Glut der Gefuehle - Roman
Wange an seine Schulter. »Du bist ein tapferer Mann – und ich muss mich für meine Feigheit schämen.«
Zärtlich drückte er sie an sich, und seine Lippen streiften ihr weiches Haar. »So tapfer, dass ich deinen angebrannten Eintopf essen würde, bin ich nun auch wieder nicht.«
»Oh Gott!« Sie kräuselte die Nase und befreite sich aus seiner Umarmung. »Nimm das«, bat sie, reichte ihm das Skizzenbuch und eilte die restlichen Stufen hinunter.
Das Dinner war gerettet. In einträchtigem Schweigen sa ßen sie am Küchentisch und aßen. South hatte eine Flasche Rotwein geöffnet, die sie langsam leer tranken. Danach
gingen sie ins Wohnzimmer. India kauerte sich auf den Teppich, wo sie Schnittmuster aus Musselin für das rote Kostüm anfertigte, und der Viscount nahm mit einem Buch auf der Fensterbank Platz.
Ein halbes Dutzend Stecknadeln zwischen den Lippen, schaute sie ihn an. »Wasch liescht du?«
Verblüfft hob er den Kopf. »Welch ein Glück, dass du einen ähnlichen Dialekt sprichst wie meine Mutter und meine Schwester|... Nein, um Himmels willen, schluck die Nadeln nicht runter!«, mahnte er grinsend und hielt das Buch hoch, als wollte er sich vor Indias vernichtendem Blick schützen. » Castle Rackrent, ein Schauerroman von Maria Edgeworth. Den empfahl mir Northam, während wir in diesem Sommer zwei Wochen auf Battenburn verbrachten.«
India steckte die Nadeln in ein kleines Kissen. »Bist du mit dem Baron und der Baronin befreundet?«
»Sagen wir lieber, wir verkehren in denselben Kreisen. Ich gehörte zu den zahlreichen Gästen, die sie eingeladen hatten, um den Jahrestag von Wellingtons Sieg bei Waterloo zu feiern. Kennst du die beiden?«
»Der Baron ist einer von Mr Kents spendabelsten Gönnern.«
»Nicht die Baronin?«
»Nein.«
»Also musstest du Battenburns Annäherungsversuche abwehren.«
India beugte sich wieder über ihre Arbeit. »Nicht bloß einmal.«
Seufzend warf er das Buch auf seine Knie, und sie unterdrückte ein Lächeln. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, wie gern er dem Baron einen Fausthieb verpassen würde.
»Dein Freud North ist mit Lady Elizabeth Penrose verheiratet, nicht wahr?«
»Ja, er hat sie bei den Battenburns kennen gelernt.«
Geschickt heftete India die Schnittmuster zusammen. Dabei konsultierte sie immer wieder die Zeichnung in ihrem Skizzenbuch. »Du hast sie auf Lady Calumets Ball begleitet. Vor nicht allzu langer Zeit.«
Obwohl Indias Stimme beiläufig klang, hatte South das Gefühl, sie würde angespannt auf die Antwort warten. »Ja, das ist erst ein paar Wochen her.«
»Ungewöhnlich, nicht wahr? Ich meine|... dass du dieses Fest mit der Gemahlin deines Freundes besucht hast.«
»Nun, ich hoffe, auch Elizabeth zählt zu meinen Freunden. Aber ich verstehe, was du sagen willst. Wenn so etwas auch ungewöhnlich erscheinen mag – hin und wieder kommt es vor. An jenem Abend wünschte die Lady meine Begleitung, und ihr Ehemann war damit einverstanden. Bisher wusste ich nicht, dass darüber geredet wurde.«
»Du musstest doch mit Klatschgeschichten rechnen! Immerhin war der Gentleman-Dieb auf diesem Ball, und Lord Northams Name wird mit ihm in Verbindung gebracht. Vielleicht wolltest du dich mit Lady Elizabeth zeigen, um die Leute von ihrem Verdacht gegen deinen Freund abzulenken.«
»Ich finde es erstaunlich, wie intuitiv du bist – oder wie gut informiert.«
»Warum kann ich nicht beides sein?«
Der Viscount lachte leise. »Natürlich kannst du das. Und jetzt verrate mir, von wem du deine Informationen beziehst.«
»Von Margrave.« Als sie wieder zu South blickte, sah sie, dass seine Belustigung schlagartig verflogen war. »Er war auf diesem Ball. Wusstest du das nicht?«
»Davon erfuhr ich erst später. Wir wurden einander nicht vorgestellt.«
»Aber er kennt dich .«
»Was?«
»Ja, er kennt dich. Das hat er mir erzählt.«
»Mag sein|... ich bin ihm jedoch nie begegnet.«
»Da behauptet er etwas anderes.«
»Sicher irrt er sich.«
»Er meinte, vermutlich würdest du dich nicht an ihn erinnern. Es ist zwar lange her, doch auch er hat Hambrick Hall besucht.«
Langsam klappte South das Buch zu. »Tatsächlich, sehr lange|... und Margrave ist fünf Jahre jünger als ich. Damals hatte er den Adelstitel noch nicht geerbt, nehme ich an.«
»Nein, er war ein Viscount und hieß Newland.«
»Newland|...« Nachdenklich wiederholte South den Namen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich entsinne mich nicht.«
»Armer Margrave!« In
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