mit einem gewaltigen Satz nach oben und landete auf dem Rücken des wachsgesichtigen Mannes. Er packte den Kopf der Kreatur und riss ihn herum. Heftig. Entweder das zusätzliche Gewicht oder der Ruck rissen den Wachsmann von der Backsteinmauer, und sie stürzten beide hinab in die Gasse. Keiner von beiden schrie oder ließ einen anderen Laut vernehmen, auch nicht, als sie mit schecklicher, knochenzerschmetternder Wucht auf das Pflaster schlugen. Ihre Gefährten fuhren hinter ihnen mit ihrem gleichermaßen stummen Kampf fort und hielten nicht einmal inne, um dem Sturz Beachtung zu schenken.
    Miss Tarabotti war überzeugt, dass der wachsgesichtige Mann tot sein musste. Er war beinahe ein ganzes Stockwerk tief gestürzt, und nur Übernatürliche konnten so etwas unbeschadet überleben. Da kein Werwolf oder Vampir je so aussehen würde, wie der Wachsmann aussah, musste er demnach eine Art normales menschliches Wesen sein.
    Doch ihre Annahme stellte sich als falsch heraus, denn der wachsgesichtige Mann rollte sich von dem Vampir unter ihm hinunter, sprang wieder auf, drehte sich um und steuerte erneut zielstrebig auf das Haus zu. Und auf Alexia.
    Der Vampir, verletzt, aber nicht handlungsunfähig, hatte dies vorhergesehen und packte einen der Knöchel des Wachsmannes mit eisenhartem Griff. Doch anstatt zu versuchen, den Vampir abzuschütteln, verhielt sich der Mann auf völlig unlogische Weise. Er humpelte mit ruckartigen Bewegungen einfach weiter in Alexias Richtung, wie ein Kind, das eine ihm verweigerte Leckerei haben wollte und das sich durch nichts davon ablenken ließ. Schritt für Schritt schleifte er den Vampir hinter sich her. Mit jedem Ruck, den er auf sie zukam, zuckte Alexia zusammen, obwohl sie sich hoch über ihm in ihrem Zimmer im zweiten Stock befand.
    Es war eine Pattsituation. Die Kämpfenden in der Gasse unter ihr schienen einander ebenbürtig, und der Mann mit dem Wachsgesicht konnte Alexia nicht erreichen, solange der Vampir seinen Knöchel umklammerte.
    Das Geräusch schwerer Stiefelschritte und ein scharfer, schriller Pfiff zerrissen die Nachtluft. Zwei Wachtmeister kamen um die Ecke der Gasse gelaufen. Reihen von silbernen und hölzernen Bolzen zierten die Vorderseite ihrer Uniformen und leuchteten im Mondlicht.
    Einer von ihnen hielt eine Adams-Armbrustpistole in der Hand, gespannt und geladen mit einem tödlich scharfen Holzpflock. Der andere trug einen Colt-Lupis-Revolver, die Silberpatronenschleuder aus Amerika, das Beste aus diesem abergläubischten aller Länder. Als er sah, welcher Natur die Kämpfenden waren, steckte er den Colt weg und zog stattdessen einen großen hölzernen Polizei-Schlagpflock hervor.
    Einer der Männer, die in der Gasse kämpften, rief etwas auf Lateinisch, knapp und in befehlendem Tonfall. Dann liefen er und sein Spießgeselle davon und ließen vermutlich nur BUR-Agenten zurück. Der wachsgesichtige Mann hörte auf, sich ruckartig auf Alexias Fenster zuzuschleppen. Stattdessen drehte er sich zu dem unglücklichen am Boden liegenden Vampir um und trat auf das Gesicht des Übernatürlichen ein. Es gab ein knirschendes

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