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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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dafür gewesen sein mochte, die Kerkerräume waren weitläufig. Ein weiterer Vorzug dieses Gebäudes war nach Ansicht des Rudels die große Anzahl privater Schlafzimmer oberhalb der Kerkerebene. Woolsey Castle musste eine gehörige Anzahl von Bewohnern beherbergen: Werwölfe, Claviger und Bedienstete.
    Als Lord Maccon aus der Kutsche sprang, spürte er bereits dieses ungestüme Kribbeln und die Gier nach Fleisch, die der Vollmond bis zur Raserei aufpeitschen würde. Er konnte das Blut von Beute in der Abendluft wittern, und der Drang, zu jagen, zu zerfetzen und zu töten, kam mit dem Mond immer näher.
    Seine Schlüsselwächter warteten bereits in einer großen Gruppe am Tor des Herrenhauses.
    »Sie sind ein bisschen spät dran, Mylord«, äußerte Rumpet, der oberste Butler, während er dem Alpha den Mantel abnahm.
    Mit einem Grollen nahm Lord Maccon den Hut und streifte die Handschuhe ab und warf sie auf einen langen Garderobenständer, der speziell für diesen Zweck entworfen war.
    Mit zusammengekniffenen Augen suchte er in der versammelten Menge nach Tunstell. Der war sein persönlicher Kammerdiener und Captain der Claviger des Haushalts. Als er den schlaksigen Rotschopf erblickte, bellte Lord Maccon: »Tunstell, du erbärmlicher junger Klotz – Lagebericht!«
    Tunstell hüpfte herbei und verbeugte sich schwungvoll. Das für ihn typische Lächeln zeichnete Grübchen in das sommersprossige Gesicht. »Das ganze Rudel ist vollzählig und eingeschlossen, Sir. Ihre Zelle ist sauber und bereit. Am besten, wir schaffen Sie zügig nach unten, denke ich.«
    »Jetzt fängst du schon wieder an zu denken. Was habe ich dir gesagt?«
    Tunstell grinste nur noch breiter.
    Lord Maccon streckte ihm die Handgelenke entgegen. »Vorsichtsmaßnahmen, Tunstell.«
    Tunstells munteres Lächeln schwand. »Sind Sie sicher, dass das nötig ist, Sir?«
    Der Earl spürte bereits, wie seine Knochen anfingen, von selbst zu brechen. »Verflixt, Tunstell, stellst du meine Befehle in Frage?« Der kleine Teil seines Verstandes, der noch seinen Dienst tat, war traurig über diese Nachlässigkeit. Er hegte große Zuneigung für den Jungen, aber jedes Mal, wenn er glaubte, Tunstell könne für den Biss bereit sein, benahm sich dieser wie ein Dummkopf. Er schien über eine Menge Seele zu verfügen, aber hatte er auch genug Verstand, dass man ihn zu einem Übernatürlichen machen durfte? Das Rudel-Protokoll durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn der Rotschopf die Metamorphose überlebte, aber diese nachlässige Einstellung gegenüber Regeln beibehielt, war kein Sterblicher mehr vor ihm sicher.
    Rumpet kam ihm zu Hilfe. Rumpet war kein Claviger. Er hatte nicht die Absicht, sich um die Metamorphose zu bewerben, aber er genoss es, seine Aufgaben einwandfrei zu erfüllen. Er war bereits seit langer Zeit Butler des Rudels und gut doppelt so alt wie jeder der Schlüsselwächter im Foyer. Für gewöhnlich zeigte er sich als besser geeignet als alle von ihnen miteinander.
    Er präsentierte ein Kupfertablett mit einem Paar eiserner Handschellen darauf. »Mr Tunstell, wenn Sie so freundlich wären«, sagte er.
    Der rothaarige Claviger trug zwar, wie alle Claviger, sein eigenes Paar Handschellen bei sich, doch mit einem resignierten Seufzen nahm er das auf dem Tablett und ließ die Schellen fest um die Handgelenke seines Herrn schnappen.
    Erleichtert stöhnte Lord Maccon auf. »Schnell«, drängte er. Er sprach undeutlich, da die Verwandlung seinen Kieferknochen bereits verformte. Der Schmerz wurde stärker, diese schreckliche Pain, mit der sich die Knochen verkrümmten, an die sich Lord Maccon während seines ganzen langen Lebens immer noch nicht gewöhnt hatte.
    Das Rudel aus Clavigern umringte ihn und schob ihn die steinerne Wendeltreppe hinunter und in den Kerker. Ein paar von ihnen waren, wie der Earl erleichtert bemerkte, entsprechend gerüstet und bewaffnet. Alle trugen spitze silberne Krawattennadeln und manche silberne Dolche in ihren Gürteln. Diese hielten sich zurück, am Rand der Menge, in entsprechendem Abstand zu ihm, bis zu jenem Zeitpunkt, an dem es möglicherweise nötig werden würde, die Dolche zu benutzen.
    Der Kerker von Woolsey Castle war voll mit zähnefletschenden, geifernden Insassen. Die jüngsten Welpen aus Lord Maccons Rudel konnten der Verwandlung bereits mehrere Nächte vor dem Vollmond nicht mehr widerstehen, geschweige denn bei Vollmond selbst. Sie waren schon seit Tagen eingesperrt. Der Rest begab sich bei

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