Glühende Lust
unterschätzt, das so schnell wie möglich zurück nach Memphis wollte? Oder war es unter deiner Würde, das Balg einzufangen?«
»Das war nicht der Grund.« Schanherib warf einen finsteren Blick in Nefertems Richtung, als sei es ihm unangenehm, vor den Augen und Ohren seines Opferszurechtgewiesen zu werden. »Ich hielt es nur für sinnlos, meine Zeit mit einer Frau zu verschwenden. Sie fiel ins Wasser und dürfte ertrunken sein.«
»Nun gut, ich will dir deine Nachlässigkeit verzeihen. Und dich natürlich belohnen, mit einem großzügigen Anwesen. Geh zu meinem Schreiber Sarruhabi, er wird dir erklären, wo es ist. Alle Bewohner, die du dort noch vorfindest, gehören dir. Du kannst dir noch drei Sklaven zuteilen lassen, und was immer du noch brauchst, lass es Sarruhabi wissen. Finde dich morgen Mittag wieder hier im Palast ein. Ich will mit dem Tajti reden; ohne seine Mithilfe kann ich nicht überblicken, wie man die Zügel dieses Landes hält. Wenn er den furchteinflößenden Krieger sieht, der jetzt sein Haus besitzt, wird ihm das deutlich vor Augen führen, wie es aussieht mit seinem Ägypten. Deutlicher als die Straßenkämpfe es konnten. Und er wird sich fügen, hoffe ich.«
Nefertem wandte sich ab. Das Anwesen war seit mehr als hundert Jahren im Besitz seiner Familie. Dort waren sie geboren worden, dort war ihre Mutter gestorben. Zeiten der Trauer, Zeiten der Freude: Blumengebinde und in der Hitze schmelzende Salbkegel auf den Köpfen, wilde Ritte auf dem Hausesel, Balgereien mit Merit und den Sklaven, irgendwann der erste willige Schoß, duftende Haare, kundige Hände – so vieles hatten sie dort erlebt, und nun würde dieser Assyrer die Vergangenheit mit jedem Schritt entweihen.
Schanherib verließ den Raum. Nefertem vernahm andere Schritte, Geflüster, das Geraschel von Stoff. Dann war es still. Schließlich hieß ihn der Eunuch, das Becken zu verlassen. Die Frau tupfte seine Haut trocken und legte ihm den Schurz wieder an.
»Geh hinein«, wies der Eunuch Nefertem leise an. »Jemand wartet dort auf dich. Du hast nichts zu befürchten.«
Was kam nun auf ihn zu? Nefertem kehrte in den Audienzraum zurück, der verlassen schien. Doch als er auf Höhe des Bettes ankam, erstarrte er. Wahrhaftig, eine Frau lag in den Laken. Eine Assyrerin! Die weißen Stoffe quollen zwischen ihren gespreizten Gliedmaßen hervor. Eine üppige schwarze Lockenpracht ergoss sich über Schultern und Brüste, so rund und schwer wie Melonen. Ihre Haut war heller als die der Ägypterinnen, als hielte sie sich nur selten in der Sonne auf. Goldene Reife bedeckten Arme und Beine, doch ansonsten war sie nackt.
»Was schaust du mich so empört an?«, fragte sie freundlich.
»Wer immer du bist – du liegst im Bett des Guten Gottes!«
Fragend hob sie die blau geschminkten Augen zum Baldachin. »Des Gottes? Ah, natürlich, du meinst den Mann, den der König wie einen geprügelten Hund aus der Stadt gejagt hat. Ich bin seine Palastfrau.« Sie spielte mit einer Brustwarze. »Ich habe dich vorhin gesehen, du hast es nur nicht bemerkt. Du gefällst mir, hübscher Ägypter. Sch-sch!«, machte sie in Richtung des Gartens und wedelte mit der Hand. Aus dem Augenwinkel bemerkte er den Eunuch, der sich verneigte und verschwand.
»Sicherlich musst du dich nicht fragen, was wir beide hier und jetzt miteinander zu schaffen haben«, fuhr sie fort.
Nein, das musste er nicht. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Doch, gewiss.« Sie lächelte. »Dem Ersten aller Könige fehlt die Zeit, sich um mich zu kümmern, wie du dir sicher denken kannst. Derzeit beschäftigen ihn tausend Dinge, selbst dann noch, wenn er an meiner Seite liegt. Dafür muss eine Frau Verständnis haben, nicht wahr? Aber darben, nein, das muss sie nicht.«
Eine Konkubine Asarhaddons lag im Bett des Guten Gottes und bot sich ihm an? Er konnte nur fassungslos den Kopf schütteln.
»Komm«, sie klopfte neben sich auf die Matratze. »Setz dich her zu mir. Du musst dich nicht fürchten, er hat nichts dagegen.«
Wie benommen gehorchte er. Seit der Flucht hatte er einige seltsame Dinge über sich ergehen lassen müssen, aber er hatte zumindest gewusst, warum sie geschehen waren. Dies jedoch … Hilflos blickte er die Frau an. Alles an ihr war voll und sinnlich, die Wangen, der Mund, die Hüften und die Brüste mit den großen, scharf abgegrenzten Höfen. Sie war nicht schlank, zumindest nicht so, wie es den Ägyptern gefiel, aber ihre prallen Rundungen waren dennoch schön. Er hätte
Weitere Kostenlose Bücher