Glut der Herzen - Roman
Wissenschaftlern umgeben zu sein. Den Kristall, wenn ich bitten darf. Der erste, den Sie mir gaben, ist erschöpft. Ein Stück totes Glas.«
»Ich machte Sie darauf aufmerksam, dass sie nicht unbegrenzt funktionieren, zumal wenn jemand versucht, mit ihrer Hilfe eine große Energiemenge zu fokussieren«, knurrte Smith.
Er griff jedoch in seine Manteltasche, zog einen roten Stein hervor und reichte ihn über den Schreibtisch.
Luttrell griff nach dem Stein. »Ich melde mich wieder.«
Smith zögerte verärgert. Ihm passte es sichtlich nicht, wie ein Handelsvertreter einfach fortgeschickt zu werden. Andererseits war er erleichtert, der Gesellschaft eines Mannes entfliehen zu können, den er als sozial unterlegen ansah.
Er nahm seinen Hut und ging.
Luttrell, der den Kristall prüfte, spürte, wie Erregung ihn durchströmte. Der Stein besaß die helle Klarheit, die anzeigte, dass er noch nie benutzt worden war. Die ultimative persönliche Waffe für einen Mann mit großem Talent, dachte er, für einen Mann wie mich.
An sich zog er den Umgang mit normalen Menschen vor. Menschen, die am Rande des Wahnsinns standen, waren zu unberechenbar. In Smiths Fall war er jedoch bereit, eine Ausnahme zu machen.
Außer zu seiner Fähigkeit, die roten Kristalle herzustellen, besaß Smith noch eine krönende Eigenschaft, die seinen geistigen Zustand mehr als nur kompensierte. Tatsächlich machte sie ihn unersetzlich: Smith war Mitglied des obersten Rates der Arcane Society.
27. KAPITEL
»Schon wieder ein Tunnel«, stellte Adelaide resigniert fest. »Ich hätte es mir denken können.«
»Tut mir leid«, sagte Griffin, der sich duckte, um an der niedrigen Steindecke des unterirdischen Ganges nicht anzustoßen. »Gäbe es einen anderen sicheren Weg, dich aus der Abbey an unser Ziel zu bringen, hätte ich ihn gewählt.«
»Ich verstehe. Also lass uns weitergehen.«
Es half, wenn man sich schnellen Schrittes durch den unterirdischen Gang bewegte, hatte sie entdeckt. Ihr Talent zu steigern half ebenfalls. Nicht hilfreich war freilich der Rucksack, den sie über einer Schulter trug. Wie sie Griffin erklärt hatte, weigerte sie sich, ein Versteck ohne frische Sachen zum Umziehen und ohne eine Garnitur seidene Bettwäsche aufzusuchen. Griffin schleppte auch Gepäck mit, viel schwereres als ihres, doch es schien ihn nicht zu behindern.
Sie waren von einer versteckten Falltür im Keller der Abbey in den alten Tunnel gelangt. Auch eine sehr nützliche Hinterlassenschaft der mittelalterlichen Mönche und einer der Gründe für den Ankauf des alten Gemäuers, wie Griffin ihr anvertraut hatte.
Mit ihren weit geöffneten Sinnen konnte sie Schicht
um Schicht verschwommenes Traumlicht auf dem Boden ausmachen. Einige Spuren waren schon Jahrhunderte alt. Die meisten waren ganz schwach. Viele aber brannten vor Angst und unverhüllter Panik. Viele Menschen, die gezwungen waren, diesen Weg vor langer Zeit zu nehmen, hatten mit derselben zermürbenden Angst gekämpft wie sie jetzt. Wer sich für diesen Geheimgang entschieden hatte, musste sich in einer verzweifelten Lage befunden haben.
Griffins Spuren aber waren dank der einzigartigen Energie seines Talents heiß und leuchtend. Sie konnte sehen, dass er diesen Weg im Laufe der Jahre oft gegangen war. Auch war klar, dass die Spuren, die er heute hinterließ, stärker waren als jene aus der Vergangenheit.
»Du bist jetzt viel stärker«, sagte sie. »Ich erkenne es an deinen Spuren.«
»Noch immer keine Anzeichen von Wahnsinn?«
»Keine Spur«, beruhigte sie ihn. »Die leichte Störung, die ich bei unserer ersten Begegnung entdeckte und die auf chronische Albträume hindeutete, ist verschwunden.«
Er gab keine Antwort, sie spürte aber, dass er wenigstens momentan gewillt war, ihr Glauben zu schenken.
Wasser tropfte von den Wänden. Die Luft war abgestanden. Hin und wieder war das Getrippel von Rattenfüßen in der Dunkelheit hinter ihr zu spüren.
Immerhin war sie für das Abenteuer angemessen gekleidet. Jacke und Hose waren ihr auf den schlanken Leib geschneidert worden, ihr Haar war unter einer Männerperücke straff zurückgekämmt. Sie konnte sicher sein, dass man sie für einen Mann halten würde, wenn sie und Griffin aus dem Tunnel auftauchten.
»Wie hast du diesen Tunnel und die anderen Gänge in der Abbey entdeckt?«, fragte sie.
»Ich stieß vor Jahren darauf, als ich auf der Straße lebte«, erklärte Griffin.
Sein Leben muss sehr hart gewesen sein, als er seinerzeit im brutalen
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