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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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Tür.
    Es war kein gedungener Schläger, sondern zu Megs großem Erstaunen eine etwas rundliche junge Frau.
    Sie trug einen anständigen Umhang und ein Kleid, und auf den braunen Locken saß eine schwarze Strohhaube. Doch diese erschreckende Augenklappe störte das ansonsten durchaus angenehme Aussehen ihrer Besucherin. Armes Ding. Aber wenn sie um eine milde Gabe bitten wollte, dann war sie sicherlich an die falsche Adresse geraten.
    Doch die junge Frau strahlte über das ganze Gesicht. »Da sind Sie ja endlich!«
    Meg wich zurück; an breites Lächeln oder Begeisterung war sie dieser Tage nicht gewöhnt. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Sind Sie Miss Gillingham?«
    »Ja.«
    Die junge Frau machte einen Knicks. »Dann – dürfte ich mit Ihnen sprechen, Miss? Ich bin Susie Kegworth. Meine Schwester Mary hat früher bei Ihnen gearbeitet.«
    Ah. Jetzt erkannte Meg eine Ähnlichkeit mit dem früheren Dienstmädchen der Familie. Sie erinnerte sich auch an eine Geschichte über eine Augenverletzung vor einigen Jahren, die das Aussehen dieser Schwester ruiniert hatte, und damit auch ihre Chancen auf eine gute Anstellung.
    Oh Gott. Auch wenn sie nicht helfen konnte, so konnte sie doch zumindest höflich sein. »Bitte, kommen Sie herein. Wie geht es Mary?«
    »Gut, Miss. Sie ist mit ihrem jetzigen Leben sehr glücklich.«
    Während Meg zum Tisch vorausging und auf einen Stuhl deutete, begann sich in ihr eine leise Freude über diesen unerwarteten Besuch zu regen. Sie war schon lange nicht mehr mit einem Gast auf einen Plausch zusammengesessen. Nur schade, dass der letzte Tee, den sie noch im Haus hatten, schon mehr als einmal aufgebrüht war.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Susie?«, fragte sie und fügte dann gleich rasch hinzu: »Falls Sie wegen einer Stelle gekommen sind …«
    »Oh nein, Miss. Ich habe eine gute Anstellung als Zimmermädchen beim Grafen von Saxonhurst.«
    »Ach ja, das hat Mary einmal erwähnt. Ich nehme an, der Graf ist ein netter …«
    »Das ist er, Miss.«
    »Aber wohl etwas exzentrisch.«
    »Ach, das würde ich so nicht sagen!« Die eher beiläufige Bemerkung schien die junge Frau seltsam aufzuschrecken.
    Meg versuchte ein tröstendes Lächeln. »Ich meine damit nur, dass Mary erzählte, er würde seinem Personal große Freiheiten einräumen.« Und natürlich war es außergewöhnlich, dass ein Adeliger ein Zimmermädchen mit einer derartigen Entstellung beschäftigte. Meg musste sich Mühe geben, nicht andauernd auf diese Klappe zu starren.
    »Wir tun alle ordentlich unsere Arbeit, Miss. Aber er hat es gern … oder wenigstens scheint es ihm nichts auszumachen, wenn wir Interesse zeigen.«
    »Interesse zeigen?« Meg war normalerweise keine Klatschbase, aber dieses Gespräch war wie eine kurze Flucht aus der grausamen Realität.
    »Wir wissen halt immer, was los ist – aber das wissen Bedienstete doch sowieso, nicht wahr? Es macht ihm aber anscheinend nichts aus, wenn wir unseren Kommentar dazu abgeben. Weswegen ich auch hier bin«, fügte sie schnell hinzu.
    »Oh. Weswegen sind Sie hier?«
    Die junge Frau fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Na ja, wissen Sie, Miss Gillingham, der Graf sitzt gerade etwas in der Patsche.«
    Meg blickte gespannt auf. War diese Frau gekommen, um ihr eine Stelle anzubieten? Brauchte der Graf eine Gouvernante? Mit einem Funken Erregung fragte sie sich, ob dies am Ende die Lösung der Sheila war.
    Doch gleich darauf erstarb der Funke wieder. Wie sollte sie mit dem Gehalt einer Gouvernante eine fünfköpfige Familie durchbringen?
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich einem Grafen aus der Patsche helfen könnte.«
    »Doch, das können Sie, Miss Gillingham! Ich schwöre Ihnen, es ist wahr.« Die Frau seufzte tief. »Wissen Sie – und ich weiß, dass das nun eigenartig klingt –, der Graf hat seiner Großmutter – sie ist ein richtig böser alter Drachen, und das ist die Wahrheit –, er hat ihr versprochen, dass er spätestens mit fünfundzwanzig heiratet. Aber dann hat er sein Versprechen vergessen; damals, als er es gab, war er nämlich erst zwanzig. Und an Silvester – morgen – wird er nun fünfundzwanzig.«
    »Ich verstehe.« Etwas Besseres wusste sie nicht zu sagen, doch in Wirklichkeit verstand Meg gar nichts. Sie war allerdings überrascht, zu erfahren, dass der exzentrische Graf noch so jung war. Sie hatte immer geglaubt, er sei bereits ein Tattergreis.
    »Nun, Miss« – das Dienstmädchen lehnte sich über den Tisch ihr entgegen –,

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