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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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plötzlich auf. »Was damals geschehen ist, wirst du mir erzählen, India! Und zwar alles – nicht nur die paar Einzelheiten,
die ich nach deiner Ansicht erfahren darf. Ich dachte eigentlich, das hätten wir geklärt. Offenbar war das ein Irrtum.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er durch die Küche zur Hintertür und nahm gereizt seinen Mantel vom Haken. »Jetzt muss ich nach den Pferden sehen«, erklärte er schroff. »Ich habe sie schon viel zu lange vernachlässigt.«
    Als der Viscount aus dem Haus eilte, wehte ein eisiger Luftzug ins Wohnzimmer. Krachend fiel die Tür ins Schloss, und der Boden erzitterte.
     
    Erst am späten Nachmittag ritt er zum Cottage zurück. Die sinkende Sonne warf malvenfarbene Schatten auf den Schnee. Während Griffin sich einen Weg zwischen den Bäumen suchte, behielt South das Haus im Auge. Aus beiden Schornsteinen drangen gekräuselte Rauchwolken, Eiszapfen hingen an der Dachtraufe.
    Ich müsste das Gefühl haben, ich sei willkommen, dachte er. Leichten Herzens sollte ich heimkehren.
    Stattdessen bedrückte ihn eine böse Vorahnung, die ihn verfolgte, seit er in den Sattel gestiegen und über die Felder galoppiert war. Vergeblich hatte er gehofft, die Bewegung an der frischen Luft würde ihn von der beklemmenden Sorge befreien.
    Erbost fluchte er und schaute seiner Atemwolke nach. Welch ein Narr war er gewesen! Er hatte India viel zu sehr bedrängt. Von Anfang an hatte er gewusst, er müsste behutsam vorgehen und ihr Zeit lassen. Sie vertraute ihm noch immer nicht, obwohl sie das Gegenteil behauptete. An einem einzigen Tag würde sie ihre Geheimnisse nicht enthüllen. Offenbar übten Margrave oder seine Mutter eine viel zu starke Macht auf sie aus.
    Southerton brachte Griffin in den Stall, striegelte ihn
und breitete eine Wolldecke über seinen Rücken. »Vielleicht schlafe ich heute Nacht bei dir und den Grauschimmeln«, murmelte er und tätschelte den Vollblüter. »Ich glaube, sie wird mich wegschicken. Und das könnte ich ihr nicht einmal verübeln.« Der Rappe stupste die Nüstern an die Hand seines Herrn. »Bei dir finde ich ein warmes Bett aus Heu und Stroh, nicht wahr?« Seelenvoll schaute der Hengst ihn an, und der Viscount zwang sich, den Stall zu verlassen. Noch länger durfte er die Rückkehr ins Cottage nicht hinauszögern.
    Als er eintrat, empfing ihn der verlockende Duft eines Eintopfs, der auf dem Herd brodelte. Diese hausfraulichen Fähigkeiten hatte India nicht unter Lady Margraves wachsamem Auge erlernt. Ihre Mutter, die Hebamme und Soldatenfrau, musste ihr beigebracht haben, wie man kochte und backte.
    Unter dem Türrahmen streifte er den Schnee von seinen Stiefeln, dann hängte er den Mantel an den Wandhaken. Dabei bemerkte er den feuchten Saum an Indias Pelisse und die kleine Pfütze darunter. Also hatte auch sie das Haus verlassen und war erst vor kurzer Zeit zurückgekehrt. Das überraschte ihn nicht. Vermutlich hatte sie, von einer ähnlichen inneren Unruhe erfüllt wie er selbst, eine Abkühlung gebraucht. Hatte sie ein bestimmtes Ziel vor Augen gehabt? Oder war sie einfach nur umhergestreift, so wie ich?
    »India?« Er blickte ins angrenzende Wohnzimmer. Dort traf er sie nicht an. Über der Armstütze des Sofas lag der karmesinrote Stoff, den sie vor kurzem gekauft hatte. Und auf dem Stuhl entdeckte er Nadeln, Nähgarn und eine Schere. Er rief wieder nach ihr, und diesmal hörte er Schritte im Flur des oberen Stockwerks.
    »Ich bin hier.«
    Erleichtert atmete er auf. Die Pelisse, die Spuren ihrer
Näharbeit, der duftende Eintopf, nicht einmal ihre Schritte hatten ihn von ihrer Anwesenheit überzeugt. Nein, er musste ihre Stimme hören. Wie sehr er sich nach dem Klang gesehnt hatte, erschreckte ihn beinahe.
    Als er an den Fuß der Treppe trat, stieg sie gerade herab, ihr Skizzenbuch unter dem Arm, einen Bleistift hinter ein Ohr gesteckt.
    »Ich wollte bloß rasch ein paar Dinge aus meinem Zimmer holen«, erklärte sie.
    Weil er kein Wort hervorbrachte, nickte er lediglich. Hingerissen betrachtete er ihr weizenblondes Haar, die leuchtenden dunklen Augen, das ovale Gesicht mit den schön gezeichneten, hohen Wangenknochen. Sie schien zu schweben – ein überirdisches Wesen in ihrem schlichten grünen Tageskleid.
    Verwundert lächelte sie ihn an. »South?«
    Da hob er eine Hand, eilte India entgegen, und sie blieb stehen. Forschend musterte er ihre Züge und wusste nicht, was er sagen sollte – oder sagen wollte. Er, Matthew Forrester, der Honorable

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