Glühende Leidenschaft
Arthur aus demselben Grund zu Tode gekommen.
Konnte sie wirklich und wahrhaftig zulassen, dass er sie in all seiner Unwissenheit liebte?
Ein dummes, wenngleich dennoch existierendes Problem war ferner ihr Gefühl, dass eine Ehe nicht in einem leer stehenden Haus vollzogen werden sollte, noch dazu, wenn alles um sie herum so gefährlich und ungewiss war.
Es fühlte sich verboten an.
Unerlaubt.
Als sie überlegte, welches Bett sie nehmen sollten, dachte sie kurz an das große Ehebett ihrer Eltern. Aber das war undenkbar. Sie mussten das kleinere nehmen, das sie sich mit Laura geteilt hatte. Doch in ihrer Vorstellung war dieses Bett so unberührt wie ein Altar, und trotz ihres Ehegelübdes kam es ihr vor, als sei sie im Begriff, eine schreckliche Sünde zu begehen.
Und sie war tatsächlich im Begriff. Über all ihrer Furcht und Angst und ihrem Schuldempfinden lag ein fieberhaftes Gefühl, das sie als Begehren erkannte.
An der Schlafzimmertür blieb sie stehen, den Blick von Sax abgewandt. »Ich habe gesagt, ich würde es nicht tun, so lange du dich nicht mit deiner Großmutter ausgesöhnt hast.«
Er lehnte sich an ihren Rücken und wickelte seine Daunendecke um sie beide wie flaumige Engelsflügel. »Und, willst du das aufrechterhalten?«
Mit trockenem Mund flüsterte sie: »Ich sollte es. Sie ist nur eine alte Frau. Ein kaltes altes Weib, aber nicht eines, das Hass verdient.«
Er lehnte seinen Kopf an ihren. Nicht mehr. »Ich kann jetzt nicht darüber reden, Meg, aber ich kann es auch nicht ändern. Niemals. Es ist deine Entscheidung.«
Meg fragte sich, wo ihre moralische Empörung geblieben war. Sie war verschwunden, vielleicht wegen ihres Treffens mit der Herzogin, die sicherlich keine nette Frau war. Vielleicht aber auch einfach wegen der Kälte, ihrer Furcht und ihres Verlangens. »Es spielt keine Rolle mehr«, sagte sie versöhnlich.
Er küsste ihren Hals, ein angenehm warmer Kuss an dieser kalten Stelle. »Oh, das tut es schon, Liebste, aber nicht bei dieser Sache.« Er öffnete die Tür und schob sie in das Zimmer. »Deines?«
Meg nickte. Auf dem einfachen eisernen Bettgestell war nur ein weißes Laken ausgebreitet, denn die Woll- und die Daunendecke hatte sie weggenommen. Einen Teppich gab es hier nicht, nur selbst geknüpfte Brücken. Der Spiegel an der Wand war verschmutzt.
»Es ist nicht gerade großartig hier«, bemerkte sie.
Er wandte sich ihr zu, seine Augen funkelten auf diese Art, die sie bereits kannte. »Das ist der Traum unzähliger Männer! Eine schüchterne Maid in ihrem Jungferngemach zu verführen!«
Meg fühlte sich, als würden sich die Pforten der Hölle vor ihr auftun. »Das ist das, wovor ich mich fürchte.«
»Was?«
»Dass es sich anfühlt wie eine Sünde. Und das tut es wirklich. Aber wie dem auch sei« – sie fand die Kraft, einen Schritt Abstand von ihm zu nehmen –, »wir müssen darüber reden, was wir tun.«
»Natürlich.« Er wirkte absolut nicht entmutigt. Sondern eher wie ein Raubtier, das seiner Beute auf den Fersen war. »Aber das müssen wir im Bett tun, wenn wir uns warm genug halten wollen, um überlegen zu können.«
Sie wusste, dass das praktisch einer Kapitulation gleichkam, doch alles andere wäre Torheit gewesen. Und ihr Verlangen brodelte in ihr und kämpfte die ganze Zeit an gegen ihr hehres Gewissen und ihren sich abquälenden gesunden Menschenverstand.
Du bist verheiratet, sagte das Begehren.
Warte, warte!, schrie das Gewissen.
Das ist unklug!, warnte der Verstand.
Ihr Blick wanderte zwischen dem Bett und ihrem mutmaßlichen Verführer hin und her. Meg war wie benommen von einem Gefühl, das der mit Panik einhergehenden Schwäche nahekam, die von der Sheila ausging.
Magie.
Heidnischer Zauber.
Oh ja.
Heidnisches Feuer.
»Oh.«
»Oh?«, wiederholte er fragend. Nachdem sie das Unerklärliche nicht erklärte, fragte er: »Darf ich dich bitten, die Dienerin zu spielen? Ich habe keine Ahnung, wie ich ohne Hilfe aus meinen Stiefeln herauskommen soll.«
Alles fiel auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Das Verlangen verschwand nicht, aber es war auf einmal normal. Und er war einfach nur ein Mann. Ein besonderer Mann, aber ein Mann. Ein Edelmann. Ein verwöhnter, extravaganter Adeliger, der nicht ohne Hilfe aus seinen Stiefeln herauskam. Plötzlich mochte sie ihn sehr, sehr gern.
»Sie, Mylord Graf, sind ohne Ihre ergebenen Lakaien so hilflos wie ein Baby.« Sie legte eine Hand auf seine Brust und drückte dagegen. Er gab nach und ließ sich
Weitere Kostenlose Bücher