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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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Nilpferddung versetzt ihn in Furcht.«
    »Keinen Nilpferddung!«, rief Merit. »Ich habe gelernt, dass das nicht gut ist.«
    Gereizt aufschnaufend, wandte er sich ihr zu und musterte sie hochmütig von oben bis unten, was er nicht zum ersten Mal tat. »Sogar der Leibarzt des Herrn der beiden Länder würde nicht anders handeln. Die Hinterlassenschaft von Tawerets mächtigen Geschöpfen versetzt den Dämon in Furcht, und so flieht er aus den Körperkanälen. Und du willst etwas anderes gelernt haben?« Noch einmal musterte er bedeutungsschwer ihr Kleid, kaum mehr als ein viel zu großer Lumpen, den Nanacht ihr gegeben hatte. »Du hast doch noch nie einen Papyrus aus der Nähe gesehen.«
    »Aber das mit dem Dung ist falsch«, beharrte sie. »Den nimmt man nur bei Frauenleiden. Hier wäre Krokodildung besser.«
    »Unfug. Selbst der König von Tyros lässt sich Nilpferdkot beschaffen, wenn ihn die dicken Afteradern zu sehr plagen. Und willst du klüger sein als mein Herr? Bei Baals Donnerkeule, lass mich einfach in Ruhe meine Arbeit tun. Seit ich hier bin, überschüttest du mich mit deinem Misstrauen. Und hör endlich auf, auf meine Finger zu starren!«
    Merit trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Er funkelte sie noch einmal an, sie und alle, die ihn umstanden: Tani, Nanacht und Panhesi, ihr schmächtiger Knecht, der ihn hergebracht hatte. Der Phönizier nickte zufrieden, da sie alle schwiegen, und neigte sich wieder über den sich schwach hebenden Brustkorb des Assyrers. Mit dem Mittelfinger verrieb er die Zutaten in das Leinen und legte es auf die Wunde. Er hielt inne, schaute Merit an, als warte er nun auf einen Einwand, und umwickelte die Brust mit Leinenstreifen. »Gebt mir jetzt ein Amulett, damit ich es einarbeiten kann.«
    Merit hob die Schultern, und er schnaufte verächtlich.
    »Dieser Mann hätte im Kampf gegen die Eroberer fast das Leben gelassen, da werdet ihr doch ein Amulett für ihn haben?«
    Hilflos blickte Merit erst zu Tani, dann zu Nanacht, die sich allein dafür zu interessieren schien, dass der Arzt nicht zu viel Leinen und Honig verbrauchte. »Hier«, fiel es Merit plötzlich ein und streifte das Kettchen mit der Emaillefigur über den Kopf. »Nimm dies.«
    Sie hörte Tani entsetzt Atem holen. Der Phönizierschob das Amulett zwischen die Streifen, stopfte das Kettchen dazu, wickelte noch eine Lage darüber und knotete die Binden fest. »Davon lasst drei Tage die Finger, dann wickelt es ab. Hat die Heilung eingesetzt und ist das Fleisch nicht heiß und geschwollen, tut nichts mehr, reibt nur ein wenig Olivenöl ein. Ansonsten holt mich noch einmal. Falls ihr mich wiederfindet, in diesen Tagen weiß ich nicht aus noch ein vor Arbeit und bin ständig unterwegs. Sagt ihm, dass er liegen soll.«
    Er säuberte die Hände an einem Tuch, legte die Nadel und den Rest des Fadens in seinem Arztkasten und schulterte ihn. Merit hatte bereits drei goldene Schmuckplättchen ihrer Halskette entfernt und legte sie ihm in die fordernd ausgestreckte Hand. Zu viel offenbar, denn er verstaute sie ohne zu feilschen in seinem farbenfrohen, fransengesäumten Gewand, das einem assyrischen recht ähnelte.
    »Lass noch etwas Mohnsaft oder Weidenrinde da«, versuchte sie noch etwas herauszuschlagen, doch er schob sich kopfschüttelnd an ihr vorbei.
    »Das könnte man derzeit mit Lapislazuli aufwiegen. Mir ist nichts geblieben, und nur meiner Menschenfreundlichkeit hat der Mann es zu verdanken, dass ich wegen ein paar Nadelstichen die letzten Tropfen hergab.« Und schon war er durch den Vorhang geeilt und fort.
    »Gold«, zischte Nanacht erbost. »So viel Gold gibst du für einen Feind! Bist du von Sinnen?« Als hielte sie flüssiges Gold, barg sie das Honigtöpfchen an der wogenden Brust, stieß Panhesi vorneweg und stapfte mit ihm in den Schankraum. Merit vergewisserte sich, dass der Fremde weiterhin gut schlief. Dann stieg sie mit Tani aufs Dach und setzte sich an ihren gewohntenPlatz unter ein Sonnensegel, umringt von den wenigen noch lebenden Palmen, deren Kübel sie um die Schlafmatten verteilt hatten. Sie boten den Hauch eines Gefühls, einen geschützten Raum zu haben. Erleichtert ließ sich Merit auf die harte Unterlage sinken.
    »Ich versteh’s auch nicht«, murmelte Tani. »Warum …«
    »Frag nicht. Glaubst du denn, ich verstehe es?«
    Tanis Gebrummel und das Treiben unten auf der Gasse ließen Merit dösen, und als sie sich wieder aufsetzte, war der Sonnengott dem Land des Westens ein gutes

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