Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
Vom Netzwerk:
krank. Hin und wieder wurde ich an sein Bett geführt. Auf Wunsch der Countess musste ich ihm vorlesen. Das schien ihn nicht sonderlich zu beglücken, aber er war lieber mit mir zusammen als mit seinem Sohn.«
    »Haben sich die beiden nicht verstanden?«
    »Überhaupt nicht.«
    »War das schon immer so?«

    India glättete ihr Musselinkleid über ihren Knien. »Was vor meiner Ankunft in Merrimont passiert war, weiß ich nicht. Jedenfalls entsinne ich mich, dass sie stets verschiedener Meinung waren und lautstark stritten.«
    »Bis zum Ende?«
    »Oh ja. Kurz vor dem Tod des Earls wurde es sogar noch schlimmer.«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Vor sieben Jahren.«
    Nachdenklich zog Southerton die Brauen zusammen. »Um diese Zeit hast du deine Stellung als Gouvernante angetreten.«
    »Ja.«
    »Soll ich etwa glauben, das eine hätte nichts mit dem anderen zu tun?«
    »Glaub, was du willst«, erwiderte sie kühl. »Jedenfalls hatte Lady Margrave niemals vor, mich der Londoner Gesellschaft zu präsentieren. Wegen meiner Herkunft wäre das auch gar nicht möglich gewesen. Ich sollte meinen Lebensunterhalt verdienen – in einem Beruf, der meinen Fähigkeiten entsprach.«
    »Hätte sie dich in die Hautevolee eingeführt, wärst du dank ihrer gehobenen Position freundlich aufgenommen worden. Außerdem hätte sie dich mit einem wohlhabenden Gentleman verheiraten können. Du solltest sie wirklich nicht verteidigen, India. Immerhin hat sie dich weggeschickt, als du noch keine siebzehn warst.«
    »Dazu war ich bereit, und es war sogar mein Wunsch.«
    Skeptisch schüttelte er den Kopf. Widerstrebte es ihr, die ganze Wahrheit zu erzählen? »Hat die Countess dir die Stellung in Cotswold verschafft?«
    »Ja.«
    »Und der neue Earl?«

    »Margrave war einverstanden.«
    »Also hat er seine wohltätigen Bemühungen um dich beendet.«
    India zögerte. »Vermutlich wollte er sehen, wie ich allein zurechtkam.«
    Es war seltsam, wie sorgfältig sie ihre Worte gewählt hatte, entschied South. Beinahe entstand der Eindruck, sie sei Margraves Experiment gewesen, nicht das Mündel seiner Mutter.
    »Hielt er deinen Aufenthalt bei den Olmsteads für einen grandiosen Erfolg oder einen Fehlschlag?«
    »Das weiß ich nicht|... vielleicht beides.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nun, mein Scheitern bot ihm die Gelegenheit, mich erneut mit seiner Großmut zu beglücken. Und ich glaube, das gefiel ihm.«
    »Glaubst du’s nur?«, fragte South misstrauisch. »Oder weißt du es?«
    »Es gefiel ihm«, wiederholte sie.
    »Dann war deine Tätigkeit bei der Familie Olmstead gewissermaßen ein Erfolg.«
    »Ja, das stimmt. Margrave wollte mich nach Marlhaven zurückholen. Stattdessen zog ich nach London. Die Countess war damit einverstanden, und sie versprach mir sogar vierteljährliche Unterhaltszahlungen. Ob sie mein Vormund blieb oder meine Gönnerin wurde, spielt keine Rolle. Dies alles änderte weder unsere Beziehung zueinander noch unsere Gefühle. Als Gegenleistung verlangte sie nur, ich müsse mich vor ihrem Sohn fern halten.«
    »Erstaunlich, wie lange sie dazu gebraucht hat|...«
    »Was meinst du?«
    »Ich finde, sie hätte sein Interesse an dir schon früher bemerken müssen.«

    »Offenbar glaubte sie, ich würde einen beunruhigenden Einfluss auf ihn ausüben«, gab India zu und lächelte schwach. »Ich war kein Kind mehr. Obwohl du das annimmst. Und er war zweiundzwanzig.«
    »Als du nach London übersiedeltest. Aber ich spreche vom Anfang deines Aufenthalts in Merrimont. Er wollte dir keine Wohltaten erweisen. Das kannst du mir nicht einreden. Sein Interesse an dir war eher|...« Verunsichert unterbrach er sich und suchte nach dem richtigen Wort. Unnatürlich? Nein, so wollte er sich nicht ausdrücken. »Unpassend.«
    »Warum vermutest du das?«, fragte sie, ohne ihn anzuschauen.
    »Weil ich das Gefühl habe, er war nicht wirklich gut zu dir.«
    »Nun, er konnte sehr freundlich sein.«
    »Zweifellos. Aber war er’s auch?«
    »Manchmal.«
    »Wenn er einen gewissen Zweck verfolgt hat, nicht wahr?«
    Damit hatte er Recht. Doch das wollte sie nicht eingestehen.
    In wachsendem Unbehagen betrachtete Southerton ihre zusammengepressten Lippen. »Anscheinend hatte er dich in seiner Gewalt. Warum?«
    Sie wurde blass, dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Da täuschst du dich|...«
    »Wohl kaum. Allein schon der Gedanke an diesen Mann scheint dich zu verwirren. Irgendetwas hat er dir angetan.«
    India schwieg beharrlich, und Southerton sprang

Weitere Kostenlose Bücher