Gluehende Dunkelheit
Zusammenkunft willkommen waren und bei keiner wahrgenommen wurden. Alexia kam zu dem Schluss, dass kein Mann aus Lord Akeldamas Haushalt jemals nicht einwandfrei modisch gekleidet, absolut präsentierbar ausstaffiert und demzufolge in der Gesellschaft unsichtbar war. Ein paar von ihnen neigten zu seiner etwas unerhörteren Art, sich zu kleiden, doch die meisten waren dezente, weniger exzentrische Ausgaben ihres Lords. Einige von ihnen kamen ihr auch wage bekannt vor, doch Alexia konnte beim besten Willen nicht sagen, wo oder wann sie sie schon einmal gesehen hatte. Sie waren einfach so unglaublich gut darin, genau das zu sein, was von ihnen erwartet wurde.
Zögernd sah Biffy Miss Tarabotti an, bevor er Lord Akeldama fragte: »Haben Sie noch einen besonderen Wunsch für heute Abend, Mylord?«
Lord Akeldama wedelte mit schlaffem Handgelenk in der Luft. »Da ist ein beachtliches Spiel im Gange, meine Lieblinge . Ich verlasse mich auf euch, dass ihr es mit eurem üblichen vollendeten Können spielt.«
Die jungen Männer jubelten spontan auf, wobei sie klangen, als hätten sie bereits zu viel von Lord Akeldamas Champagner getrunken, und trudelten hinaus.
Nur Biffy blieb in der Tür stehen und sah weniger vergnügt, sondern eher besorgt aus. »Sie kommen ohne uns zurecht, Mylord? Ich könnte bleiben, wenn Sie es wünschen.« Etwas in seinem Blick ließ vermuten, dass er genau das sehr gern getan hätte, und nicht nur aus Sorge um das Wohlergehen seines Herrn.
Lord Akeldama erhob sich und tänzelte zur Tür. Er küsste den jungen Mann auf die Wange, eine Geste nur zur Schau, und streichelte sie dann sanft mit dem Handrücken, eine Geste aufrichtiger Zärtlichkeit. »Ich muss wissen, wer die Spieler sind.« Diesmal sprach er ohne übertriebene Betonung, keine kursiven Hervorhebungen, keine Koseworte – nur die glatte, sichere Stimme der Autorität. Er klang alt und müde.
Biffy starrte auf die Spitzen seiner glänzenden Stiefel. »Sehr wohl, Mylord.«
Alexia fühlte sich ein wenig unwohl, so als beobachte sie einen intimen Augenblick im Schlafgemach. Beschämte Röte überzog ihr Gesicht, und sie wandte den Blick ab, um ein plötzliches Interesse an dem Klavier vorzutäuschen.
Biffy setzte sich den Zylinder auf, nickte kurz und verließ den Raum.
Hinter ihm schloss Lord Akeldama sanft die Tür und kehrte zu seinem Platz bei Miss Tarabotti zurück.
Äußerst kühn legte sie ihm die Hand auf den Arm. Seine Fangzähne zogen sich zurück, und der Mensch in ihm, von der Zeit begraben, kam durch ihre Berührung zum Vorschein. Seelensauger nannten die Vampire sie, doch Alexia hatte stets das Gefühl, dass sie Lord Akeldama nur in diesen Momenten tatsächlich nahe genug kam, um die wahre Natur seiner Seele erkennen zu können.
»Es wird ihnen nichts geschehen«, sagte Miss Tarabotti und versuchte, beruhigend zu klingen.
»Ich vermute, das wird davon abhängen, was meine Jungen herausfinden oder ob irgendjemand glaubt , sie könnten etwas Wichtiges herausgefunden haben.« Er klang sehr väterlich.
»Bisher werden keine Drohnen vermisst«, bemerkte Alexia und dachte zugleich an die französische Zofe, die im Westminster-Haus Zuflucht gesucht hatte, nachdem ihr Herr, ein Schwärmer, verschwunden war.
»Ist das die offizielle Verlautbarung? Oder Information aus sicherer Quelle?«, fragte Lord Akeldama und tätschelte ihr liebevoll die Hand.
Alexia war klar, dass er auf die BUR-Akten anspielte. Da sie die Antwort nicht wusste, erklärte sie: »Lord Maccon und ich sprechen im Augenblick nicht miteinander.«
»Gütiger Himmel , aber warum denn nicht? Es ist so viel aufregender, wenn ihr es tut!« Lord Akeldama hatte schon vielen Meinungsverschiedenheiten zwischen Miss Tarabotti und dem Earl beigewohnt, doch keine davon hatte bisher dazu geführt, dass sie nicht mehr miteinander geredet hätten. Das würde den Zweck ihrer Verbindung völlig verfehlen.
»Meine Mutter will, dass er mich heiratet. Und er hat eingewilligt!«, antwortete ihm Miss Tarabotti, als würde das alles erklären.
Verblüfft schlug sich Lord Akeldama die Hand vor den Mund und sah wieder ganz wie sein altes leichtfertiges Selbst aus. Er starrte Alexia an, um festzustellen, ob ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Als ihm klar wurde, dass sie es ernst meinte, warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein ziemlich unvampirhaftes Gelächter aus.
»Hat dir endlich seine Hand angeboten, nicht wahr?« Er lachte noch mehr und zog ein großes, parfümiertes,
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