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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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mir, und sie überließen mir die Entscheidung, wo ich leben wollte. Das änderte sich, als Lady Margrave den Wunsch äußerte, mich in ihre Obhut zu nehmen. Vielleicht weißt du nicht, dass ihr ein Herrenhaus in der Nähe von Devon gehört. Nicht Marlhaven – der liegt nordwestlich von London. Ich meine
Merrimont. Schon seit vielen Jahrhunderten befindet sich dieses Landgut im Besitz ihrer Familie, und sie besuchte es sehr oft, sogar nach ihrer Hochzeit mit dem Earl von Margrave. Sicher fragst du dich, wie ich die Aufmerksamkeit Ihrer Ladyschaft erregt hatte. Dabei ging es um ihren Sohn. Sie hat nur ein einziges Kind, dem sie fast keinen Wunsch abschlagen kann. Wenn sie nach Merrimont reiste, begleitete er sie, falls er gerade Ferien hatte. Lady Margrave gestattete ihm, mit den Dorfkindern zu spielen, nachdem sie uns alle unter die Lupe genommen und eine Auswahl getroffen hatte. Wir wurden auf den Landsitz zu Tee und Kuchen eingeladen. Wer sich ordentlich benahm, durfte wiederkommen.«
    »Und du warst eins dieser Kinder?«, fragte South, obwohl er die Antwort kannte. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, wie die kleine Diana auf einer Stuhlkante gesessen, wie manierlich sie eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen entgegengenommen hatte. Damals musste ihr blondes Haar noch heller gewesen sein und ihr schmales, ernstes Gesicht wie eine Gloriole umrahmt haben. Sicher hatte sie sorgsam darauf geachtet, sich artig zu bedanken und nur zu sprechen, wenn sie gefragt wurde. Niemals hätte sie sich erdreistet, ihren Blick neugierig durch das herrschaftliche Zimmer schweifen zu lassen oder mit vollem Mund zu reden.
    India nickte. »Bevor ich Merrimont besuchte, betonte meine Mutter, ich dürfe ihr keine Schande machen. Deshalb zeigte sie mir, wie man sich anmutig hinsetzt und aufsteht, und keine Krümel verstreut, wenn man einen Kuchen isst.«
    Das klingt beinahe so, als wäre sie schon damals auf die Bühne vorbereitet worden, dachte South. »Warst du oft in Merrimont?«

    »Oh ja. Manchmal wurden wir zu dritt oder zu viert eingeladen. Und hin und wieder war ich das einzige Kind, das einen Nachmittag in Lady Margraves Haus verbringen durfte. Ihr Sohn|... spielte gern mit mir.«
    Obwohl die Pause nur einen Sekundenbruchteil dauerte, entging sie dem Viscount nicht. »Ist er älter als du?«
    »Um fünf Jahre.«
    »Seltsam|... erst mit dreiundzwanzig begann ich mich für Mädchen zu interessieren, die fünf Jahre jünger waren. Sogar dann fand ich sie albern, eitel und lästig.«
    India errötete nicht. Stattdessen bewirkten Southertons Worte gerade das Gegenteil – alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und die dunklen Augen erschienen ihm übernatürlich groß. »Damals kanntest du mich nicht«, erklärte sie würdevoll.
    Gewiss war sie niemals albern, eitel oder lästig gewesen. Da es ihr offensichtlich unangenehm war, über den jungen Lord zu sprechen, beschloss er, dieses Thema fallen zu lassen. Zumindest vorerst. »Verzeih mir, natürlich hast du Recht. Erzähl bitte weiter.«
    Nach kurzem Zögern nickte sie, immer noch pikiert. »Wie ich bereits sagte, erklärte sich Lady Margrave bereit, mich in ihr Haus zu holen. Außerdem wollte sie die Vormundschaft übernehmen.«
    »War das auch dein Wunsch?«
    »Da war ich mir nicht sicher. Ich hatte gerade meine Eltern verloren – und noch gar nicht richtig Zeit gehabt, um sie zu trauern. Also tat ich, was nach Ansicht der Dorfbewohner am besten für mich war. Was ich vorgezogen hätte, interessierte ohnehin niemanden. Ich war ja erst elf Jahre alt. Sogar der Vikar meinte, ich solle diese großartige Gelegenheit nutzen. Und die Leute behaupteten, ich müsse dem Himmel danken. Kannst du meine Verwirrung
nachempfinden, Matthew? Nachdem meine Eltern verunglückt waren, sollte ich plötzlich dem Allmächtigen danken|... Nein, ich wusste wirklich nicht, wo ich leben wollte. Nur eins stand für mich fest – am liebsten wäre ich gestorben.«
    South registrierte die sanfte Rebellion, die in diesen letzten Worten mitschwang. Und er sah Tränen über Indias Wangen rollen. Bestürzt hielt er ihr seine Hand hin. »Bitte, India|...«
    Sie rührte sich nicht.
    »Komm zu mir«, flüsterte er.
    Zitternd berührte sie seine Fingerspitzen. Dann umklammerte sie seine Hand wie einen Rettungsanker, warf sich schluchzend in seine Arme und weinte so hemmungslos, wie es nur eine zutiefst verletzte Elfjährige vermochte. South kniete am Boden nieder, drückte India fest an sich, umschlang den Körper einer

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