Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
malvenfarbenes Taschentuch aus einer seiner Westentaschen, um sich damit die Lachtränen abzutupfen. »Gottchen, was wird wohl der Diwan zu so einer Verbindung sagen? Eine Außernatürliche und ein Übernatürlicher! Solange ich lebe, ist das noch nicht vorgekommen. Und Lord Maccon ist ohnehin schon so mächtig. Die Vampirhäuser werden außer sich vor Wut sein. Und erst der Wesir! Ha!«
    »Jetzt warten Sie mal einen Augenblick«, sagte Alexia bestimmt. »Ich habe ihn abgewiesen.«
    »Du hast was ?« Nun war Lord Akeldama wirklich wie vor den Kopf geschlagen. »Nachdem du ihn so viele Jahre lang hingehalten hast? Das ist wirklich grausam, meine Rosenknospe . Wie konntest du nur? Er ist doch ein Werwolf, und das sind schrecklich emotionale Geschöpfe, verstehst du? Ziemlich empfindlich, was diese Dinge anbelangt. Du könntest bei ihm einen dauerhaften Schaden verursachen!«
    Diese unerwartete Standpauke entlockte Miss Tarabotti ein Stirnrunzeln. Sollte ihr Freund denn nicht auf ihrer Seite stehen? Es fiel ihr nicht auf, wie verwirrend eigenartig es war, dass ein Vampir einen Werwolf lobte.
    Der fragliche Vampir fuhr mit seinen Ermahnungen fort. »Was stimmt denn nicht mit ihm? Ein bisschen ungehobelt, da muss ich dir recht geben, aber eine stramme junge Bestie. Und Gerüchte besagen, dass er höchst großzügig mit anderen … Eigenschaften ausgestattet ist.«
    Miss Tarabotti ließ seine Hand los und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich werde nicht zulassen, dass man ihn zu einer Ehe zwingt, nur weil wir in flagranti erwischt wurden.«
    »Ihr wurdet … was ? Das wird ja immer besser und besser! Ich bestehe darauf, dass du mir alle Einzelheiten erzählst!« Lord Akeldama sah aus, als erhoffte er sich, die Erfahrung durch ihre Beschreibung auf köstliche Weise nachzuempfinden.
    Draußen auf dem Flur kam es zu einem weiteren dieser Tumulte, die im Akeldama-Haushalt an der Tagesordnung waren. Einen Augenblick lang waren beide so sehr von Alexias Enthüllungen gefangen, dass keiner von ihnen daran dachte, dass das Haus für solche Aktivitäten eigentlich zu leer sein sollte.
    Die Tür des Salons flog auf.
    »Hier!«, rief der Mann auf der Schwelle. Ein Mann, der nicht gut angezogen war und eindeutig nicht in Lord Akeldamas großartiges Haus gehörte.
    Lord Akeldama und Alexia sprangen beide auf. Alexia schnappte sich ihren Messingparasol und packte ihn fest mit beiden Händen, Lord Akeldama griff nach dem goldenen Röhrenkunstwerk auf dem Kaminsims. Fest drückte er auf einen versteckten Knopf im Mittelteil, und an beiden Seiten des Rohres sprangen gebogene, hakenähnliche Klingen hervor und rasteten mit einem Klicken ein. Eine davon war aus angespitztem Eisenholz, die andere aus massivem Silber. Kein Kunstwerk, wie sich herausstellte.
    »Wo sind meine zu Hause gebliebenen Drohnen?«, fragte Lord Akeldama verwundert.
    »Das ist doch nebensächlich«, meinte Alexia. »Wo sind meine Vampir-Leibwächter?«
    Der Mann im Türrahmen gab auf beide Fragen keine Antwort. Er schien sie nicht einmal gehört zu haben. Er kam nicht näher, sondern blieb einfach nur stehen und blockierte ihren einzigen Fluchtweg.
    »Er hat eine Frau bei sich«, rief er jemandem im Flur zu.
    »Na, dann bring sie beide«, kam die scharfe Antwort. Dann folgten ein paar komplizierte lateinische Sätze. Die verwendeten Worte lagen außerhalb von Miss Tarabottis beschränktem Wortschatz dieser Sprache und wurden zudem mit einem fremdartigen, altmodischen Akzent gesprochen.
    Lord Akeldama verkrampfte sich. Ganz hatte er verstanden, was gesagt worden war, oder er ahnte zumindest, was es bedeutete. » Nein! Das ist unmöglich!«, flüsterte er.
    Miss Tarabotti hatte das Gefühl, dass ihm, wäre er nicht bereits vampirbleich gewesen, sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen wäre. Seine übernatürlichen Reflexe schienen durch irgendeine schreckliche Erkenntnis im Keim erstickt zu werden.
    Der Fremde in der Tür verschwand, um von einer nur allzu bekannten Gestalt abgelöst zu werden: einem Mann mit einem ausdruckslosen wachsähnlichen Gesicht.

10

Zum Wohle der Allgemeinheit
    M iss Tarabottis Erzfeind hielt eine braune Glasflasche in der hocherhobenen Hand. Vorübergehend war sie wie hypnotisiert von der Erkenntnis, dass er keine Fingernägel zu haben schien.
    Nachdem er die Tür fest hinter sich geschlossen hatte, kam der wachsgesichtige Mann auf Miss Tarabotti und Lord Akeldama zu, dabei entkorkte er die Flasche und verschüttete den Inhalt im

Weitere Kostenlose Bücher