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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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Diese Erkenntnis verblüffte India. Stets hatte sie ihn für einen Einzelgänger gehalten und nicht geahnt, wie sehr er sich – ebenso wie sie selbst – danach sehnte, irgendwohin zu gehören. Obwohl sie sich dagegen wehrte, erwachte ihr Mitgefühl.
    »Mein Gott!«, rief er brüsk. »Tue ich dir etwa leid?« Allein schon der Gedanke erschien ihm unerträglich.
    »Keineswegs«, widersprach sie. Dass er ihr seine Verletzlichkeit gezeigt hatte, würde sie niemals erwähnen.
    »Gut.« Er nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. »Um auch die letzten Zweifel zu zerstreuen, Dini: Dieser alberne kleine Verein hat mich niemals interessiert. In Hambrick gehörte ich zu einer viel einflussreicheren Gruppe.«
    »Oh? Und wie nannte sie sich?«
    Triumphierend zog er die Brauen hoch. »Der Orden der Bishops.«

Fünftes Kapitel
    South befand sich in dem Park, der India Parrs Haus gegenüberlag. Um nicht erkannt zu werden, hatte er sein dunkles Haar mit Puder bestäubt, so dass es grau wirkte, und trug die schäbige Kleidung, die zu einem Verkäufer gerösteter Maronen passte. Seinen Stand hatte er zwischen einer jungen Blumenhändlerin und einem Puppenspieler postiert. In seinen Taschen klingelte das Resultat guter Vormittagsgeschäfte. Offenbar profitierte er von dem hübschen Gesicht des Blumenmädchens und vom Talent des Puppenspielers.
    Jeden Mittwoch, von acht Uhr morgens bis mittags, herrschte in dem kleinen Park die Atmosphäre eines Jahrmarkts.
    Mit den Jahreszeiten änderten sich die Angebote. Aber es gab stets Amüsements für die Kinder und Kuriositäten für neugierige Spaziergänger aus gehobenen Kreisen. Von den nahe gelegenen Herrschaftshäusern kamen Dienstboten herüber, um sich eine Abwechslung zu gönnen. Lebhaftes Stimmengewirr und Kindergeschrei erfüllten den Park.
    Interessiert beobachtete der Viscount einen Lakaien, der durch die Seitentür aus Miss Parrs Haus trat und eine Besorgung für seine Herrin zu erledigen schien. Nach kurzer Zeit kehrte der Mann in einer Droschke zurück. Der Wagen hielt vor dem Vordereingang und versperrte
South die Sicht, obwohl er sich fast den Hals verrenkte, um doch noch einen Blick auf sie zu erhaschen.
    Das Ziel der Fahrt, die India plante, kannte er – das Drury Lane Theatre. Woanders zeigte sie sich nicht. Leider konnte er nicht feststellen, ob sie allein war, und ihr auch nicht folgen. Wenn er seinen Stand im Park plötzlich verließ, würde er Aufmerksamkeit erregen, und das wollte er vermeiden. Er hatte gehofft, den mysteriösen Lord M. in Miss Parrs Begleitung zu sehen. Vor zwei Tagen war jener Artikel in der Times erschienen, und seither gab es nur Spekulationen, was die Identität des Gentlemans betraf. Lord Macquey-Howell und Baron Montrose führten die Rangliste in den Wettbüchern des White’s und anderer Klubs an. Auch Lord Morris, Mapple und Milbourne waren im Rennen. Sir Anthony Matthews’ Namen hatte man gestrichen, weil er noch nie auf dem Kontinent gewesen war.
    Keiner dieser Gentlemen äußerte sich zu den Vermutungen, weder öffentlich noch – sofern South das wusste – privat. Das überraschte ihn nicht. Dass sie mit Miss Parr in Verbindung gebracht wurden, erhöhte ihr gesellschaftliches Ansehen. Sogar Macquey-Howell, der einzige verheiratete Kandidat, hüllte sich in Schweigen. Wie der Viscount vermutete, hing das mit Lady Macquey-Howells Wunsch zusammen, den Zustand ihrer Ehe keinen öffentlichen Diskussionen auszusetzen.
    Immerhin lieferte ihre Affäre mit dem spanischen Konsul den Klatschmäulern schon genug unliebsamen Gesprächsstoff.
    South verkaufte noch ein paar Tüten mit gebratenen Maronen, die er genauso enthusiastisch anpries wie das Blumenmädchen die Veilchensträuße. Dabei ließ er das Personal, das Indias Haus betrat oder davoneilte, nicht
aus den Augen. Wachsam hielt er nach einem unbekannten Gesicht Ausschau. Wie die Lakaien und die Dienstmädchen aussahen, wusste er mittlerweile. Auch die Köchin, die Küchenhilfe und die Schneiderinnen aus Madame Fourniers Salon, die regelmäßig kamen und gingen, würde er jederzeit wiedererkennen. Manchmal erschien Mrs Garrety mit Kostümen und Skizzenbüchern. Der häufigste Besucher war allerdings Doobin. Der Viscount hatte überlegt, wie er weitere Dienste des Jungen beanspruchen könnte, aber bisher nichts in dieser Richtung unternommen.
    Wahrscheinlich war Doobin der Schauspielerin treu ergeben und würde sich nicht bestechen lassen, um ihr in Southertons Auftrag

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