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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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Times – auf besondere Weise gefaltet, damit ihr der Artikel, den ihr Besuch erwähnt hatte, sofort ins Auge stach. Erst nachdem sie sich gefasst hatte, blickte sie auf. Wann die Farbe in ihre bleichen Wangen zurückkehren würde, wusste sie nicht.
    Auf der anderen Seite des Frühstückstisches legte der Earl von Margrave seine schmalen Finger aneinander und stützte sein Kinn darauf. Mit dieser Geste drückte er nicht aus, er würde beten. Vielmehr bedeutete sie ein ernsthaftes Nachdenken. Seine dunklen Augen erinnerten an Kaffee ohne Sahne, an Schokolade ohne Milch. Unverwandt beobachtete er India, mit dem starren, entnervenden Blick eines Raubtiers. Als sie aufschaute, lächelte er jedoch freundlich. Man hatte ihm versichert, sein Lächeln sei sehr charmant, und wenn er dieses Kompliment nach seiner Wirkung auf Frauen beurteilte, war es gewiss keine Schmeichelei.
    Bei seiner Geburt hatte er den Titel des Viscounts Newland erhalten. Nur seine Mutter nannte ihn bei seinem Vornamen: Allen. Für seinen Vater und die Schulkameraden in Hambrick Hall war er immer nur ›Newland‹ gewesen. Seit dem Tod seines Vaters vor sieben Jahren hieß er Margrave, und so wurde er von Seinesgleichen auch angeredet. India Parr stand außerhalb dieses streng umrissenen Bereichs. Trotzdem würde er es vorziehen, wenn sie ihn mit Margrave anspräche.
    Da sie einander lange genug kannten, pflegte er es zu
übersehen, dass sie das vergaß und ihn Newland nannte – vorausgesetzt, sie tat es nicht, um ihn zu provozieren. Er hatte nie den Anschein erweckt, seine Geduld sei grenzenlos. Nun müsste sie spüren, dass sie sich allmählich auf einem sehr schmalen Grat bewegte. Er war achtundzwanzig, nur fünf Jahre älter als India. Trotzdem behandelte er sie manchmal wie ein Vater – vertraulich, sogar besitzergreifend.
    »Das war überflüssig, und ich wünschte, du hättest es bleiben lassen.« Um das Zittern ihrer Hände zu verbergen, glättete sie die Serviette auf ihren Knien. Gewiss, sie war wütend. Aber sie verspürte noch ein anderes Gefühl, das sie nicht definieren konnte. Angst? Kränkung? Die Furcht vor erneuter Einsamkeit? »Eigentlich dachte ich, wir hätten vereinbart, dass es nicht dazu kommen sollte.«
    »Das war deine Meinung, die ich niemals teilte.«
    »Hättest du mich doch wenigstens über deine Absicht informiert|...«
    »Um mir deinen Protest anzuhören?« Sein Lächeln vertiefte sich. »Das wollte ich vermeiden.« Langsam richtete er seinen schlanken Oberkörper auf und lehnte sich in den Stuhl zurück. Seine kurz geschnittenen Naturlocken betonten seine Kopfform. Diese Frisur, die der derzeitigen Mode entsprach, trug er mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, so wie er sich all diesen absurden Diktaten beugte. Als ihm eine rotgoldene Locke in die Stirn fiel, strich er sie nicht nach hinten, sondern warf den Kopf in den Nacken und glich einem temperamentvollen Fohlen, das seine Mähne schüttelte. »Nun hast du lange genug geschmollt. Damit erreichst du ohnehin nichts, denn mein Entschluss steht fest.«
    »Für wie lange?«
    »Das habe ich noch nicht entschieden.« Während er sie
weiterhin aufmerksam beobachtete, zuckte er betont gleichmütig die Achseln. »Wahrscheinlich, bis mich deine Gesellschaft langweilt. Es ist nun einmal dein Pech, meine liebe India, dass du niemals auch nur die leiseste Ahnung hattest, was ich unterhaltsam finde.« Herausfordernd zwinkerte er ihr zu und ergriff seine Gabel. »Daraus könnte man fast schließen, deine Ignoranz würde mich faszinieren.«
    »Dann würde man sich irren. So einfach ist das.«
    Margrave lachte. »Siehst du? Schon jetzt amüsierst du mich, obwohl wir erst beim Frühstück sind, und das lässt auf einen beglückenden Tag hoffen.« Sorgsam schnitt er eine Scheibe von einer Tomate ab und steckte sie in den Mund. »Iss, Dini! Danach wirst du dich besser fühlen.«
    »India«, verbesserte sie ihn.
    »Oh, hält meine Süße nichts von Kosenamen?«
    Sie verzichtete auf den Hinweis, sie sei nicht seine ›Süße‹. Sonst würde sie ihn nicht bloß belustigen, sondern womöglich zu zärtlichen Avancen animieren. »Ich heiße India«, entgegnete sie würdevoll, »und ich habe dir lediglich erlaubt, mich so zu nennen. Damit wäre alles gesagt.«
    Ein melodisches Lachen erklang. »Oh, natürlich. Immerhin bemühst du dich, dein unfreundliches Benehmen in Grenzen zu halten. Und nun hör auf, deine Lippen zusammenzukneifen. Frühstücke lieber!«
    India starrte auf ihren

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