Glühende Lust
durchsetzt. Behutsam hob er eine Hand und strich mit dem Daumen den Schweiß vonihren Lippen. Sie wollte eine Hand auf seine legen und an ihrer Wange betten, die Innenseite liebkosen, sie zurück an ihren Schoß führen – gütige Isis, was geschah hier mit ihr? Sie wand sich in seinem Griff. »Hör auf, mich anzufassen, bitte … bitte.«
»Mir scheint, es gefällt dir. Siehst du?« Lächelnd hob er den von ihrem Saft glänzenden und duftenden Zeigefinger. Sie spürte alles Blut in ihren Kopf steigen.
»Das hat gar nichts zu sagen.«
»Nein?« Er berührte ihre Lippe, strich über die Haut darüber, dass ihr der eigene Duft, so anregend, so verräterisch, in die Nase stieg.
»Nein«, flüsterte sie erschöpft.
Er lockerte den Griff. Sie sprang auf und hastete durchs Haus hinauf aufs Dach. Tani machte ihre letzten Stiche und hob erst den Kopf, als Merit herangelaufen kam. Angespannt lauschte Merit auf das Geschehen unten im Haus. Wenn Schanherib jetzt ging, was dann? Der Gedanke ließ sie beben vor Furcht. Aber keine Schritte erklangen, die Tür auf die Gasse hinaus klappte nicht. Als sie wieder nach unten stieg, lag er schlafend auf seinem Lager. Schanherib, dachte sie. Schanherib . Ihre Finger tanzten auf den Lippen, während sie lautlos den Namen formte.
Merit schlüpfte aus dem Kleid und kniete vor der Waschschüssel. Sobald Tani den Schwamm in das Wasser drückte, schloss sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, sie sei daheim im Garten oder im Badehaus. Sanft fuhr der Schwamm über ihre Haut, nässte Schultern, Brüste, Bauch und Schenkel. Tani holte noch einmal frisches Wasser und ließ es langsam an ihr herablaufen.
Merit sank auf die Matte und reckte die Arme hinter sich, denn eine Brise kam auf und kühlte die nasse Haut, eine Wohltat in dieser Sommerhitze. Sie spreizte die Schenkel für Tani, die Duftöl in ihrem Schamhaar verrieb und dann die Schneide von Nanachts Rasiermesser prüfte. Merit spürte, wie Tani es ansetzte.
»Du bist erregt, Herrin.«
»Wie sollte ich es bei deinen kundigen Händen nicht sein?«
Ein Lächeln huschte über Tanis Gesicht. »Du bist aber irgendwie anders.«
War sie das? Merit musste sich nicht fragen, woran sie gedacht hatte, in der Tiefe ihres Herzens. Sie sann dem vorsichtigen Tasten Tanis nach, genoss es, derart umsorgt zu werden. Ihre Hände schoben sich unter die Beine und zogen die Knie an die Brust, damit Tani in jeden Winkel kam. In ihrer Scham pochte es, und sie hoffte, dass die Dienerin sich Zeit ließ. Aber irgendwann endete auch dieser Genuss; Tani tupfte das jetzt scharf umrissene Härchendreieck trocken und wischte die Klinge an einem Tuch ab. Angenehm ermattet ließ Merit den Unterleib sinken.
Tani machte sich daran, sich selbst zu pflegen. »Die Klinge ist nicht mehr gut«, sagte sie, als sie ebenso nackt und duftend an ihrer Seite lag. »Für assyrische Bärte ist die nicht gemacht. Aber einen Wetzstein habe ich bisher nicht gefunden.«
»Tani?«
»Ja?«
»Wie – wie sieht er eigentlich aus? Ich meine, unterm Rock.«
Tani schüttelte sich und schnaufte angewidert: »Assyrisch!«
Das Laken knisterte. Merit ging in die Knie und machte sich klein. Doch er schien nicht aufzuwachen. Sie lauschte seinen Atemzügen, und als sie sich sicher fühlte, richtete sie sich auf. Er hatte die Hüfte ihr zugedreht; das Laken war heruntergerutscht und offenbarte den Ansatz seiner Schambehaarung, die wild wuchs. Jeder Ägypter, außer ein Bauer vielleicht, hätte die Ränder in eine ordentliche Form gezupft oder rasiert und auch die feine Linie entfernt, die sich bis zu seinem Nabel hinzog.
Äußerst bedacht hob Merit den Saum und zog das Laken ein Stück herunter. Selbst das erschlaffte Glied war von beachtlicher Größe. Es lag wie schlafend in die Leistenbeuge gebettet. Dass er nicht beschnitten war, überraschte sie nicht; diese Männer beließen ja alles, wie die Natur es wuchern ließ. Sah die Eichel, jetzt in einer Hauttasche verborgen, so aus wie die anderer Männer? Dies war zu vermuten, denn war nicht auch unter dem Bart ein menschliches Gesicht zum Vorschein gekommen?
Die Haut wirkte zart. Sie überkam der drängende Wunsch, ihn anzufassen. Er würde es nicht merken. Mit der Fingerkuppe strich sie darüber. O ja, sie war zart. Merit musste einen tiefen Atemzug tun.
Schanherib warf sich hoch und umfasste ihre Taille. Vor Schreck blieb ihr der Schrei in der Kehle stecken. Ehe sie es sich versah, hatte er sie auf sich gehoben. Sie
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